PR TB 149 Die Grosse Flut
Eine Lanze senkte sich, traf
die Brust eines jungen Mannes und nagelte ihn an den Stützbalken
des Daches. Drei Kinder hockten schreiend in der Ecke. Einige Hühner,
die aufgeregt zur Tür flattern wollten, wurden mit den Schilden
niedergeschlagen.
Die junge Frau packte die brennende Öllampe und schleuderte
sie nach den Soldaten. Der erste, der das heiße Öl ins
Gesicht bekam, schrie auf und sprang zur Seite. Seine Kleidung begann
augenblicklich zu brennen, sein Kopf wurde zur lodernden Maske. Der
nachfolgende riss einen langen Dolch aus dem Gürtel, seine Hand
und sein Arm beschrieben einen Viertelkreis, und die lange Waffe
drang neben der Wirbelsäule der Frau aus dem Hals. Auf röchelnd
sank die Frau zu Boden. Ein dritter Soldat kippte einen Kessel warmen
Wassers, der über dem Herd stand, über den brennenden Mann
aus und sprang hinaus zur Tür.
Die Flammen erloschen, aber aus der Hütte quoll dicker Qualm.
„Weiter nach vorn! Nicht aufhalten!“schrie jemand.
Aus dem Hintergrund der Gasse kamen noch mehr Krieger. Die ersten
Löwenmänner stürmten bereits weiter. Von einem Dach
aus schleuderten zwei Männer kurze Wurfspeere auf die Soldaten.
Einer der Männer Urs fiel krachend auf sein Gesicht, von einem
Speer ins Herz getroffen. Zwei Bogenschützen blieben stehen,
zogen die Sehnen bis an die Ohren und starrten die Männer auf
dem Dach an. Zwei Pfeile heulten über die kurze Distanz hinweg
und warfen die Männer um. Vom Dach aus wirbelte ein Speer wie
ein müder Vogel hoch und klapperte auf den hochgerissenen Schild
eines Soldaten.
Sie rannten weiter. Tür um Tür flog auf, ein Vorhang
nach dem anderen wurde heruntergerissen, Tiere und Menschen wurden
niedergeschlagen. Die Soldaten wussten, dass diese Stadt ein neues
Herrschaftsgebiet sein würde - man durfte es unterjochen, aber
nicht verwüsten. Nur diejenigen, die sich wirklich wehrten,
wurden getötet. Aber trotzdem verstanden die Truppen Urs ihr
Handwerk hervorragend. Sie hinterließen hinter sich eine Zone,
in der niemand mehr an Gegenwehr dachte, sondern nur daran, sein
Leben zu retten.
Ungefähr zwanzig solcher Gruppen, jeweils etwa fünfundzwanzig
Männer, durchkämmten Susa sternförmig und schlugen
unbarmherzig zu. Inzwischen konzentrierte sich der Kampf auf dem
Marktplatz der Stadt, einem großen Viereck, das von großen
Bäumen umstanden war, und in dessen Mitte ein Brunnen stand, den
Arm mit dem steinernen Ausgleichsgewicht hoch in den Morgenhimmel
gereckt. Vor den Stufen, die zu einem viereckigen Lehmziegelturm
führten, kämpften die Reiter gegen eine Schar Männer,
die zu allem entschlossen schienen.
Ein Mann im Schafspelz, der eine Keule schwang, zertrümmerte
gerade mit einem waagrecht geführten Hieb die Vorderbeine von
Tillabars Reittier. Vornüber stürzte das Tier zu Boden und
schrie jämmerlich, aber der schlanke Körper des Mädchens
überschlug sich in der Luft und landete, ohne dass sie eine
ihrer Waffen hätte losgelassen, wieder auf den Füßen
wie eine Wildkatze.
Aharka-Iddin zerrte mit aller Kraft die widerhakenbewehrte
Lanzenspitze aus der aufgerissenen Brust eines Mannes, der ihn mit
einem Dreschflegel angegriffen hatte. Der Bauer kämpfte noch,
obwohl er praktisch schon tot war. Als Aharka zurückzuckte, traf
das Ende des Geräts sein Pferd auf den Schädel, und der
Ruck, mit dem es sich aufbäumte, riss den Mann von den Füßen
und die Lanze aus seiner Brust. Fleischfetzen und Knochensplitter
hingen daran, als Aharka sein Tier herumwarf und die Waffe auf einen
anderen Verteidiger richtete, der gerade ausholte, um die andere
Sklavin Enlils mit einem Beil aus dem Sattel zu schlagen.
Die Tore hinter dem schlanken, sehnigen Mann auf den obersten
Stufen der Treppe standen
weit offen. Hin und wieder kamen Männer daraus hervor und
stürzten sich mit in den Kampf. Aber um den einzelnen Mann, der
mit drei verschiedenen Waffen gleichermaßen gut umging,
konzentrierte sich der Kampf der Reiter. Einer der zukünftigen
Stadtpriester kauerte vornübergebeugt auf seinem Tier, das wie
wahnsinnig immer entlang der Mauer rannte. In seinem Rücken
steckten zwei Pfeile, sein Fuß hing nur noch an einem Knochen,
und die abgetrennte Hand mit dem Kampfbeil lag auf der untersten
Stufe.
Der Mann auf den Treppenstufen war der Stadtkönig.
Die lederne Schleuder wirbelte, während er den Geschossen der
Bogenschützen auswich, um seinen Kopf. Immer wieder summte ein
faustgroßer Stein durch die Luft und zerschmetterte mühelos
Helm und
Weitere Kostenlose Bücher