PR TB 150 Der Letzte Kurier
sterben läßt, werde ich deine Ansammlung von
Triebwerken zerstören ... und dein Plan ist für immer
dahin!"
„Darüber muß nachgedacht werden", antwortete
die Stimme.
„Inzwischen kann ich zurückkehren?"
„Du kannst. Ich rufe nach dir, wenn das Nachdenken ein
Resultat gezeigt hat!"
„Das ist gut", sagte Mark Richter mit spöttischer
Genugtuung. „Und was, wenn ich dich rufen möchte?"
„Solange du dich in einer der Hallen aufhältst... rufe
nur laut, und ich werde dich hören!"
Der Eingang hatte sich geöffnet. Die Leuchtbahn wies zum Rand
des gewaltigen Hohlraums hinüber. Aber Mark Richter zögerte
noch.
„Du rechnest im Elf-Bit-Kode", sagte er, mehr
feststellend als fragend. „Wie viele Register verwendest du für
die Zeitabrechnung?"
Eine Zeitlang kam keine Antwort, und fast fürchtete Mark
Richter schon, daß er nicht erfahren würde, was für
die Weiterführung seines Planes von entscheidender Bedeutung
war. Aber schließlich verkündete die Stimme:
„Sechs Register dienen mir zur Bestimmung der Zeit!"
„Danke", antwortete Mark unwillkürlich und mit
Erleichterung.
Dann schritt er auf die Energiestraße zu.
Unterwegs rief er Hormel Dalakka von seinem Posten zurück,
nachdem Dalakka ihm beschrieben hatte, daß der Weg zur Sohle
des Schachtes einfach zu finden sei und keinerlei Gefahren berge.
Nirgendwo im Innern der unterirdischen Anlage waren seit der
Zerstörung des Projektors mehr die gefährlichen
Leuchtgebilde beobachtet worden. Es gab guten Anlaß zu glauben,
daß die energetischen Sendeboten der Göttin für immer
ausgeschaltet waren.
Als Mark Richter die halbzerstörte Halle erreichte, war
Dalakka mit seinem Suchtrupp bereits zurückgekehrt. Die Leute
hatten Erstaunliches zu berichten: noch nie zuvor hatten
Menschenaugen eine derartige Ansammlung von Raumschifftriebwerken
entdeckt, wie sie auf dem Grund des Schachtes aus unerfindlichen
Gründen zusammengetragen worden war.
Alsjedoch Mark erschien, konzentrierte sich die allgemeine
Aufmerksamkeit auf ihn. Er winkte zuerst die eigenen Leute zu sich,
dann auch Raqnor da Quertamagin. Sie bildeten einen Kreis um ihn.
„Ich werde Neuarkonidisch sprechen", erklärte er
in derselben Sprache. „Damit sind die Schwierigkeiten annähernd
zu gleichen Portionen verteilt."
Nasey, Sarru und Dalakka nickten; auch Raqnor bejahte. Mark
Richter schilderte, so knapp er konnte, die Begegnung mit der
„Göttin". Er schloß:
„Wir haben es mit einer Ansammlung von Maschinen zu tun. Den
Anfang bildete der Bordrechner der KARINTHA, die vor rund
fünfzigtausend Jahren von dem lemurischen Befehlshaber Sohun Den
Parr mit einer wichtigen Botschaft an den Obersten Kriegsherrn
losgeschickt wurde. Es handelte sich um eine Botschaft von
kriegsentscheidender Bedeutung. Deswegen wurde nicht nur der
Mannschaft eingebleut, daß sie nichts unversucht lassen und
kein Risiko scheuen dürfe, ihr Ziel zu erreichen ...es wurde
auch der Bordrechner so programmiert, daß er von da an die
Ablieferung der Botschaft als seine vordringliche Aufgabe
betrachtete."
Er machte eine Pause.
„Soviel weiß ich", sagte er dann und lächelte
ein wenig: „Jetzt kommt ein bißchen Vermutung. Auf dem
Flug zur Erde versagten die Triebwerke der KARINTHA. Sie wurde zur
Notlandung auf diesem Planeten gezwungen. Anscheinend blieb das
Raumschiff im großen und ganzen unbeschädigt, die
Mannschaft am Leben. Ein Start allerdings war nicht mehr möglich.
Ich nehme an, daß die Mannschaft versucht hat, den Obersten
Kriegsherrn per Hyperfunk zu erreichen ... aber da die Haluter alle
Hyperfunkrelais abgeschossen hatten, kam keine Verbindung zustande.
Immerhin sind es von hier aus mehr als zehntausend Lichtjahre bis zur
Erde - oder nach Lemur.
Nangla Tan Riva und seine Leute erkannten anscheinend die
Unabwendbarkeit des Schicksals. Sie verbrachten den Rest ihres Lebens
auf diesem Planeten und gingen, wie die Göttin sich ausdrückt,
den Weg alles Vergänglichen. Der einzige, der nicht vergaß,
war der Bordrechner der KARINTHA. Sein Auftrag brannte ihm, wenn man
so sagen darf, auf der Seele. Er mobilisierte seine Reserven und
wurde tätig.
Ich weiß nicht, wie viele tausend Jahre er gebraucht hat, um
den Mechanismus zu entwickeln, mit dessen Hilfe er vorbeifliegende
Raumschiffe wahrnehmen konnte. Raqnor hier setzt die obere Grenze:
fünfzigtausend minus siebentausend, also rund
dreiundvierzigtausend Jahre. Aber es mag sein, daß wir, wenn
wir uns richtig umsehen, ältere Dinge und unter
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