PR TB 152 Der Stadtebauer
drehte und von Wind und
Driftzerfasertwurde. Innerhalb und außerhalb des Gemäuers
brannten die Reste von vielen Jahren, in denen niernand seinen Fuß
dorthin gesetzt hatte. Ich sah, daß plötzlich der Rauch
versiegte - dann ging ein harter Schlag durch die Anhäufung von
Quadern. Der Turm bauchte sich an der Basis aus, dann erst schlug der
schmetternde Krach der Explosion an unsere Ohren. Zuerst fielen
einzelne Steine heraus, dort, wo derTurm auf die Felsen aufsaß,
begannen die schwarzen Würfel zu fallen, schlugen gegen die
Felswand und sprangen, sich drehend, in die Tiefe. Einige Herzschläge
später sackte das gesamte Antlitz aus Basalt nach unten, die
beiden seitlichen Mauern fielen gegeneinander, dann kippten die
restlichen Teile des Turmes nach innen und nach vorn, lösten
sich auf und bildeten eine Steinlawine, die im Wald unterhalb der
Felsbarriere verschwand. Ein dröhnendes Rumpeln verhallte etwas
späterzwischen den Hügeln.
"Gründliche Arbeit, Atlantharro!" brummte Rajgir.
"Selbst die schweigsame Göttin ist beeindruckt."
"Es war weniger für sie gedacht", flüsterte
ich. "Aber wir brauchen Menschen in unserer schönen Stadt.
Sie werden von hier kommen!"
"Die ersten brechen schon auf", meinte er mit einem
grimmigen Lachen. "Aber höchst unfreiwillig."
"Komm, sehen wir sie uns näher an!" schloß
ich.
Die Gefangenen, die das Bild und die für sie schauerliehe
Bedeutung des schwarzen Turmes gewohntwaren, befanden'sich in
einerArt Lähmung. Sie rührten sich nicht, Selbst unsere
Krieger, die weitaus weniger in der Welt der
Mythen und Mystik lebten, waren mehr als beeindruckt. Ich berührte
Shahis nackten Arm und sagte:
"Wir haben alles getan, was möglich ist. Wir müssen
zurück."
"Du hast recht", erwiderte sie nachdenklich. "Wir
haben alles abgesprochen, nicht wahr?"
Ich nickte und winkte den Kriegern.
Dreißig Gefangene waren, in zwei Gruppen, mit einem Seil aus
Sehnen aneinander und an die Sättel von zwei Elefanten
geschlossen worden. Zwei Männer, von unseren Pfeilschüssen
verwundet, kauerten vor uns aufdem Boden. Krieger hielten ihre Köpfe
am Haar nach hinten und preßten die Schneiden der breiten
Dolche gegen die Kehlköpfe.
Ich wandte mich an den älteren Mann. Er hatte einen Ausdruck
in den Augen, als erwarte er seinen langsamen Tod.
"Wie heißt du? Was bist du?" fragte ich leise,
aber mit unverhüllter Drohung. „Ich bin Lothal der
Speermacher."
„Du lebst in den Sümpfen dort?"
"Herr, wir sind ein großes Volk aus vielen kleinen,
Gruppen."
Mit drei Fragen erfuhr ich, daß er die Zahl nicht genau
angeben konnte. Aber es mußten Tausende sein.
" Warum habt ihr uns überfallen?" fragte Shahi und
strich in einer leichmäßigen Bewegung immerwieder über
ihr bronzenes Kurzschwert.
"Ihr seid eingedrungen. Wirfürchten uns, Unsere Tiere,
unsere Frauen..." "Vielleicht kommen wirwieder. Du weißt,
was mit denen geschieht?"
Shahi deutete mit der Waffe auf die Gefangenen.
"Ja. Eure Sklaven."
"Hör zu!" sagte sie leise und lockend. "Wir
haben am Ufer des großen Stroms eine prächtige Stadt mit
großen Häusern, gesunden Tieren und viel Korn gebaut. Dort
hin bringen wir die Männer. Sie werden mit uns und für uns
arbeiten."
Die gefesselten Männer starrten uns schweigend an.
"Und noch etwas sage ich dir", fuhr ich herausfordernd
fort. "Wir sind nicht viele. Aber ein einziger unserer Krieger
ist besser als zehn von euch. Die Elefanten werden morden, wenn wir
es ihnen befehlen. Und wir kommen immerwieder und holen Menschen von
euch. Mädchen, Knaben, Jäger. Wir scheren ihnen das Haar
und zwingen sie, wie Tiere für uns zu arbeiten. Und wir alle,
wir, die Herren, und ihr, die Sklaven, werden eine gewaltige Stadt
errichten, die ihren Namen weit in die Welt hinausschreit. Noch
weiter als der schwarze Turm dort drüben. Wir sind die Zerstörer
und die Erbauer."
Shahi lächelte plötzlich, hob den Arm, und ehe ich
eingreifen konnte, schleuderte sie die Waffe. Sie bohrte sich eine
Handbreit vor dem Gefangenen in das Erdreich. Die Männer stießen
einen stöhnenden Schrei aus.
"Und noch etwas sage ich, Shahi, die Schwärze Göttin!"
meinte sie listig. "Wirsind reich. Wir haben große Herden
von Rindern und Wasserbüffeln. Kamele tragen unsere Lasten, Esel
und Pferde ziehen die Wagen. Die Scheunen sind voll Korn, die
Rauchfänge voller Schinken aus dem Flußpferd und von
gedörrtem Antilopenfleisch.
Unsere Mädchen sind schön und feurig, wir haben Gold,
unermeßlich viel
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