PR TB 152 Der Stadtebauer
und in glühenden
Tropfen nach allen Seiten sprühen. In dem weißrot
zuckenden Licht sah ich, daß das Innere des Turmes oval, rund
zehn Mannslängen hoch und in Titanenbauweise errichtet worden
war. Wie ein gewaltiger Keil hing dertonnenschwere Schlußstein
genau über meinem Kopf. Knirschend bewegte sich etwas in dem
Gemäuer; handgroße Granitbrocken prasselten in den Schutt.
Es stank nach schmorenden Substanzen; ich ging rückwärts
bis zum Eingang und sah die zerstörten Teile der Mauer,
unterhalb der langgestreckten Mundöffnung. Dann begannen die
ersten Flammen hochzulecken, dicker Rauch entwickelte sich. Ich zog
mich bis zum Eingang zurück und versperrte ihn mit meinem
Körper. Ich nahm aus meinem Gürtel eine der kleinen Bomben,
stellte den Zünder ein und schärfte die Ladung.
Noch fünfmal feuerte ich an strategische Stellen und trennte
die Verbindungen der aufeinandergepreßten Steine. Bisher hatte
das ungeheure Gewicht der einzelnen, ineinander verzahnten Quadern
den Turm gehalten -vielleicht würde die Detonation diesen Halt
aufheben.
Ich steckte mein Schwert zurück und kroch hustend aus dem
Loch. Aus der Öff nung der Ohrmuschel zog sich der erste
Rauchfaden. Frische Luft drang in meine Lungen. Ich brachte-mich in
Sicherheit und versuchte, das auf geregt rückwärtsgehende
Tierzu beruhigen, indem ich mitderflachen 1 land auf den Rüssel
schlug. Hinter mir quoll schwarzer, stinkender Qualm aus der Öffnung.
Im Mauerwerk begann es bedrohlich zu ächzen.
"Atlan!" rief Shahl und streckte die Hand aus. "Was
hast du dort drinnen getan?"
Ich schwang mich aufden Sitz hinauf und sagte zum Treiber
"Schnell! Bring uns zurück zu den anderen!"
Das Tier drehte sich auf kleinstem Raum und lief. dann vorsichtig
den Pfad zurück, den wir gekommen waren. Wieder begleitete
rutschendes Geröll unseren Weg.
"Ich habe versucht, eine Legende zu vernichten!"
versicherte ich grimmig.
Wir hatten nicht mehrviel Zeit. In einem halsbrecherischen Trab,
rutschend und stolpernd, raste das Tier mit uns ins Tal hinunter.
Wir klammerten uns fest, und schließlich erreichten wir
ebenen Grund.
Ich sagte.
"Halt! Dreht euch um!"
Das Tier lieftrotzdem weiter, aberwir starrten den Turm an. Aus
den Ohren, den Augen und dem Mund drangen dicke, dunkelgraue
Rauchwolken und wurden von der heißen Luft schräg aufwärts
gerissen. Unsere Krieger und die Gefangenen, die sich langsam
erholten, hatten uns kommen sehen und standen wie erstarrt da.
Ein dumpfes Stöhnen der Angst empfing uns, als Wir die Gruppe
aus vier fressenden Tieren und rund fünfzig, Männern
erreichten.
Ich stand auf und hielt mich an der Lehne des schwankenden Sitzes
fest.
"Seht alle dorthin!" rief ich laut. "Wir Leute aus
der prächtigen Stadt am Strom haben den Fluch von euch
genommen!"
Die Gesichter-der gefesselten Gefangenen waren grau vor Furcht.
Sie begriffen noch nicht, was geschehen war. Der Rauch wurde einmal
dünner, dann wieder dichter. Es war ein herrlicher,
schrecklicher Anblick - der Kopf lebte und spie Flammen und Rauch.
"Der Dämon!" murmelten die braunen Männer mit
den Fell Lendenschurzen."Er spricht."
„Erwird gleich mit lauter Stimme sein letztes Wort
gesprochen haben!" schrie ich. "Dann wird er
auseinanderbrechen und nicht mehr sein. Ihr seid dann frei. Nicht
ihr, denn ihr seid Gefangene und Sklaven der prächtigen Stadt!"
Ich verließ meinen Platz und ging langsam durch die
erschrocken und bewundernd starrenden Männer bis zu Rajgir, der
mich wohl am besten kannte und am wenigsten beeindruckt war.
"Der große Zauberer hat wieder geheimnisvolle Dinge
getan, Atlan?" Rajgir grinste flüchtig. Ich zupfte Staub
und Holzteilchen aus meinem Bart.
"Es liegt in der Natur der Zauberer, solche Wunder zu
vollbringen", sagte ich leise."Sieh genau hin. Das isterst
derAnfang."
Unsere Krieger hatten die Männer aneinandergefesselt. Einige
von ihnen standen, die anderen saßen zitternd aufdem
zerstampften Boden. Die Waffen waren eingesammelt und auf einen
Haufen geworfen worden. Mehr als hundertAugen blickten hinaufzu dem.
schwarzen Felsen, derdas weite Talsystem überragte.
Der Rauch änderte seine Farbe.
Bis jetzt war er dunkelgrau und schwarz gewesen.jetzt leckten
immer wieder lange, züngelnde Flammen aus den Öffnungen.
Hin und wieder rissen sie ab, und es war, als schreie der dünnlippige
Mund tonlos, verzweifelte Flüche. Hoch über dem Turm
vereinigten sich die fünf Säulen aus Flammen und Rauch zu
einer dicken Wolke, die sich langsam
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