PR TB 152 Der Stadtebauer
niederschlagen konnten. Hin und wieder
donnerte ein Speer gegen
einen Schild, kreischte ein Elefant auf, als ihn ein Pfeil traf.
Ein Jägerwurde aus dem Sitz gerissen, schlug mit der Kupferaxt
um sich und wurde von mir gerettet - ich schoß dem Mann, der
ihn niederschlagen wollte, einen Pfeil in die Schulter des
Schlagarms.
Die hintersten Fremdlinge begannen zu flüchten. Sie waren
waffenlos.
Sie steckten diejenigen an, die an der Spitze gegangen, waren und
noch immer versuchten, sich zu wehren. Die Flucht setzte sich fort.
Wir erzeugten vor uns ein Chaos, das auch weitaus bessere und klügere
Gegner in die Flucht getrieben hätte. Nichts war für den
mutigsten Mann so deprimierend wie der Umstand, gehetzt und
waffenlos, ohne eine Idee zur Gegenwehr, einem überlegenen
Gegner in dessen eigenem Land gegenüberzustehen. Sie rannten.
Es waren nicht mehr viele. Vielleicht vierzig, fünfzig. Die
anderen waren ausgeschaltet. Wirsteigerten das. Tempo der Elefanten,
und die Fremden liefen in heilloser Panik der Stadt zu. Die Wege
wurden breiter und besser, daher wurde aus der Flucht ein Rennen. Wir
brachen es ab, als wir weit vor uns die ersten Hirten und Jäger
aus der Stadt sahen. Sie waren genau vorbereitet.
In einer stinkenden Staubwolke kamen die Kolosse zum Stehen.
Wirwaren schweißüberströmt, blutig, voller Staub,
abgerissene Blätter klebten an uns. "Zurück!"
befahl Shahi aufgeregt. "Wir holen alle, die dort liegen!"
Es war kein Kampf mehr.
Wir bewegten uns zurück und fingen alle, die sich noch rühren
konnten. Wir banden ihnen die Hände aufden, Rücken. Alles
geschah schweigend. Sie waren gelähmt und derartig tief
erschrocken, daß wir keine Mühe hatten. Verglichen mit uns
wirkten sie wie erschreckte Kinder.
Bald erhielten wir Hilfe aus der Stadt. Eine schnelle Zählung
ergab eine Zahl, etwas kleiner als zweihundert. Bei Einbruch der
Dunkelheit wurde der Weg zur Felderrampe, die in die Unterstadt
führte, mit Fackeln und, Öllampen markiert.
Die ganze Bevölkerung Mo'enshotharros sah zu, wie derZug aus
Jägern, alten undjungen Männern, Mädchen injedem
Alter, Frauen und zwei hinkenden Hunden vorbeistolperte.
Ich stand neben Shahi aufeinem breiten Mauerband ,der Umwallung
und sah schweigend zu. Es war alles andere als ein erhebender
Anblick. Sie taten mir leid, diese Waldmenschen, denn sie waren in
eine perfekte Falle gegangen. Aber noch vor der Regenzeit würden
sie Bürger der Prächtigen Stadt sein - das war ein
kleinerTrost.
"Dein Gesicht istfinster, Freund!" murmelte Shahi und
riß sich das Lederband vom Kopf. Ihr Haar ergoß sich wie
ein Wasserfall über Nacken und Schulter. Ihrstaubbedecktes
Gesicht glich einer rituellen Maske.
"Ich liebe keine versklavten Menschen. Aber ich weiß,
daß wir sie für eine gewisse Zeit versklaven müssen."
Zu meiner Überraschung lachte sie herzlich und offen.
"Wir haben nur ein Ziel, ich und du! Wir bauen die schönste
Stadt der Welt!" "Kennst du die Welt?" fragte ich
zurück. "Weißt, du, ob es an anderen Orten nicht
schönere und größere Städte gibt, die mächtiger
sind als Mo'ensho-tharro? Weißt du, ob nicht ganze Reiche
größer und mächtiger sind, so daß sie in einer
Stunde unsere Stadt vernichten können?"
Sie sah mich mit ruhiger Bestimmtheit an.
"Ich denke nicht in derArt der Eingeborenen. Ich bin die
Schwarze Göttin, eine ferne Tochter derAiv. Ich weiß, was
ich weiß."
"Ich weiß auch, was andere wissen", gab ich
zurück. "Du bist jung, schön und begehrenswert. Du
solltest nicht solche wahnwitzigen Gedanken oder Träume haben."
"0 Mann", antwortete sie und betrachtete den
schweigenden Zug so, wie ich eine Kolonne roterAmeisen angesehen
hätte. "Eines Tages wirst auch du einsehen müssen, daß
ich mehr Macht über die Menschen habe und meine Träume wahr
werden können."
"Das ist sehrwahrscheinlich", entgegnete ich vorsichtig.
"Aberwir beide sind nicht ewig. Unsere Zeit läuft
irgendwann ab. Ich denke, daß diese Menschen dich achten und
fürchten. Aber sie lieben dich nicht. Du solltest dein
Traumreich und die Freuden deiner Gedanken auf Liebe, Verstehen und
Freundschaft gründen, nicht auf' die kalte Herrschaft
derjungfräulichen Einsamkeit."
,Was weißt du schon, der du ein Mann bist?" fragte sie
nach einer kleinen Weile.
"Nichts", sagte ich hart. "Aberda ich ein Mann bin,
zeige ich es niemandem. Wie dem auch sei, Shahi - du bist ein Mensch.
Keine Göttin. Du blutest, wenn man dich verwundet. Und auch dein
Herz blutet mitunter,
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