PR TB 153 Notlandung Auf Virginis II
auch den Chinesen. Er stand auf einer flachen
Erhebung. An seiner Seite schaukelte einer der üblichen
Vorratsbeutel, in den er immer wieder hineingriff, etwas daraus
hervorholte und in die rechte Hand nahm. Dann stieß er seine
kreischenden Beschimpfungen aus und warf den Gegenstand nach dem
Baum, der sofort mit einer Gegenattacke reagierte.
„Ich weide dil helfen, du Kaltoffelschleudel! Aha, nun geht
dil die Munition aus, was? Ja, wackel nul mit den Zweigen, da ist
nichts mehl dlan...!"
Und wieder warf er wütend etwas gegen den verzweifelten Baum,
der offensichtlich keine Früchte mehr besaß, die er dem
Angreifer entgegenschleudern konnte.
„Bist du übergeschnappt?" erkundigte sich John,
als sie nahe genug herangekommen waren.
Tschu Peng fuhr erschrocken herum und ließ den Stein fallen,
den er gerade werfen wollte. Er mußte sie mühsam
zusammengesammelt haben.
„Ach, ihl seid es nul?" Er griff wieder in den Beutel.
„Meine alme Nase! Ich kann noch immel nichts liechen..."
„Laß den Unsinn jetzt!" ermahnte ihn John. „Der
Baum kann doch nichts dafür, außerdem kann er sich nicht
mehr wehren. Komm jetzt mit, oder wir sind gezwungen, dem
Kommandanten den Vorfall zu melden."
„Schöne Kameladen!" murrte Tschu Peng, gab aber
sein Rachevorhaben auf. Gehorsam folgte er ihnen zurück zum
Schiff.
Nach dem Mittagessen ging die Suche nach den Defekten wieder
weiter, eine langweilige und - nach Meinung der Kadetten - absolut
überflüssige Beschäftigungstherapie. Am Nachmittag war
Annicque mit ihren Untersuchungen fertig und bat den Kommandanten um
eine Unterredung, um ihm das Ergebnis mitzuteilen. Ihr Gesicht war
sehr nachdenklich, als sie in Rogers Kabine verschwand.
Inzwischen war die Echse erwacht. Sie schien zu glauben, nur
geschlafen zu haben, denn wieder blieb sie liegen und fühlte
sich offensichtlich wohl. Sie döste mit halboffenen Augen vor
sich hin und kümmerte sich um niemanden. Es war, als warte sie
auf etwas.
Über Interkom rief der Kommandant die gesamte Besatzung in
der Messe zusammen. Er habe eine wichtige Mitteilung zu machen.
„Was mag das denn schon wieder sein?“ wunderte sich
Tomaselli ein wenig verärgert. „Vielleicht will er uns
eröffnen, daß die Übung beendet ist und wir morgen
starten. Schade, mir gefällt es hier recht gut.“
Annicque, die neben ihm ging, warf ihm einen kurzen Blick zu,
sagte aber nichts.
Auch die Offiziere waren anwesend, während Sergeant Brüll
versuchte, das allgemeine Stimmengewirr durch seine noch lautere
Stimme einzudämmen. Er wurde erst ruhig, als der Kommandant
eintrat und mit beiden Händen abwehrte, als die Kadetten
aufsprangen.
„Bleiben Sie sitzen, meine Herren! Ich habe Sie gerufen, um
Ihnen folgendes mitzuteilen. Biologin Bonnet und Chemikerin Oyster
waren so freundlich, unseren seltsamen Gast unter dem Schiff zu
untersuchen. Wie Sie wissen, handelt es sich um eine zwei Meter lange
Echse, die einen friedlich und harmlosen Eindruck macht. Ich darf
Ihnen versichern, daß ihr Verhalten nun kein Rätsel mehr
ist, denn die Untersuchung hat einwandfrei ergeben, daß es sich
bei dem Tier um ein sehr junges Tier handelt, praktisch um ein Baby.
Es muß sich verlaufen haben und sucht nun bei uns Zuflucht.
Vielleicht hat es auch Hunger und wartet darauf, daß wir es
füttern. Jedenfalls besteht kein Grund zur Besorgnis. Ja, das
war es eigentlich, was ich Ihnen sagen wollte. Morgen werden wir die
Suche nach den Defekten fortsetzen und...“
„Sir!“
Alle sahen sich nach Annicque Bonnet um, die den Kommandanten so
respektlos unterbrach. Major Roger verschluckte sich ein wenig,
nickte ihr aber zu.
„Ja, Kadettin Bonnet. Was ist?“
„Ihre Schlußfolgerung ist zwar richtig, aber nicht
vollständig. Ich würde empfehlen, sämtliche
Konsequenzen meiner Untersuchung bekanntzugeben. Sie wissen doch, was
ich meine?“
Der Kommandant war sichtlich verwirrt.
„Richtig, das stimmt. Ich wäre noch darauf zu sprechen
gekommen, aber wenn Sie meinen, können wir das gleich
erledigen.“
„Ich bitte darum, Sir.“
Die Spannung stieg auf den Höhepunkt. Sergeant Brüll
stand neben der Tür, den Mund weit offen und die Augen starr vor
Erwartung. Einige Kadetten kicherten.
„Natürlich“, begann Major Roger, „besteht
die Möglichkeit, daß die Eltern ihr Baby suchen. Und da
nun das Baby bereits zwei Meter lang ist, könnte es vielleicht
sein, meint Kadettin Bonnet, wäre es gut möglich, daß
die Eltern... nun... etwas größer
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