PR TB 153 Notlandung Auf Virginis II
sind.“
Sergeant Brülls Mund klappte hörbar zu.
„ Wieviel größer?“ rief John übermäßig
laut.
Annicque sah sich nach ihm um.
„Die Wachstumsrate ist unbestimmbar, aber wenn ich unsere
eigene als Berechnungsgrundlage nehme, etwa viermal so groß.
Und noch etwas: es handelt sich bei der Echse nicht um einen
Pflanzenfresser.“
Für einen Augenblick war absolute Ruhe in der Messe, dann
sprachen alle durcheinander, bis der Sergeant mit seiner Donnerstimme
dazwischenfuhr.
„Ab sofort", gab der Kommandant bekannt, „darf
niemand mehr unbewaffnet das Schiff verlassen. Wir werden versuchen,
die Eidechse - sagen wir lieber: den kleinen Saurier von hier zu
vertreiben. Wenn die großen ihn bei uns finden, könnten
sie falsche Schlüsse ziehen und uns angreifen."
„Warum starten wir nicht einfach und verschwinden?"
fragte John scheinheilig.
Major Rogers durchbohrender Blick traf ihn fast fühlbar.
„Weil es wahrscheinlich auf dem ganzen Planeten diese
Ungeheuer gibt", sagte er dann in einem Tonfall, der eindeutig
darauf schließen ließ, daß es überhaupt keine
andere Möglichkeit der Ortsveränderung geben konnte. „Im
übrigen möchte ich Sie, meine Herren -und natürlich
auch unsere beiden Damen - noch einmal und zwar zum letzten Mal
darauf aufmerksam machen, daß unsere Lage ernst ist. Wer noch
immer an eine harmlose Übung glaubt, wird in wenigen Wochen oder
Monaten schon dahinterkommen, daß er sich geirrt hat. Wir
beginnen morgen mit dem Bau der Bungalows. Gute Nacht."
Sie sahen ihm ein wenig unsicher geworden nach. „Der größte
Bluff des Jahrhunderts!" sagte Hank Fin-ley, als sie in den
Betten lagen. „Hätte ich dem Alten nie zugetraut."
„Er wirkt ungemein überzeugend", gab auch Gerad
Berger zu.
„Staatsschauspieler!" behauptete John. „Wochen
und Monate! Ich weiß von meinem Vater, daß so ein
Prüfungsflug nicht länger als zwei Wochen dauern darf."
„Die sind bald vorbei", murmelte Hank und kroch unter
die Decke. John zog seinen Ring ab und fummelte an ihm herum.
„Der läßt mich ja ganz schön im Stich. Mit
dem Empfänger hätte ich feststellen können, ob sie von
der Kommandozentrale aus heimlich funken. Dann wüßten wir
endgültig Bescheid."
„Was ist denn los mit deiner Wunderkonstruktion?"
„Nicht die geringste Ahnung, Gerad. Die Kristalle habe ich
ja nicht selbst hergestellt, sondern bei Springfield organisiert."
„Bei dieser Bruchfirma? Von denen hatte meine Großmutter
ein Radio gekauft, und was meinst du, was die ihr schickten?"
„Nanu, was denn?"
„Ein Radio."
„Na und? Sie wollte doch eins..."
„Richtig, aber eins, das funktionierte. Mit dem Ding, das
sie ihr schickten, hätte man höchstens Kaffee oder Eier
kochen können, aber sonst nichts. Wenigstens haben sie es
umgetauscht, wenn es auch ein paar Wochen dauerte."
John schüttelte den Kopf.
„Also Springfield... ich weiß nicht, hatte nur selten
Ärger mit denen. Außerdem sitzt ein entfernter Verwandter
von mir in der Lieferabteilung. Der besorgt mir das, was ich
brauche."
Gerad richtete sich auf und deutete auf den Ring.
„Aha, da hast du es schon! Er hat dir Mist besorgt!"
„Jede Firma hat einen gewissen Prozentsatz Ausschußware,
die an den Mann gebracht werden muß."
Gerad seufzte.
„Du warst dieser Mann, und das ist jetzt unser Pech!"
John ließ sich nicht beirren. Er fummelte weiter an seinem
geheimen Hyperfunkgerät herum, fand aber den Fehler nicht.
Eigentlich zum ersten Mal in seinem ganzen Leben fühlte er
sich ziemlich ratlos.
Noch während er einschlief, fluchte er lautlos auf
Springfield.
Der vierte Tag auf Virginis II verlief recht harmonisch, wenn man
von der Tatsache absah, daß die Kadetten körperlich
arbeiten mußten. Zwar brachten Antigravplatten und Roboter die
Fertigteile aus dem Schiff, aber die mußten schließlich
noch richtig zusammengesetzt und aufgestellt werden. Sergeant Brüll
fühlte sich in seiner Rolle als Sklaventreiber sichtlich wohl.
Seine markante Stimme war überall zu hören, bis Major
Ro-ger es leid wurde und an der Baustelle, hundert Meter vom Schiff
entfernt, erschien.
„Sergeant, wenn Sie weiter so laut sind, locken Sie uns
sämtliche Saurier der Umgebung auf den Hals. Schimpfen Sie
leiser!"
Sherry und Bourbon waren mit dem Gleiter unterwegs gewesen und
brachten gegen Mittag ein erlegtes Einhorn, das nach eingehender
Untersuchung durch das Chemielabor von Citta Oyster für
genießbar erklärt wurde. In der nahen Bauminsel
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