PR TB 153 Notlandung Auf Virginis II
erkannte, griff er unwillkürlich
an seine Nase, die noch immer leicht geschwollen war. Dann kamen der
Hang zum Meer, die im Süden gelegene Steppe, das ferne Gebirge
im Westen, dann wieder der Waldrand im Nordwesten.
Die Regelmäßigkeit der wiederkehrenden Bilder
schläferte ein.
Als er nach einer scheinbar kurzen Pause die Augen wieder einmal
aufschlug, kam es ihm vor, als hätte sich der gewohnte Anblick
des Waldrands in einer winzigen Kleinigkeit geändert. Ehe er
aber richtig hinsehen konnte, war das Bild weitergewandert.
Hastig regulierte er die Drehbewegung der Polkamera und ließ
sie ein Stück zurückfahren. Als er den Waldrand wieder auf
dem Schirm hatte, hielt er das Bild an.
Richtig! Er hatte sich nicht geirrt.
Da war ein massiger Hügel, der vorher nicht vorhanden gewesen
war.
Und der Hügel bewegte sich langsam und wurde größer.
Vielleicht wurde er auch nicht größer, sondern kam nur
näher.
Ein eisiger Schreck fuhr Tschu Peng in die Glieder, und er war
sofort hellwach. Dem Schiff näherte sich ein Gigant, lautlos und
wahrscheinlich voller Freßgier. Es mußte sich um den
Vater oder die Mutter des Saurierbabys handeln.
Hastig drückte der Chinese die Interkom-Taste, die ihn mit
dem Wachhabenden verband. Das war heute Sergeant Brüll. Sein
Gesicht erschien sofort auf dem kleinen Bildschirm. Seine kleinen
Augen verrieten, daß er noch nicht ganz wach war.
„Was ist denn los?“ rief er verwirrt.
„Ein Sauliel ist dlaußen, Sil!“ entgegnete Tschu
Peng aufgeregt. „El will uns flessen!“
„Was ist ein Sauliel?“ brüllte der Sergeant, ehe
er auf den Gedanken kam, das l durch ein r zu ersetzen. „Ein
Saurier, meinen Sie? Träumen Sie oder sehen Sie Gespenster,
Kadett?“
„Ich sehe nul einen Sauliel!“
„Bin gleich da, und wehe, Sie haben sich geirrt!“
Das Bild wurde dunkel.
„Ich wäle floh, wenn ich mich geillt hätte“,
murmelte Tschu Peng und schwankte zwischen Bedenken und
Erleichterung. Er wußte nicht, was ihm lieber war: ein
richtiger Saurier oder ein enttäuschter Sergeant.
Brüll stürmte in die Kommandozentrale und starrte auf
den Panoramaschirm. Er sah den Schatten sofort und setzte sich
erschrocken in den erstbesten Sessel vor den Kontrollen.
„Mann, ist das ein Ding!“ entfuhr es ihm, und er
sprach erstaunlich leise. Wahrscheinlich befürchtete er, das
Untier durch allzu lautes Reden in Wut zu versetzen, obwohl es ihn
natürlich gar nicht hören konnte. „Da wird es aber
Zeit, daß wir von hier verschwinden...“
„Also, doch nul eine Übung, Selgeant?“ fragte
Tschu Peng harmlos.
„Es ist keine Übung, Kadett Tschu Peng!“
erwiderte Sergeant Brüll sanft und bestimmt. „Wir müssen
den Kommandanten wecken.“
Major Rogers erschien wenig später bei ihnen und sah auf den
Bildschirm. Inzwischen war ein zweiter Saurier erschienen, der sich
auf die Silhouetten der Bungalows zuwälzte und dann dicht davor
anhielt, so, als müsse er sich überlegen, was er mit den
merkwürdigen Würfeln anfangen solle.
„Wir brennen ihnen ein kurzes Energiebündel auf den
Pelz“, entschied Roger schließlich, obwohl es seine
ursprüngliche Absicht gewesen war, die Untiere nicht zu reizen.
„Sie trampeln uns sonst die ganze Siedlung zusammen.“
Das kleine Polgeschütz war schnell auf die beiden Ziele
eingerichtet, die bei zunehmender Helligkeit nun besser auszumachen
waren. Ihre Formen verrieten ohne jeden Zweifel die enge
Verwandtschaft mit der kleinen Echse, die sich unter dem Schiff so
wohl gefühlt hatte. Nur waren die „Verwandten“
mindestens zehnmal so groß.
Roger nahm sorgfältig Ziel, ehe er den Feuerknopf am
Leitstand für zwei oder drei Sekunden eindrückte. Das
gefächerte Bündel prallte auf den dunkelfarbigen Körper
und floß nach allen Seiten ab. Ein Ruck ging durch den Saurier,
der lange Hals mit dem relativ kleinen Kopf schwenkte herum und
suchte den unsichtbaren Gegner. Dann trat das Tier den Rückzug
an.
„Nun der Bursche bei den Bungalows, ehe er Schaden anrichten
kann“, sagte Sergeant Brüll mit unterdrückter
Begeisterung. Es war schon lange her, daß er an einer Übung
teilgenommen hatte, bei der scharf geschossen wurde. „Jedenfalls
wissen wir jetzt, daß sie einen Energieschock nicht sonderlich
mögen.“
„Wir könnten sie auch töten“, murmelte Roger
und zielte erneut. „Vielleicht ist das eines Tages
unumgänglich, wenn sie uns ernsthaft angreifen.“
Die Saurier verschwanden im Wald und kamen nicht mehr zum
Vorschein.
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