PR TB 154 Der Zukunftsseher
konnten auf den Bildschirmen deutlich sehen, was
geschah.
„Es ist, wie ich sagte", bemerkte der Terraner. Er
hämmerte mit seinen blauen Fingern auf dem Bildschirm herum.
„Sie schießen Raketen ins Tal hinein. Sie wollen den
Gehörnten erledigen."
„Fliege zu ihm, Blue", bat Pamo. „Schnell. Wir
müssen ihn herausholen."
Blue Eigk lächelte.
„Zuerst jagen wir denen da unten erst einmal einen Schreck
ein", sagte er. Gleichzeitig ließ er den Gleiter steil
abfallen.
„Setz den Paralysator ein", sagte Pamo. „Damit
schalten wir sie am schnellsten aus."
Er deutete auf eine Tastatur, die mit grüner Farbe
gekennzeichnet war. Blue Eigk nickte nur. Simo San warf sich das
schwarze Haar über die Schultern zurück und lief eilig zu
den Tasten hinüber. Mit einem Blick auf den Bildschirm
überzeugte er sich davon, daß der Gleiter sich in der
richtigen Position befand. Noch hatten die Tempteter nicht bemerkt,
daß der Gleiter sich ihnen näherte. Keiner von ihnen
blickte nach oben. Sie waren derart mit ihrem Raketenangriff
beschäftigt, daß sie auf nichts anderes achteten.
Simo San sprang mit beiden Füßen gleichzeitig auf eine
Taste, schnellte sich von hier aus gleich zur nächsten weiter
und von hier aus wiederum zur nächsten. Sein Gewicht reichte
aus, die Tasten ein wenig herabzudrücken. Damit löste er
die Paralysestrahler aus. Unsichtbare Schockwellen strichen über
die Tempteter hinweg und fällten sie. Sie kippten einfach um.
Regungslos blieben sie neben ihren Lafetten liegen, und keiner von
ihnen erfaßte, was geschah.
„Es reicht, Meisterschütze", sagte Pamo.
Blue jagte den Gleiter ins Tal hinein. Das Haus des Gesuchten lag
direkt am See zwischen hohen Bäumen. Es war nicht getroffen
worden. Die Raketen waren alle zu weit geflogen.
„Wir landen vor dem Haus", sagte Frank. „Wenn der
Gehörnte in die Zukunft sehen kann, dann weiß er auch, daß
wir kommen, und er wird uns nicht mit der Waffe in der Hand
entgegentreten."
Das Haus war aus Baumstämmen gefertigt, die grob behauen
waren. Auf dem flachen Dach wuchsen Gräser und Büsche.
Einige Kleintiere befanden sich in Gehegen am Ufer des Sees.
Als die Maschine aufsetzte und Frank Pamo ausstieg, öffnete
sich die Tür des Hauses, und ein Tempteter kam heraus. Er fiel
durch zwei gekrümmte Hörner auf, die ihm aus der Stirn
wuchsen. Sie waren etwa so lang wie ein Daumen. Ein weißer,
wallender Bart zierte das Kinn des Einsiedlers, der in graue Tücher
gehüllt war.
Der Gehörnte hob beide Arme. Die Stielaugen streckten sich
Blue und Pamo entgegen.
„Ich habe auf Sie gewartet", erklärte er dann.
Seine Worte wurden vom positronischen Translator erfaßt und
übersetzt. „Sie sind allerdings etwas früher
gekommen, als ich gedacht habe."
Frank und der Terraner blickten sich an. Simo San, der versteckt
in der Brusttasche des Maruners steckte, schwieg.
„Warum schießt man auf Sie?" fragte Frank.
„Bisher hatten wir den Eindruck, daß Sie hohes Ansehen
genießen."
„Kommen Sie ins Haus", bat der Einsiedler. „Ich
werde Ihnen alles erklären."
Pamo blickte zum Taleinschnitt hinüber. Dort war nach wie vor
alles ruhig. Die Raketenstellungen meldeten sich nicht mehr.
Das Haus war einfach eingerichtet. Felle und andere Jagdtrophäen
zeigten, wovon der Tempteter lebte. Er füllte zwei Gläser
mit Wasser und stellte sie auf den Tisch.
„Ich habe mir lange überlegt, wie ich Ihrem Freund eine
Erfrischung anbieten kann", sagte er. „Ich weiß es
nicht, denn ich habe kein Gefäß, das passend für ihn
wäre."
„Von wem sprechen Sie?" fragte Frank, der sich auf
einen Hocker setzte. Auch Blue Eigk nahm Platz. Er wählte eine
mit Fellen belegte Bank.
„Ich meine Ihren kleinen Freund, den Sie jetzt vor mir
verstecken. Er ist so klein, daß er in meine Hand paßt."
Verblüfft blickten Eigk und der Maruner sich an.
„Dann kann ich ja wohl auch hervorkommen", rief Simo
San und kletterte aus der
Brusttasche des HS hervor. Mit einem weiten Satz schnellte er sich
zum Tisch hinüber.
Neben den Gläsern blieb er stehen und stemmte die Fäuste
in die Hüften.
„Hier bin ich, Gehörnter. Woher wußtest du, daß
ich mit von der Partie bin?"
„Was sagt er?" fragte der Tempteter.
„Er möchte gerne wissen, wieso Sie von ihm wußten."
„Es steht in dem Buch, das ich schon vor dreißig
Sonnenumläufen geschrieben habe", antwortete der
Einsiedler. „Sie können es nachlesen. Darin wird
beschrieben, daß einer von Ihnen ein Höherer ist.
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