PR TB 154 Der Zukunftsseher
Schnabel des zweiten Angreifers seinen Nacken.
„Schluß", schrie der Maruner. Er griff zu seiner
Waffe. „Aufhören."
Keiner der Tempteter reagierte. Keiner schien seine Worte gehört
zu haben.
Frank feuerte den Energiestrahler ab. Der sonnenhelle
Energiestrahl zuckte durch den flatternden, kreischenden Schwarm der
Vögel hindurch und verbrannte drei von ihnen. Doch auch damit
änderte sich am Kampfgeschehen nichts. Nun lagen bereits fünf
Tempteter tot auf den Steinen, mit denen der Platz gepflastert war.
Die restlichen vier wehrten sich nur noch kraftlos gegen die
mörderischen Vögel.
Frank schoß erneut. Wieder tötete er drei Tiere. Dann
fiel ein Schatten über sein Gesicht. Er blickte nach oben und
bemerkte gerade noch, daß sich vier Vögel auf ihn
stürzten. Er warf sich zur Seite und wich ihnen aus, doch damit
verschaffte er sich nur für Sekundenbruchteile Luft. Die Tiere
attackierten ihn sofort wieder, und er konnte sie nur mit einem
weiteren Schuß aus seiner Waffe abwehren. Er flüchtete bis
zum nächsten Haus und stellte sich mit dem Rücken dagegen,
und erst jetzt merkte er, daß die Raubvögel nicht mehr
allein waren.
Tausende Vögel der verschiedensten Art waren hinzugekommen,
und der Kampf der Tempteter war zu Ende.
Die letzten beiden Überlebenden ließen die Arme sinken.
Sie standen völlig still und warteten. Entsetzt beobachtete
Frank, daß einige Vögel sie zögernd umkreisten. Fast
drei Minuten vergingen, dann plötzlich griffen die Tiere an. Die
Tempteter wehrten sich nicht mehr. Sie ließen sich töten.
Frank ließ die Waffe sinken. Er glaubte, daß nun alles
vorbei sei. Doch er irrte sich. Drei kleine Vögel jagten auf ihn
zu. Sie waren nur etwa handlang, hatten aber lange, spitze Schnäbel,
die fast ebenso lang waren wie ihr Körper. Der Maruner sah sie
kommen und sprang mit einem mächtigen Satz zur Seite. Mit
unverminderter Geschwindigkeit rasten die Tiere gegen die Holztür,
vor der Frank gestanden hatte. Ihre Schnäbel bohrten sich tief
in das Holz. Ihre kleinen Körper schüttelten sich wütend,
sie ruckten hin und her, bis sie sich befreit hatten. Dann flatterten
sie piepsend davon und formierten sich zu einem weiteren Angriff.
Weitere Vögel der gleichen Art gesellten sich zu ihnen, und etwa
zehn der adlerähnlichen Tiere senkten sich herab.
Der Homo Superior erkannte, daß er es sich nicht leisten
konnte, einfach nur abzuwarten. Er flüchtete auf eine halboffene
Haustür zu. Im gleichen Augenblick griffen die Vögel an.
Sie stürzten sich vehement auf ihn, und es half ihm wenig, daß
er einige von ihnen mit den Armen zurückschleudern konnte. Die
scharfen Schnäbel rissen ihm Schulter und Nacken auf. Dann aber
hatte er es geschafft und konnte die Tür hinter sich zuschlagen.
Nur drei kleinere Vögel waren mit ihm ins Haus gekommen. Sie
attackierten ihn, aber er konnte sie zurücktreiben und durch
eine weitere Tür in einen angrenzenden Raum flüchten. Hier
war er allein.
Hastig rief er Julian Tifflor und berichtete ihm, was geschehen
war.
„Es war ein Fehler, mich einzumischen", sagte er.
„Damit habe ich die Vögel gegen mich aufgebracht."
Er vernahm das wütende Hämmern der zahllosen Schnäbel
an den Holztüren des Hauses. Irgendwo zersplitterten
Fensterscheiben, doch dann wurde es überraschend still. Auch das
Kreischen der aufgeregten Tiere verstummte.
„Wir holen Sie heraus", versprach Tifflor. „Ich
schicke Blue mit einem Kampfanzug."
„Warten Sie erst einmal ab", riet Frank. „Hier
tut sich etwas."
Er stieg eine Holztreppe empor. Sie knarrte so laut, daß er
fürchtete, sie werde unter ihm zusammenbrechen. Dazu waren die
Stufen so niedrig und schmal, daß er sie kaum begehen konnte.
Sie waren für die Gehwerkzeuge der Tempteter eingerichtet.
Vorsichtig drückte Frank eine Tür auf. Er blickte in ein
Zimmer, in dem offenbar handwerkliche Arbeiten erledigt wurden.
Niemand hielt sich darin auf. Aus den Geräten, die er sah,
schloß Frank, daß hier ein Kunstschmied seine Werkstatt
hatte.
Vorsichtig ging er bis zum Fenster. Die Vögel kreisten hoch
über der Stadt. Aber auf sie achtete der Maruner kaum. Er sah
nur die Silbernen Priester, die in feierlicher Prozession auf den
Platz kamen. Und endlich begriff er, was die Ereignisse der letzten
halben Stunde zu bedeuten hatten.
Die Türen der anderen Häuser öffneten sich. Nach
und nach kamen die Bewohner auf den Platz heraus. Sie verhielten sich
ruhig. Neugierig musterten sie die Priester, ohne sich
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