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PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

Titel: PR TB 156 Der Löwe Von Akkad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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offensichtlich zu viele Menschen
außerhalb der Grenzen. Frauen waren die Trophäen für
die Sieger, und Sharrukins Heere waren immer siegreich.
    Ich lag auf meinem breiten Lager, zugedeckt mit einem dicken
Leinentuch, über mir das taufeuchte Sonnensegel. Von unten kamen
noch immer die Musik, das kreischende Kichern der Mägde und das
Grölen der anderen Gäste herauf. Ich lag auf dem flachen
Dach des Palasts, unter mir die vielen Lichter der Stadt, über
mir wie im Spiegel die Lichter der Sterne. Wo war AR-KON? Der Mond
schob sein narbiges Antlitz über den Wüstenhorizont.
Fledermäuse schwebten wie große schwarze Tücher um
das Dach und fingen Mücken.
    Eine neue Maske, Atlan. Spion für Sharrukin. Für sichere
Karawanenwege! flüsterte der Extrasinn.
    Auch dort, bei der unbekannten Stadt Ebla, würden Männer
sterben und Frauen zur Beute, Kinder und Handwerker auch hierher nach
Akkade in die Sklaverei geschleppt. Ich trank einen langen Schluck.
Fruchtsaft, mit Rotwein aus Uruk gemischt - eine vorzügliche
Mischung, die Gedanken in taumelndem Flug hielt und doch nicht die
erdgebundene Schwere des Rausches erzeugte. Eine wohlvertraute Stimme
sagte von der Treppe her:
    „Du bekommst Besuch, mein Freund. Ich warte hier und werfe
jeden, der sich stören wird, von der Terrasse. Und die
Fledermäuse, sie verraten dich nicht!"
    „Wer... bist du sicher?" fragte ich atemlos und
richtete mich halb auf.
    „Halt's Maul, Freund!" erwiderte er mürrisch.
Schnell näherten sich leichte Schritte über die Mosaiken
des Terrassenbodens, tappten über die Treppe, und ins milde
Licht der
    abgeschirmten Öllampe schob sich die biegsame Gestalt
Encheduanas. Sie glitt näher heran und setzte sich an den
unteren Teil meines Lagers.
    „Ich liebe deinen Freund Rhai-ghur. Er ist wie du -eine
Ausnahme in diesem Land aus Überschwemmungen, Rohheit und
Fieber. Du bist überrascht?"
    „Überrascht", murmelte ich, „ist nur eine
unvollkommene Umschreibung."
    Ich angelte nach einem zweiten Becher, fand keinen und füllte
meinen wieder auf. Sie erhob sich, halb ernst, halb in der Hoffnung,
ich würde sie bitten, zu bleiben.
    „Soll ich gehen?"
    „Du hast gehört, was Rhai-ghur sagte. Er ist so
zuverlässig wie die Sonne."
    Sie rutschte näher heran und nahm den Becher aus meinen
Fingern. Ihre Zofen hatten die schweren Perlenschnüre aus ihrem
Haar entfernt. Im Sternenlicht flirrten die Silberstäubchen auf
ihren Lidern.
    „Nein. Bleibe. Die Nacht ist jung. Was darf sich ein Fremder
mehr wünschen als das schönste Mädchen des Landes
Akkad, das zudem noch schreiben und lesen kann?"
    Ihre Schultern erschauerten wie unter einem kühlen Windhauch.
Indessen war die Luft völlig unbeweglich. Wir konnten die
Schilfdohlen schreien hören, jenseits der Stadt. Das winzige
Flämmchen schuf eine kleine Zone der Helligkeit, die uns umgab
wie eine massive Mauer. Encheduana trank, als gäbe ihr die
harmlose Mischung neue Kraft.
    „Du bist der erste Mann", sagte sie schließlich,
dann schüttelte sie den Kopf und fuhr erregt und unsicher fort:
„Nein! Lasse mich anders beginnen: Ich kenne die Männer,
die im inneren Kreis um meinen Vater sind. Ich kenne die jungen
Männer, die Freunde meines Bruders. Ihr beide, Rhai-ghur und du,
ihr seid ganz anders. Ich habe das Gefühl, von dir verstanden zu
werden. Du sprichst mit mir, wie der Mann meiner Träume immer
sprach; auch der Träume, die ich im hellen Licht Schamaschs
hatte."
    „Gefühle", murmelte ich, „Gefühle, die
flüchtig sind. Illusionen! Träume! Die Wahrheit ist
stärker, und sie zerstört wie ein Keulenhieb."
    Sie setzte den Becher ab und lehnte sich schwer an meine
hochgezogenen Knie.
    „Höre, Attalan-shar! Ich weiß, daß ich in
der Welt meines Vaters nicht glücklich sein kann. Vielleicht für
kurze Zeit. Ich kenne die Zeichen der Finsternis. Ich sah unendlich
viele Menschen, Frauen und Männer. Sie alle waren schon
gestorben, als sie noch lebten. Sie trugen die Qualen des Lebens
schon als Säugling in den Augen. Ruhe finde ich nur in meiner
eigenen Welt. Das Leben ist ein schrecklicher Gott. Er verschlingt
seine Opfer mit Fleisch und Knochen. Ich will nicht verschlungen
werden. Attalan-shar ... willst du, daß ich dich liebe? Willst
du mich haben? Hier, jetzt?"
    Ich wurde unruhiger und erstarrte bei jedem ihrer Worte mehr. Die
Kühnheit ihrer Ideen und der Fragen verschlug mir die Sprache.
War dies ein Mensch aus dem Staub dieser Barbarenwelt Larsaf Drei?
Zögernd streckte ich die

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