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PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

Titel: PR TB 156 Der Löwe Von Akkad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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einen
halbleeren Weinkrug fallen, und ein Heerführer schrie vor
Begeisterung. Wir hatten noch nicht einmal richtig angefangen. Mit
einem heißen Bratenspieß jagte ein schweißtriefender
Koch einen Hund aus dem Zelt, der aussah, als sei er von einem Löwen
überfallen worden.
    „Kennst du die Wahrheit über dich, Baumeister?"
    „Deine Tochter schlägt eine geschliffene Schneide!"
rief jemand vom anderen Ende der Tafel und kniff eine Sklavin, die
aufkreischend ihre Hüfte zur Seite bog. Sharrukin hieb mit der
flachen Hand auf den Tisch, so daß alle Gegenstände zwei
Finger hoch sprangen, dann schrie er:
    „Stellt euch vor, sie hat sogar schreiben gelernt!"
    Alle die einzelnen Teile dieses Spieles kamen mir vor wie alt
Bekanntes. Aber ich war guter Laune, von der göttlichen Gnade
des Königs angestrahlt und ausgezeichnet. Ich spielte mit, und
dieses Spiel konnte ich schneller, besser und ohne nachzudenken
spielen. Auf den schmalen, bräunlichen Schultern trug Encheduana
viele Perlen, die an haarfeine Drähte geknotet waren. Darunter
sah jeder, der es sehen wollte, bemerkenswert gutgeformte Brüste.
Jeder blickte in bestimmten Abständen dorthin. Ich zwang mich
dazu, nicht hinzusehen. Jedenfalls nicht zu oft.
    Auf die letzte Bemerkung des Herrschers erfolgte ein allgemeines
Schütteln der Köpfe. Als sich das Murmeln gelegt hatte,
sagte ich:
    „Das bedeutet, Sharrukin, daß sie schon mehr kann als
die meisten von uns."
    Sie warf mir einen überraschten Blick zu. Wir tafelten
ungerührt weiter und fischten die Datteln, die in
Gazellenfleisch gewickelt und mit Nüssen gespickt waren, aus der
würzigen Eiersoße.
    „Man liebt eine Frau nicht wegen ihrer Klugheit",
korrigierte Encheduana bitter und warf den Männern
verachtungsvolle Blicke zu.
    „Und wenn die Männer wüßten, warum sie
geliebt werden, würden sie sich schämen."
    Diesmal lachten die jüngeren Teilnehmer der Tafelrunde. Der
Wein floß buchstäblich in Strömen, aber hauptsächlich
deswegen, weil die Mädchen die Becher nicht trafen.
    „Schäme du dich, Vorwitzige!" schrie Sharrukin.
    „Das ist die billigste Art, sich zu schminken!"
    Diesmal lachte auch ich. Es war eine sehr gute Bemerkung.
Gleichzeitig brachte man leckere Stücke von Enten, die mit
Weintrauben gefüllt waren. Das Mädchen mit dem klangvollen
Namen senkte den Kopf und schwieg. Sie schien an einem neuen Pfeil zu
feilen.
    „Ich bin nur eine junge Frau zwischen lauter alten Männern",
sagte Kar-shattar in der nächsten Pause. „Aber ich finde,
daß Sharrukins Tochter in diese Runde paßt. Kluge Frauen
haben schon immer von klugen Männern lernen können."
    „Umgekehrt war's häufiger!" brummte ich laut
vernehmbar.
    „Die meisten Throne werden vom Liebeslager aus regiert."
    Diesesmal ging der Scherz auf Kosten des Herrschers. Er überlegte
eine halbe Sekunde lang, aber dann lachte er dröhnend. Ein
zweiter nachdenklicher Blick von Encheduana traf mich, als die Runde
erleichtert in das Gelächter einstimmte. Ein Salat aus
verschiedenen Früchten, getränkt mit Wein, verziert mit
duftenden Kräutern, wurde gereicht. Es begann nach Bier zu
riechen. Derselbe Hund von vorhin raste ins Zelt hinein, erhielt
einen Fußtritt, aber als er sich überschlug und auf
jaulte, schlossen sich seine Kiefer um einen gewaltigen
Hirschschlegel. Sinnend betrachtete ich das Tier, das mit
eingezogenem Schwanz in einem höllischen Tempo im Gebüsch
verschwand; geschunden und zuletzt glücklich.
    „Das ist nicht wahr!" rief Kar-shattar in das Geheul
des Hundes hinein.
    „Das Spiel nur nehmen die Männer wirklich ernst, auch
das Spiel mit uns Frauen und mit dem Leben. Spielregeln sind älter
als alle Gesetze der Welt."
    „Sage etwas, das sich von selbst versteht, zum erstenmal,
und du hast einen unsterblichen Ausspruch getan! Aber was soll dieses
Gefecht zwischen den beiden Geschlechtern hier am Tisch?" rief
ich. Mir tat Encheduana leid, denn ihr fiel nichts mehr ein zu diesem
Thema.
    „In meinem Reich dürfen selbst die Frauen bei Tisch
streiten - wenigstens an der königlichen Tafel!" schrie
Sharrukin und ließ sich einen mächtigen Tonbecher mit
Gerstenbier füllen. Seine Söhne, die rechts und links von
ihrem Vater und dessen Favoritin saßen, schwiegen und hörten
aufmerksam zu, betrachteten alles und alle sehr genau und schienen
bewußt zu erkennen, was hier vorging. Sie waren mir plötzlich
nicht mehr so unsympathisch. Rhai-ghur stieß mich an und
flüsterte in mein linkes Ohr:
    „Das arme

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