Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

Titel: PR TB 156 Der Löwe Von Akkad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Mädchen! Du hast sie förmlich
aufgerichtet mit deinen versöhnlichen Worten. Sie himmelt dich
an."
    „Unsinn!" flüsterte ich zurück. Im Lärmen
des Gastmahls konnte uns niemand verstehen. „Sie hat nur noch
keinen Mann mit silberweißen Haaren an den Schläfen
gesehen."
    Richtig. Die Sonne und der Regen und das nachwachsende Haar hatten
eine Farbänderung bewirkt, und in einem halben Jahr würde
ich wieder ein weißhaariger Fremder sein. Nur der dunkle
Farbstoff hielt sich hartnäckig in meinen sonst rötlichen
Augen.
    „Die Liebe ist eine Jagd, bei der ein Jäger darauf zu
achten hat, daß er vor dem Wild nicht zu schnell davonläuft!"
scherzte Rhai-ghur.
    „Sie wartet doch darauf, von dir etwas Liebeswürdiges
zu hören."
    „Sei's drum", erwiderte ich. „Baumeister und
Schwiegersohn Sharrukins - ich werde Kar-shattar mit,Mutter'
ansprechen müssen."
    Rhai-ghur sorgte nach dieser Bemerkung für lange und tief
empfundene Heiterkeit , denn vor Lachen rutschte er vom Sitz und
setzte sich auf einen leeren Weinkrug, der knallend zerplatzte. Ich
half ihm wieder in die Höhe und beschloß, nur noch Saft
aus gepreßten Früchten zu trinken und höchstens zwei,
drei Schlucke Wein.
    Ich winkte einem Paar Sklaven. Sie schleppten den Kupferkessel mit
dem parfümierten lauwarmen Wasser herbei und frische Tücher.
Ich säuberte meine Hände und das Gesicht. Dann wandte ich
mich an Encheduana:
    „Du bist, Tochter des Sharrukin, ein Mädchen von der
Grazie einer jungen Gazelle, zugleich besitzt du den Verstand
Tanuras, der biegsam ist wie mein meisterlicher Bogen. Du hast bei
diesem Gastmahl zu wenig gelacht. Junge Mädchen lachen öfter,
dort, woher ich komme."
    Sie beugte sich über den Tisch zu mir herüber und
starrte mir fragend in die Augen.
    „Ich lebe am Hof Sharrukins in einer Welt der Männer.
Ich lebe im Unglück."
    „Im Unglück", erklärte ich ihr, „lernst
man sich selbst am besten kennen, weil man nicht mehr durch Freunde
abgelenkt wird,"
    „Wie wahr! Ich würde mich von Freunden ablenken lassen.
Von bestimmten Freunden!" gab sie sofort zurück. Sie war
tatsächlich schlagfertig.
    „Wobei es keiner der jungen Männer wagt, in die Nähe
deines Vaters zu kommen."
    „Du hast recht. Ich bin zu einem Dasein als
Tempel-priesterin geboren. Ich werde wohl nach Ur gehen, in den
Tempel der Ishtar."
    Ich lächelte und glaubte in ihren dunklen Augen Humor zu
entdecken und etwas wie Selbstironie. Wie alt war sie? Siebzehn,
neunzehn, zweiundzwanzig? Sie wirkte älter als sie an Jahren
war.
    „Du solltest ein, zwei Jahre warten. Dann gibt es hier den
schönsten Tempel, den du dir vorstellen kannst. Wenn du
besondere Wünsche hast - noch stehen erst die Fundamentmauem und
die Verließe für die männlichen Gefangenenopfer ...?"
    „Du würdest mir einen Tempel bauen? Nach meinen
Wünschen?" fragte sie und glaubte es tatsächlich.
    „Sofern dein Vater erlaubt, worum du ihn bittest!"
sagte ich. Dann wurden wir abgelenkt. Am oberen Ende der Tafel
entstand Lärm. Sharrukin, nicht mehr nüchtern, verkündete
seine nächsten Pläne. Ich hörte, was ich schon den
halben Abend lang erwartet hatte.
    „Und ich werde über Tuttul und Mari hinausziehen bis
zum oberen Meer! Ich werde den Wegelagerern von Ebla die Nasen und
Ohren und Hände abschneiden. Meine Handelskarawanen werden nicht
mehr überfallen! Attalan-shar - und du wirst mir raten, wie wir
schnell und ... humpf! gründlich aufräumen mit diesem
Geschmeiß!"
    Der Herrscher warf sein Glas gegen den Hauptmast des Zeltes.
Sämtliche Flammen der Öllämpchen zitterten. Die
Musiker schlugen plötzlich wie rasend auf ihre Instrumente ein.
Dann erhob sich der Geliebte der Ishtar vom Boden, torkelte aus dem
Zelt hinaus ins Freie und übergab sich zum erstenmal. Ich
verließ das Fest, auch nicht mehr ganz nüchtern.
    Von einhundert Menschen starben in diesem Land, in den meisten
Gebieten dieses Planeten, fünfimdachtzig, ehe sie das vierzigste
Lebensjahr vollendet hatten! Frauen waren unter bestimmten
Bedingungen billiger als das Vieh. Sie verwelkten, nachdem sie
zwanzig Jahre alt geworden waren - falsche Ernährung, die Bürde
ununterbrochener Mutterschaften, die Arbeit, die den Rücken
krümmte, die Haut zerknitterte und den Stolz ebenso brach wie
die Rückenwirbel. Sklaven waren billig ... für die Reichen.
Sie kosteten nicht mehr als zwanzig Sekel. Ein Schiff mit Kajüte
kostete hundert Sekel, ein Rind entsprach dem Preis einer
jungfräulichen Sklavin. Es gab

Weitere Kostenlose Bücher