PR TB 157 Der Mann Aus Dem Nichts
abgenommen hattest. Er beklagte
sich bei mir darüber, er habe in jener Nacht vorübergehende
Beklommenheit gespürt."
Sanssouq fühlte Erleichterung. Wenn die Sache sich so
verhielt, dann gab es für ihn eine Gefahr weniger.
„Du wirst also fortfahren, für den Laren zu arbeiten",
nahm Maylpancer den Faden wieder auf. „Er hat nach dir
verlangt. Sein Diener Ochmar ist spurlos verschwunden. Ich habe ihn
wissen lassen, daß ich dich manchmal auf kürzere Zeit
entbehren kann. Während dieser Zeit stehst du ihm zur
Verfügung."
Er erhob sich. Er hatte alles gesagt, was zu sagen war, ohne eine
einzige deutliche Anweisung zu geben. Sanssouq verstand. Er erhob
sich ebenfalls und ging zur Tür. Da rief Maylpancer:
„Terraner...!"
Sanssouq blieb stehen und wandte sich um.
„Du arbeitest in meinen Diensten", sagte der Obskoner
ungewöhnlich ernst und mit schwerer, eindringlicher Stimme. „Die
Basis unserer Zusammenarbeit ist nicht Vertrauen, sondern der Zwang,
den ich auf dich ausübe. Ich lasse dich überwachen. Kommt
mir auch nur der leiseste Verdacht, daß du in einem anderen als
meinem Interesse arbeitest, dann bist du nicht mehr!"
Sanssouq nickte dazu, so gleichmütig er konnte.
Noch am selben Abend machte er sich auf den Weg. Obwohl er durch
Teile der Burg kam, in denen man ihn noch nicht kannte, wurde er
nirgendwo behelligt. Die Kommunikation innerhalb Maylpancers Gefolge
funktionierte ausgezeichnet. Überall in dem riesigen
Gebäudekomplex wußte man, daß der Erste Herr von
Obskon einen Terraner in seine Dienste genommen hatte.
In den Gängen und Gemächern über dem Silbermondhof
war es, wie gewöhnlich, totenstill. Sanssouq fragte sich, was
aus Ochmar geworden war. Brennende Sorge befiel ihn, wenn er an das
Mädchen Sanijah dachte.
Bevor er den Rundraum erreichte, von dem aus die eigentlichen
Wohngemächer des Laren abzweigten, begegnete ihm Mamma. Sie
blieb stehen, als wollte sie ihm den Weg versperren.
„Kommst du, um Ochmars Rolle zu übernehmen?"
fragte sie grollend.
Er wich der Frage aus.
„Der Erste Herr von Obskon schickt mich zum Licht des
Hetos", antwortete er.
Es blitzte in ihren Augen. Sanssouq fragte sich, wieviel sie von
den Intrigen wußte, die in dieser Burg gesponnen wurden. Sie
wirkte überaus intelligent. Manches, von dem sie nichts wußte,
hatte sie sich wohl aus ihren Beobachtungen zusammenreimen können.
„Was ist mit Sanijah?" fragte Sanssouq. Da senkte sie
den Blick. Fast verlegen deutete sie auf eine Tür zur linken
Hand des Korridors.
„Tritt dort hinein", sagte sie.
Die Tür öffnete sich. Sanssouq gelangte in einen
Vorraum, der mit Möbeln obskonischen Stils spärlich
ausgestattet war. Hier, nahm er an, wohnte Mamma, wenn sie in der
Nähe des Laren sein wollte. Die Obskonerin war ihm auf dem Fuß
gefolgt. Als sich die Tür geschlossen hatte, begann sie
übergangslos zu sprechen:
„Eines Abends empfand das Licht des Hetos tiefe Sorge und
großen Kummer. Wie immer in solchen Fällen war Ochmar der
erste, der die üble Laune seines Herrn zu spüren bekam.
Ochmar sann nach einem Weg, den Laren zu trösten. Er zerrte
Sanijah aus ihrer Kammer und brachte sie in Senghor-Laas Gemächer."
Sie sah auf und blickte Sanssouq an. Trauer schimmerte in ihren
großen Augen.
„Ich kam zu spät, sonst hätte ich Ochmar
gehindert. Ich hörte nur noch die verzweifelten Schreie des
Mädchens." Die Erregung zwang sie zu einer Pause. Ihr Atem
ging schwer. „Ich kam in jeder Hinsicht zu spät, Terraner.
Als man mich in die Gemächer des Laren ließ, hatte Sanijah
eines der Fenster geöffnet und war hinausgesprungen."
Sanssouq schloß unwillkürlich die Augen. Achthundert
Meter ging die Felswand steil in die Tiefe! Er hatte versagt. Er
hatte Sanijah nicht vor Schaden bewahren können. Wilder,
mörderischer Zorn stieg in ihm auf.
„Das werden sie beide büßen!" stieß er
hervor. „Ochmar ... und der Lare!"
Er hatte terranisch gesprochen. Und dennoch sagte Mamma:
„Du kannst auf meine Hilfe rechnen! Soweit es um den Laren
geht."
Er starrte sie an. In seinem ungestümen Zorn fiel ihm gar
nicht auf, daß sie seine Sprache verstand. „Was ist mit
Ochmar...?" „Komm!"
Im Hintergrund des Vorraums führte eine Tür weiter.
Mamma öffnete sie und trat in ein weites Wohngemach, das
ebenfalls in obskonischem Stil eingerichtet war. Zur rechten Seite
gab es einen jener riesigen Einbauschränke, in denen die Leute
von Obskon außer Kleidung auch Hausrat, technisches Gerät
und andere
Weitere Kostenlose Bücher