PR TB 160 Die Absolute Macht
Tier
rollte sich zusammen. Dabei verbarg es seinen Kopf unter dem Körper,
wie es eine echte Krait ebenfalls getan hätte. Mit ihr hatte Af
an eine Meisterleistung vollbracht. Allerdings nicht umsonst. Ich
hatte ihm dafür eine goldene Buddha-Statuette mit einem echten
Brillanten im Bauchnabel geschenkt. Sie hatte zur Sammlung Rorvics
gehört, aber das Scheusal würde den Verlust kaum bemerken.
Als ich auf einem Transportband in Richtung von Rorvics Kabine
fuhr, merkte ich erst, wie sehr sich die Atmosphäre an Bord
geändert hatte. In erster Linie war es still. Kein
Kindergeschrei ertönte, wie es sonst unvermeidlich gewesen wäre.
Nirgends lag Bonbon- oder Schokoladenpapier herum; kein Fußball
flog mir an den Kopf, und kein einziger verirrter Dreikäsehoch
klammerte sich brüllend an meine Beine.
So sehr ich Ruhe schätze, so sehr bedrückte mich doch
diese Stille. Die SOL hatte viel von ihrer Vitalität verloren,
seit die Kinder mit ihren Betreuerinnen und Betreuern in den mehrfach
abgesicherten Schutzräumen lebten. Diese Vorsichtsmaßnahme
war aber notwendig gewesen, denn niemand konnte wissen, welche
Überraschungen uns auf dem rätselhaften Planeten in der
siebten Dimension erwarteten.
Bevor ich meine Kabine erreichte, kam doch noch Leben in die
Korridore. Die Besatzungen der Beobachtungs- und Feuerleitstände
wurden abgelöst. Eine kleine Gruppe soeben abgelöster
Frauen und Männer hielt mich an.
»Was gibt es Neues, Captain a Hainu?« erkundigte sich
die Wortführerin der Gruppe, ein adretter weiblicher
Feuerleitoffizier.
Ich erwiderte ihr freundliches Lächeln. Die Frage und die
korrekte Anrede ließen es mir warm ums Herz werden. Man kannte
mich und würdigte die Tatsache, daß ich zur
Führungsmannschaft der SOL
gehörte.
»Wir haben Thora gefunden, die erste Frau Rhodans«,
berichtete ich. »Sie galt anderthalb Jahrtausende lang als tot,
hatte aber in Wirklichkeit von ES die Unsterblichkeit erhalten und
war auf diesen Planeten verbannt worden.«
»Immer wieder dieses ES!« sagte ein blaßgesichtiger
und pickeliger Astronautenanwärter. »Warum mischt ES sich
dauernd in unsere Angelegenheiten ein?«
»Das entzieht sich unserem Verständnis«, meinte
der weibliche Feuerleitoffizier. »Was ist das für eine
Frau, diese Thora, Captain a Hainu?«
»Eine sehr schöne, aber etwas undurchsichtige Person«,
antwortete ich. »Aber sie scheint eine Menge von Robotgehirnen
zu verstehen und will den Rechenverbund in Ordnung bringen.«
»Das wird aber auch Zeit«, warf ein dunkelhäutiger
Sergeant ein. »Hoffentlich können wir dann dieses Nichts,
das siebte Dimension genannt wird, verlassen.«
»Ja, es ist unheimlich hier«, gab ich zurück.
»Wem sagen Sie das, Captain«, erwiderte der weibliche
Feuerleitoffizier. »Besten Dank. Was haben Sie übrigens in
dem Plastikbeutel?«
»Eine Giftschlange«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
Aber wie das oft so ist: Die Wahrheit wird meistens nicht
geglaubt. Meine Antwort wurde mit amüsiertem Gelächter
quittiert. Danach trollten sich die Leute, und ich setzte meinen Weg
zu Rorvics Kabine fort.
Als ich schon dicht vor dem Ziel war, begegnete mir Dobrak. Er
stand auf einem der beiden unbeweglichen Seitenstreifen des
Korridors. Ich winkte ihm mit der freien Hand zu.
»Bitte, warten Sie, Captain a Hainu!« sagte der
Kelosker auf Interkosmo.
Da ich ein höflicher Mensch bin, sprang ich vom Transportband
und blieb vor Dobrak stehen.
»Was kann ich für Sie tun, Sir?« fragte ich.
»Ich bitte Sie darum, mir ein wenig von Ihrer Zeit zu
opfern«, erwiderte der Rechner. »Wo können wir
miteinander reden, Captain?«
Ich überlegte kurz, dann sagte ich mir, daß wir
ebensogut in Rorvics Kabine miteinander reden konnten - bevor ich das
fette Scheusal mit meinem Auferweckungstrick aus seiner sogenannten
Meditation riß, versteht sich.
»Bitte, kommen Sie mit, Sir!« sagte ich.
»Ist das Ihre Kabine?« erkundigte sich der Kelosker
verwundert, nachdem ich das Schott mit Hilfe eines Impulskodegebers
geöffnet hatte.
Ich lächelte, denn mir war klar, warum Dobrak das fragte. Der
Vorraum war, wie üblich, mit allem möglichen Plunder
vollgestellt, den Dalaimoc Rorvic auf unzähligen Welten
zusammengerafft hatte. Es sah aus wie bei einem Altwarenhändler.
»Nein, das ist Rorvics Höhle«, erklärte ich.
»Der Kerl hat eine Vorliebe für unnützen Ramsch.
Sehen Sie einfach daran vorbei, wenn es Sie stört.«
»O nein, es stört mich nicht«, versicherte der
Kelosker.
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