PR TB 162 Karawane Der Wunder
schräg
über mir eine kehlige Stimme etwas in einer Sprache, die ich
sofort erkannte, obwohl sie fremd war.
»Hier ist die Quelle. Bringt die Krüge und die
Wasserschläuche, Männer!«
Sie suchten also Wasser. Suchten sie auch Sklaven? Würden sie
in die Höhle eindringen? Ich kannte die Lage von Kefti nicht,
weil ich nicht wußte, wo sich die Insel befand, auf der wir
lebten. Ich war aber sicher, daß zumindest zwei Männer
direkt in den Höhleneingang hineingesehen und mich erblickt
hatten. Seltsam!
»Sind es Räuber?« flüsterte Asyrta.
»Was tun sie?«
»Sie holen Wasser!« hauchte ich als Antwort.
Fünf Männer warteten dort unten beim Schiff. Sie
verhielten sich sehr merkwürdig, denn jeder, der an einem
solchen Strand ein benutztes Boot sah, würde seiner berechtigten
Neugierde nachgeben und die Bewohner dieses Eilands suchen. Aber etwa
zehn Männer - zielstrebig und tüchtig sahen sie aus -
schleppten nach kurzer Zeit prall gefüllte,
tropfende Tierhäute zum Schiff hinunter und verluden sie.
Sie riefen sich Kommandos und Scherzworte zu. Das Schiff schien
leer oder kaum beladen zu sein. Die Männer schoben das
salzüberkrustete Schiff wieder zurück in sein Element, dann
sprangen sie hinein oder ließen sich an Bord helfen. Knarrend
bewegten sich Ruder.
Als das Schiff drehte, um in den Wind zu kommen, gingen wir vor
die Höhle hinaus.
»Das verstehe, wer will«, sagte ich leise. Dann dachte
ich an ES und verstand einiges mehr.
»Sie wollten uns nicht stören«, meinte Asyrta und
lachte fröhlich. »Sie merkten, daß wir glücklich
sind. Männer, ich wünsche euch eine glückliche und
heitere Seefahrt!«
Sie winkte dem davonziehenden Schiff nach, aber niemand winkte
zurück.
»Wenn es Männer von Kefti sind, dann wünsche ihnen
lieber einen guten Handel. Und ein guter Handel ist für sie
derjenige, bei dem sie den anderen übers Ohr gehauen haben.«
Das Schiff verschwand. Ein neuer Tag fing an, und wir ließen
zwar Salz und Felle zurück in der Höhle, aber nicht mehr
einen einzigen Tropfen Wein. Als uns die Müdigkeit ergriff, uns
immer tiefer in der Bewußtlosigkeit hielt, dachte ich daran,
daß es unmöglich eine Berechnung von ES gewesen sein
konnte. Und so trug es sich bestimmt zu: Hand in Hand, vermutlich
glücklich, wurden wir auf den Weg von der Mittelmeerinsel zur
Tiefseekuppel gebracht. Dort empfing uns Rico, umprogrammiert und
manipuliert zum Werkzeug von ES. Die langwierige Prozedur lief an,
mit dem unser Bioschlaf eingeleitet wurde.
Eine große Woge von Dunkelheit und endgültigem
Vergessen nahm uns mit sich.
ENDE
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