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PR TB 165 Nomaden Des Meeres

PR TB 165 Nomaden Des Meeres

Titel: PR TB 165 Nomaden Des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Strahlen
der untergehenden Sonne genau auf das Heck des Schiffes trafen. Er
riß aus den Armen eines Mannes aus Gubal einen Ballen feinsten
Leinenstoffs, vollführte eine weitausholende Geste und ließ
dann die breite Stoffbahn vom Schiff bis an den trockenen Strand
ausrollen. Das purpurne Tuch loderte förmlich auf. Zunächst
erstarrte die Menschenmenge in ehrfürchtigem Staunen, dann
erschollen bewundernde Ausrufe. Händler drängten sich
rücksichtslos durch die Masse und betasteten den eingefärbten
Stoff.
    »Tatsächlich! Eine neue Farbe!«
    »Wunderbar! Was verlangt ihr dafür?«
    »Wir nehmen nur Silber, Gold oder Metalle dafür. Ein
Sekel Silber, hundert Korn Gold für eine Elle.«
    Der Preis war erstaunlich hoch, aber nur wir kannten vorläufig
das Geheimnis des porphyra, des Purpurs. Allerdings gab es diese
Schnecken überall an unseren Stränden. Ein Sekel hatte
hundertachtzig Korn, für zwanzig Sekel wurde ein Sklave
verkauft.
    »Ihr seid Ungeheuer! Das ist kein Preis, das ist ein
Verbrechen.«
    »Wenn ihr«, schrie Siren zurück, »den
gefärbten Stoff, den schönsten an allen Küsten des
Oberen Meeres, billiger herstellen könnt, werden wir ihn von
euch kaufen, Händler aus Raphia! Außerdem haben wir nur
dreimal zehn Ballen dieses herrlichen Stoffes. Die Produktion von
zweihundert Frauen in einem langen Winter.«
    Wir handelten bis tief in die Nacht hinein. Dieser erste Schritt
war wichtig, denn wir hatten die Waren eingeführt und einen
Preis erzielt, der Richtschnur bleiben würde. Etwas billiger
oder teurer, der Wert würde bleiben. Wir hatten es ausprobiert.
Man brauchte Tausende von zerstampften Schnecken, um eine Handbreit
Stoff zu färben. Dieser Stoff allerdings war nicht von Schnecken
gefärbt, sondern von mir. Ich hatte es geschafft, mit primitiven
Mitteln einen Krug überzeugender Farbe herzustellen.
    »Zufrieden, Ka-aper? Wir haben wieder einen Grundstein zum
zukünftigen Reichtum gelegt.«
    Er nickte zufrieden und deutete auf das umlagerte Heck unseres
Schiffes.
    »Wenn nicht einer der Mächtigen im Nilland oder im
Zweiströmeland beschließt, Krieg über die Welt zu
bringen, werden alle diese Städte hier reich werden.«
    »Das hoffen wir.«
    Wir taten, was wir vorgehabt hatten. Den Händlern sagten wir,
welche Waren bei uns gut und günstig zu haben waren, wir
handelten neue Tauschquoten für Papyrus aus, und wir
versprachen, einen Tempel der Baalat zu bauen. Einen Teil unserer
Ladung ließen wir hier, das Beste, das wir in Raphia fanden,
nahmen wir mit. Dem Verwalter des Pharao gaben wir den Rat, es uns in
Gubal gleichzutun. Er war darüber nicht erfreut und versprach
sehr schlechtgelaunt, binnen kurzer Zeit uns überholt zu haben.
Wir nahmen die Herausforderung an. Zwei Tage später liefen wir
mit neuem Ziel aus.
    Nach Gaza mußten wir scharf kreuzen. Die Männer, die
bisher nur entlang der Küste gesegelt waren, lernten sehr
schnell, weil sie lernen mußten. Das Schiff mit dem schweren
Kiel, den wir mit dicken Kupferbändern beschlagen hatten, lag
oftmals so schräg im Wasser, daß die Wellen über die
Bordwand schlugen. Das Holz knarrte und vibrierte, die Seile waren
straff, als bestünden sie aus Eisen.
    Riesige Wolkenmassen türmten sich im Westen und Norden. Gaza
war praktisch nur einen Steinwurf weiter im Norden. Wir würden
im Hafen noch vor Sonnenuntergang einlaufen, wenn der scharfe Wind
sich nicht vorher legte.
    Asyrta und ich standen mit hochgeschlagenen Kragen im Heck,
hielten uns aneinander und an der Reling fest. Der Wind drückte
unsere langen Mäntel - mit Purpurverzierungen! - an unsere
Rücken und ließ die Kanten wild flattern.
    »Heute werden uns schwerlich Piratenschiffe folgen können!«
rief Asyrta. Der Wind riß uns die Worte von den Lippen. Die
Wolken voraus und an Backbord färbten sich dunkler, aber die
Kraft der Sonne war noch ungebrochen.
    »Eines Tages wird eine Handelsroute auch über offenes
Meer führen, nicht wie jetzt entlang der Küsten.«
    »Eines sehr fernen Tages, Atlan!«
    Unsere Mannschaft war entspannt, aber wachsam. Sie hatte sich an
das Leben auf dem Schiff eingestellt, wobei wir fast jede Nacht das
Schiff an Land zogen. Wir wußten auch, daß unser nächstes
Ziel ebenfalls nicht viel bedeutender sein würde als ein
schmutziges Dorf in Strandnähe, viel weiter entfernt von den
gewinnträchtigen Zedernwäldern als Gubal. Wieder schwang
das Segel herum, wieder ging das Schiff in eine andere Richtung und
legte sich schwer nach Steuerbord über.

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