PR TB 165 Nomaden Des Meeres
und unsere
Herbergen füllen.«
Ich lachte gut gelaunt. Inzwischen hatte ich mich ausgeschlafen
und genoß die Wärme, den Nachtwind, die Nähe
Asyrta-Marayes und die schaukelnden und einlullenden Bewegungen des
Schiffes.
»Deine Herberge, dieses Freudenhaus mit Musik und
ungehemmten
Ausschank, würde die frommen Empfindungen der Besucher nur
verwirren!«
Rund um mich lachten die Freunde. Auch sie hatten das Erlebnis von
Gaza wenn nicht vergessen, so doch erfolgreich verdrängt.
Ka-aper murmelte:
»Je mehr ich sehe, desto besser gefällt mir Gubal,
desto stolzer bin ich auf uns und unsere Leistung.«
»Und daß mein Schiff euch diese Köstlichkeiten
beschert, daran denkt ihr nicht, ihr Nutznießer!« rief
der Krückenmacher. »Ich glaube, ich muß mir eine
Frau nehmen, um jemanden zu haben, der mich lobt und liebt.«
»Weswegen sollten wir dich loben? Nenne mir einen Grund,
Prothesenschnitzer!« sagte ich. »Wer lobt uns?«
»Das Weib des Ei-Gottes, diese in Gaza brennende Askera, die
in der Gegend unserer abergläubischen Bauern Astarte genannt
wird, wäre gerade die richtige Partnerin für einen Künstler
wie mich.«
»Kunst!«
Neb-Nefer legte alle seine Bissigkeit in diesen Ausruf. Wir
konnten einander nur schwach erkennen. Der Ziegenschlauch, der von
einem zum anderen gereicht wurde, fand seinen Weg deswegen, weil wir
nacheinander tasteten. Ich zog Asyrta an mich und streichelte ihre
Schulter.
»Meiner Schiffsbaukunst verdankt ihr alle, daß wir
noch leben!« rief Gerth empört. Ich hörte ihn mit
seinem verdammten Dreizack scharren und versuchte zu beschwichtigen:
»Eher waren es die Blitze, die meine Waffen schleuderten,
diese geheimnisvollen Waffen des fernen Landes, aus dem ich in
Wirklichkeit komme. Schluß mit dem Streit, ihr halbbetrunkenen
Narren. Seht die Sterne an, die Augen Eis, und denkt an Askalon. Wo
ist der Wein? Umklammert noch immer der Krückenmacher den
Schlauch?«
»Nein. Neb-Nefer schweigt, also trinkt er!« murrte
Gerth und stieß ein meckerndes Gelächter aus.
»Richtig!« bestätigte Nefer und reichte mir den
halbleeren Schlauch. »Ich trinke, weil ich mich fürchte.
Ich glaube nicht, daß Cheper uns richtig nach Askalon steuern
kann!«
»Esel!« erwiderte Cheper gut gelaunt von der
Ruderpinne aus. »Ich schwöre, daß wir mit dem ersten
Licht des Morgens in Askalon einlaufen werden. Ich bringe euch genau
dorthin, auch wenn es keine Küstenfeuer gibt. Denn Ahiram-Atlan
hat mich alle Sternbilder und ihre Stellungen im Lauf der
Sommernächte gelehrt.«
»Mit Mühe«, erwiderte ich.
Natürlich waren wir nicht aufgebrochen, ohne alle Erzählungen
und Berichte unserer Handelskapitäne zu kennen. Hundert
verschiedene Berichte von mehr als hundert Schiffsführern und
ihren
Steuermännern. Wir wußten, was uns in Gaza erwartete
und auch, was wir in Ugarit sehen würden. Aber Berichte der
anderen und eigene Anschauungen waren zwei verschiedene Dinge; am
überzeugendsten hatte uns dies Gaza gezeigt. Vor uns lagen noch
eine Handvoll Ziele, die alle eine bestimmte Bedeutung hatten. Von
Süden nach Norden waren dies gewesen: Raphia und Gaza. Dann
kamen Askalon und Akko, Tyrus - Gubal-Byblos, unsere Schöpfung -
und schließlich Ugarit im Norden, die letzte Station des
Seeweges nach Alashia, der großen Insel.
»Keiner von uns hat den geringsten Grund, unzufrieden zu
sein!« sagte ich.
»Sicher nicht. Wir haben eine Stadt geschaffen, die eine
kleine Ewigkeit überdauern und immer reicher werden wird. Wie
lange, Ahiram-Atlan, sollst du bei uns bleiben?« meinte
Ka-aper. Eine Frage, die ich schon seit langer Zeit erwartet hatte
und nicht beantworten konnte. Es hing davon ab, was mein Herrscher,
jenes ES, verlangen und befehlen würde. Aber mit diesen
esoterischen Überlegungen und Problemen durfte ich keinen meiner
Freunde belästigen, höchstens Asyrta konnte mitreden, weil
sie mit mir das Problem kannte und dessen Tragweite mitempfinden
konnte.
»Ich weiß es nicht. Sicher bis zu dem Tag, an dem
Gubal aus sich heraus, ohne meine Befehle, leben kann. Der Tag ist,
Freunde, nicht allzu fern.«
»Verständlich«, knurrte Siren gähnend.
»Schließlich habe ich immer wieder einen Traum, in dem
ich mit Atlan auf eine lange Seereise gehen, die uns zu schwarzen
Ufern führen wird.«
ES hat ihm gesagt, er sei einer der eisernen Mannschaft, erklärte
der Logiksektor aufgeschreckt. Ich schluckte. Konnte es sein?
Beeinflußte ES auch meine Freunde aus Byblos? War Siren ein
Mitglied der
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