PR TB 165 Nomaden Des Meeres
Felsbrocken erhoben. Dünne Rauchfahnen
stiegen von ausgehenden Feuerschalen auf, fast senkrecht. Ein
großartiger Friede lag über dem Naturhafen.
Asyrta deutete hinüber und sagte:
»Sie scheinen es richtiger gemacht zu haben, und
entschlossener, diese Leute von Askalon.«
Wir sahen fertige Mauern und solche, an denen noch Gerüste
standen. Bäume waren an vielen Stellen angepflanzt worden. Der
Hafen war nicht befestigt, aber ein gerader Kai, vier Mannslängen
breit, sprang weit in die Bucht vor. Er schien massiv zu sein; dicke
Baumenden luden ein, die Taue zu belegen. Es gab mehrstöckige
Häuser, über Terrassen spannten sich helle Sonnensegel.
Mehrere minoische Schiffe hatten an dem Kai festgemacht. Mit exakten
Ruderschlägen näherte sich die ZEDER dem Ende der Rampe,
die in einen großen runden Platz mundete, dessen rechte Flanke
von einem langgestreckten Magazinbau geschlossen war. Auf der
höchsten Terrasse dieses Hauses sahen wir etwas aufblitzen, dann
ertönte ein Hornsignal. Wir winkten hinauf.
»Tamkaru Siren«, sagte ich, »jetzt kommt deine
Stunde. Auch hier werden wir den kostbaren Purpur bekannt machen.«
Tamkaru, »Kaufmann«, Siren nickte entschlossen und
murmelte:
»Es sieht so aus, als hätten sie ein geordnetes
Gemeinwesen. Warten wir es ab.«
Wir sahen hinter der ziemlich gedrängt aus Stein erbauten
Siedlung die großen Felder der Purina, der Bauern mit eigenem
Landbesitz. Askalon erinnerte uns an Gubal, aber die Einwohner
schienen weder reich genug zu sein, noch über genügend
Haniache zu verfügen, über Leibeigene, also nomadische
Sklavenfamilien, mit deren Hilfe wir gebaut hatten.
Wir legten an, verließen das Schiff bis auf einige Wachen,
und
während wir uns bereit machten, erwachte die Stadt. Die
ersten Sonnenstrahlen blitzten auf und zeigten mehr und interessante
Winkel der Siedlung. Askalon lag auf einem langgestreckten Hang, der
nur wenig Höhenunterschied überwand, und an einem der
höchsten Punkte gab es eine Ansammlung von mehr Grün, von
feucht schimmernden Pflanzen und Mauern aus Granit, Sandstein und
weißgeschlämmten Lehmziegeln. Ich drückte einen
Schalter und sagte leise in ein verborgenes Mikrophon des
Armschutzes:
»Fliege hinauf und berichte, was du erkennen kannst, Horus.«
Als Antwort stieß der Fischadler einen krächzenden
Schrei aus und strich mit wenigen Flügelschlägen ab. Als
erster entdeckte Siren eine Schänke, die gerade ihre Türen
öffnete. Wir nickten uns zu und betraten die Herberge. Ein
mittelgroßer, hagerer Mann mit einem kühnen Oberlippenbart
sah uns entgegen, dann stieß er die Riegel einer weiteren Tür
auf. Licht flutete in den verrußten, gemütlichen Raum
hinein.
»Wir sind mehr als vier mal zehn Mann und haben gräßlichen
Hunger«, sagte Siren. »Ich bin der Wirt des Hauses >Zum
Nildelta<, das an der ganzen Küste berühmt ist für
seine Speisen, Getränke, seine Preise und die schnelle
Bedienung. Mache mir Konkurrenz, Wirt. Wie ist dein Name?«
Der Hagere sah ihn fassungslos an und rückte einen Tisch zur
Seite.
»Ich bin Marjannuh Scharuhen. Benimm dich, kleiner Wirt,
oder ich lasse dich ins Meer werfen.«
Ich hob die Hand und erklärte:
»Wir sind zum Essen gekommen, nicht zum Streiten mit Worten
oder Waffen. Wir alle sind Marjannuh, Freund, denn ich bin der
Großfürst von Gubal oder, wie es hier heißen mag,
Byblos. Friede! Treibe deine Mägde aus den Betten.«
Immer mehr Männer schoben sich in den Raum. Asyrta stand
lachend zwischen Siren und mir. Als schließlich Ka-aper
hereinkam, angezogen wie ein Mittelding zwischen einem hohen
ägyptischen Beamten und einem Seesoldaten, schien uns der Wirt
zu glauben. Ein Marjannuh war Angehöriger der obersten Schicht;
Fürsten oder Stadtherren, pharaonische Beamten und
Streitwagenkämpfer gehörten ebenso dazu wie einige
Kaufleute. Es war, wenigstens in Gubal, eine Schicht, in die jeder
Mann hochsteigen konnte, der nachweisbar wichtige Dinge vollbracht
hatte.
»Marsam wird euch sehen wollen, Männer aus Gubal. Ich
werde euch ein herrliches Essen auftischen.«
Während er davoneilte, schleppten wir mehrere Tische und alle
Hocker und Sessel aus dem Lokal, stellten sie entlang der Hausmauer
auf und setzten uns. Einige Waffen legten wir ab, ich ging mit Asyrta
in einen dunklen Winkel und betrachtete die Bilder des Palastes, die
uns
Horus übermittelte. Es war ein untypischer Palast, denn ein
breiter, überdachter Säulengang führte in einen
sorgfältig und durchdacht angelegten
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