PR TB 165 Nomaden Des Meeres
einzelnen
Teile des Kampfplatzes.
Die Rückwand des Tempels brach eben zusammen und bildete
Sekunden später eine gewaltige Wolke aus heißem Staub. Der
Brand hatte aufgehört, weil er keine Nahrung mehr fand, aber aus
der Luft segelten riesige Rußflocken und handgroße Fetzen
von verbranntem Material herunter und lagerten sich gleichmäßig
überall ab. Ich ging langsam zwischen den Mauern, Treppen und
Dächern aus Stroh und ölgetränkten Brettern hinunter
in die Richtung des breiten Weges.
Verglichen mit den Tempeln und Straßen in Memphis, war diese
Tempelanlage kaum mehr als ein Versuch. Jedes Magazin in Gubal war
schöner und massiver, strahlte mehr Größe und Würde
aus - und brannte nicht einmal.
Asyrta lief zwischen den verkrümmten und stöhnenden
Gestalten auf mich zu und rief:
»Du mußt helfen, Ahiram! Es sind so viele verletzt!«
Ich nickte. Um uns herum herrschte eine undurchsichtige Unordnung.
Vermutlich gab es ebenso viele Nomaden wie Stadtbewohner, die
verletzt oder getötet waren. Von den Leuten aus Gaza würden
wir nicht sehr viel Hilfe erwarten können. Ich spürte die
Hitze, die von dem großen Schutthaufen ausstrahlte. Nach einem
langen, überlegenden Blick senkte ich den Kopf und sagte leise:
»Eigentlich hätte ich mir den Besuch in einer anderen
kanaanäischen Hafenstadt ein wenig anders vorgestellt.«
»Wir müssen ihnen trotzdem helfen, denn wir haben alle
Möglichkeiten.«
Der Kampf war vorbei, die Überlebenden sammelten sich. Ein
alter Mann mit weißem Haar und langem weißen Bart trat
auf uns zu und
hob die Hand. Er schüttelte den Kopf und sagte zu uns:
»Ich bin Khorane, der Vorstand dieser Siedlung. Sie haben
uns plötzlich überfallen, während wir im Tempel waren
und um einen glücklichen Fischzug baten.«
»Häufig«, erwiderte ich, »verzögert
tiefe Versunkenheit eine schnelle Gegenwehr. Wir sind von Gubal hoch
im Norden. Händler, aber auch wehrhafte Kämpfer. Es sieht
schlimm aus. Ihr hättet eine Mauer oder Palisaden bauen sollen.«
Khorane nickte langsam; er schien ein unentschlossener Mann mit zu
vielen Skrupeln zu sein, jemand, der die Zeichen dieser barbarischen
Zeit nicht richtig erkannt hatte. Für sein Amt schien er
jedenfalls viel zu wenig Entschlußkraft zu besitzen. Ich zog
meinen Unterarm aus den Haltegriffen und Schlaufen des Schildes und
erwiderte:
»Lasse deine Leute die Verwundeten von den Toten trennen.
Bringe die Verwundeten hinunter ans Wasser. Ich werde versuchen, sie
zu heilen oder ihnen zu helfen.«
Hoch über uns schwebte Horus und feuerte ab und zu einen
Schuß ab; ob es tödliche Strahlen waren oder solche, die
nur lähmten, vermochte ich nicht zu entscheiden. Ich ging mit
Asyrta zurück zum Schiff, denn dort waren meine Krüge
voller Salben, die Binden und die Ausrüstung, die ES für
mich ausgesucht hatte. Bescheidene medizinische Kenntnisse besaß
ich, einfache, wenn auch tiefe Wunden konnte ich mit einigem Erfolg
behandeln, und einige wunderbare Heilungsvorgänge mochten meine
Spezialarzneien hervorrufen. Khorane rannte in die Richtung des
größten Haufens der Stadtbewohner und rief Kommandos und
Bitten mit brüchiger Stimme.
»Um in dieser Zeit hier zu überleben«, sagte ich
ein paar Dutzend Schritte später zu meiner Gefährtin, »muß
man ein bestimmter Typ Mensch sein. Ich glaube, daß
Schwächlinge, wie gütig oder klug sie auch sein mögen,
erst irgendwann viel später überleben können. Nicht
heute und jetzt, und schon gar nicht hier. Diese barbarische, harte,
unbarmherzige Welt braucht Menschen, die sich dieser Härte und
diesen Anforderungen angleichen.«
Sie hob unschlüssig die Schultern.
»Ich habe als Frau einen anderen Blickpunkt. Du hast recht,
aber das macht alles keineswegs leichter. Es ist eine harte,
unbarmherzige Zeit. Nur der Starke überlebt. Die Schwachen
sterben, werden versklavt oder geschunden.«
Wir erreichten das Schiff. Die drei Wachen hörten sich unsere
Erzählungen an, dann halfen sie mir, die Ausrüstung an den
Strand zu bringen. Ich ließ Wasser erhitzen und Tücher
bringen, scheuchte die Helfer hierhin und dorthin, reinigte Wunden
und versorgte sie, nähte klaffende Risse in allen möglichen
Körpern, injizierte die Medikamente, schläferte einige
Verwundete ein, ließ Feuer anzünden und behandelte
die Menschen bei künstlichem Licht, befahl dieses, griff dort
ein. es war eine alptraumhafte Nacht, die von Stöhnen und
Wimmern erfüllt war. Wir schleppten teuren Wein aus der ZEDER,
um die
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