PR TB 165 Nomaden Des Meeres
sie
weißglühendes Metall. Marsam bohrte seine Augen in mein
Gesicht. Er roch nach kaltem Schweiß.
»Beides ist richtig, Fürst Marsam. Willst du ein Schiff
bei uns bestellen?«
Er beachtete nur mich. Alle anderen, selbst Asyrta, schienen für
ihn nicht vorhanden zu sein. Ein unbehagliches Schweigen breitete
sich aus, nur die Pferde rissen nervös an den Zügeln und
senkten ihre Köpfe. Ein schneller Blick zeigte mir, daß
meine vierzig Freunde ebenso befremdet waren wie ich. Dieser Empfang
fand keineswegs unser Verständnis.
»Beim heiligen Ankerstein«, murmelte Cheper in der
Mitte der mit Speisen und Geschirr übersäten Tafel. »Ein
kühler Morgen in Askalon!«
Marsam warf ihm einen niederschmetternden Blick zu. Ich stemmte
die Hände in die Seiten und sah wachsam über uns den
Seeadler schweben.
»Ich fragte eben, ob du dich, Fürst Marsam, für
den Schiffbau interessierst. Sollen wir einen Wellenreiter, schnell
und sicher wie die ZEDER, für dich und Askalon bauen?«
Es war ein auffallender Gegensatz zwischen den beiden Gruppen.
Marsam, seine Bewaffneten und die dunklen Wagen, vor denen braune und
schwarze Pferde sich unruhig bewegten, im harten Griff der Zügel
gehalten.
»Ich brauche kein Schiff. Ich habe keine Kapitäne. Ich
lasse die Minoer für mich fahren und handeln.«
Unsere Leute waren heiter, entspannt, gesättigt und, völlig
unbeabsichtigt, in hellere Farben gekleidet. Vergleichsweise
verkörperten wir den absoluten Gegensatz. Vielleicht galt dies
auch für andere Dinge; während Marsam schwer für seine
Aufgabe schuften mußte, lösten wir unsere Probleme mit
viel mehr spielerischer Leichtigkeit. Möglicherweise hatte uns
dies geprägt.
»Warum dann diese Frage? Und warum die finsteren Blicke,
Fürst? Wir sind nicht gekommen, um die Stadt niederzubrennen!«
»Ist Byblos größer als Askalon?« fragte er
mich in einem Tonfall, der jeden Widerspruch zu einem Risiko werden
ließ. Ich zuckte die Schultern und erwiderte unter dem
erwartungsvollen Schweigen meiner Freunde:
»Es ist größer. Mehr Menschen, mehr Freie, mehr
Arbeiter und Leibeigene. Es ist kein Verdienst des Gaufürsten
von Byblos.«
Marsam musterte mich unverändert starr und finster. Ich
verstand ihn nicht mehr. Ich konnte mir nicht vorstellen, aus welchem
Grund er uns gegenüber seine schlechteste Laune herauskehrte.
Vielleicht ist seine schlechte Laune der Normalzustand, sagte der
Logiksektor.
»Mir haben die Handelsschiffer gesagt, ihr wäret
reicher und lustiger! Sie sagten, ihr habt die Natur und die Nomaden
besiegt?« rief er wütend und stampfte mit dem Fuß
auf.
»Unser Sieg war eine Kette von Niederlagen«, sagte
ich. »Lustiger sind wir, weil für uns die Anstrengungen
nur ein Teil des Lebens sind. Aber wir wollen Worte des Willkommens
austauschen, Marsam. Ich sah, daß Palast und Tempel wunderbare
Bauwerke sind. Ich möchte von dir lernen.«
»Es gibt hier nichts zu lernen. Du willst unsere Heiligtümer
sehen?«
Ich deutete auf meine Freunde und sagte laut genug: »Nicht
nur ich. Wir sind hingerissen von dem überaus freundlichen
Willkommen hier; du bemerkst es an dem Schweigen der Verblüffung.
Alle meine Freunde wollen viele Tage und Nächte lang die
Schönheiten von
Askalon studieren und erleben. Wir hungern nach Unterhaltung, wir
dürsten nach deiner Klugheit, Fürst.«
»Du scherzest. Ich bin nicht in der Laune zu lachen.«
Meine Geduld war erschöpft. Ich drehte mich herum und
ignorierte den wütenden oder unsicheren Fürsten von
Askalon. Vielleicht war ein ein wenig krank im Kopf. Ich deutete auf
Siren und sagte:
»Du, Oberster Händler der mächtigen, reichen und,
wie wir hörten, lustigen Stadt Gubal-Byblos, wirst versuchen, an
die Händler dieser Stadt unseren purpurnen Schatz zu verkaufen.
Zurück zum Schiff, nimm einige Soldaten mit, sonst wirst du von
der Herzlichkeit des Empfangs erdrückt.«
Ich warf einen langen Blick hinauf zu Horus und drückte das
Achtung-Signal. Vielleicht wurde der Vogel wichtig für die
nächsten Stunden.
»Du befiehlst, Ahiram-Atlan. Ich werde die Siedlung in einen
Rausch der Begehrlichkeit nach unserem Purpur versetzen!« rief
Siren und winkte vier unserer Soldaten mit sich. Sie steckten sich
schnell die letzten Happen zwischen die Zähne und gingen dann,
jeden Passanten und vor allem diejenigen, die reich aussahen,
ansprechend. Mit Gelächter, Witzen, derben Scherzworten und dem
Versprechen, jeden Händler zu betrügen, schritten sie aufs
Schiff zu. Marsam und
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