PR TB 168 Hinter Dem Zeitschirm
Hyperraum unseres
Universums ankamen, hatte der Tibeter darunter gelitten, daß
wir uns nicht bewegten, sondern körperlich in einem Kontinuum
auf einer Stelle verharrten, in dem man normalerweise nicht
körperlich existieren kann. Er war zeitweilig zu einem Schemen
geworden und beinahe für immer verschwunden.
Während einer solchen gefährlichen Phase hatte der Hund
Laurin sich auf Rorvic gestürzt und war in ihm verschwunden.
Seitdem litt der Tibeter nicht mehr darunter, wenn wir im Hyperraum
körperlich stillstanden.
Aber etwas von der Materieproduktion eines Hundes mußte sich
seinem Verhaltensmuster aufgeprägt haben - und es wirkte so
stark, daß es die normalerweise menschliche Verhaltensweise
Rorvics überlagerte.
Trotz unserer bedrohlichen Situation mußte ich lachen. Dann
fiel mir etwas ein. Ich lachte nicht mehr, sondern entnahm einem
Behälter eine elektronische Filmapparatur, die ich einschaltete
und auf den Tibeter richtete.
Falls wir unsere Mission überlebten und Dalaimoc Rorvic dann
abzustreiten versuchte, daß er wie ein Hund gebellt und nach
einem Knochen gegiert hatte, würde ich ihm den Film
vorführen...!
Rorvic starrte die Abbilder der Glooms an, die unseren
Paratronschirm immer stärker belasteten. Ich sah, daß sich
in den medusenförmigen Körpern der Hyperwesen silbrig
schimmernde Verdickungen bildeten. Als ich einen Bildschirm auf
Ausschnittvergrößerung schalten ließ, erkannte ich,
daß die Verdickungen aus zahllosen winzigen, stabförmigen
Gebilden bestanden.
Die Eier der Raub-Glooms ?
Ich wußte es nicht - und ich vermochte mir auch nicht
vorzustellen, wie die Räuber ihre Gelege in uns praktizieren
wollten und wie wir dann im Hyperraum hingen und auf das Schlüpfen
der jungen Hyperwesen warteten, die unsere übergeordneten
geistigen Energien aufzehren würden. Aber ich ahnte, daß
wir diesem Schicksal nicht entgehen konnten, wenn Dalaimoc Rorvic es
nicht fertigbrachte, seine psionischen Fähigkeiten voll zu
entfalten.
Als die Gelege der Raub-Glooms sich nacheinander in undefinierbare
rotglühende Gebilde verwandelten, die in den Glooms umhertobten,
wußte ich, daß der Tibeter das bewerkstelligt hatte. Wie
sich das auf unsere Lage auswirken würde, blieb allerdings
abzuwarten.
Ich beobachtete gespannt, wie die Glooms sich unruhig bewegten.
Wenige Sekunden später flammten ihre Tentakel, die sich um
unseren Paratronschirm spannten, grell auf - und im nächsten
Moment brach unser Paratronschirm zusammen.
Die Räuber aus dem Hyperraum pulsierten und zuckten, dann
stießen sie die undefinierbaren rotglühenden Gebilde mit
der Geschwindigkeit von lichtschnellen Geschossen aus. Sie rasten auf
unser Raumschiff zu - und plötzlich mischte sich in die
grauenhaften Geräusche berstender Zellenteile, zuschlagender
Sicherheitsschotte und explodierender Aggregate das schrille Heulen
der Alarmanlage.
Keiner von uns hätte ein Wort verstanden, und wenn er noch so
laut gebrüllt hätte. Aber wir wußten auch so, was zu
tun war. Wir schlössen die Raumanzüge, klappten die
Druckhelme nach vorn und schnallten uns in den Kontursitzen an.
Sekunden später bauten sich die Einzelschutzschirme über
den Kontursesseln auf, die uns selbst dann schützen würden,
wenn das Inferno die Hauptzentrale erreichte.
Doch es drang nicht bis zu uns durch. Es ließ allerdings von
unserem Schiff auch nicht mehr übrig als einen Torso, der sich
aus eigener Kraft keinen Millimeter würde bewegen können.
Wir waren im Sternenschwarm gestrandet...
8.
Tobias war der erste, der sich über Helmfunk meldete.
„Ich denke, die unmittelbare Gefahr ist vorüber. Die
Innenzelle hat gehalten, aber da die Systeme der Außenbeobachtung
ausgefallen sind, können wir von hier aus nicht feststellen, was
von unserem Schiff übrig ist. Ich schlage vor, daß ich
mich draußen umsehe. Bleiben Sie bitte solange unter den
Einzelschutzschirmen."
„Captain a Hainu meldet sich hiermit freiwillig für den
Einsatz!" sagte die phlegmatische Stimme von Dalaimoc Rovic.
„Ich habe gar nichts gesagt!" protestierte ich.
„Wollen Sie Ihren Blutsbruder etwa allein gehen lassen,
Hainu?" erkundigte sich der Tibeter boshaft. Er war schon ein
richtiges Scheusal.
„Natürlich nicht", versicherte ich wahrheitsgemäß,
denn ich hatte vorgehabt, Tobias zu begleiten. „Aber ich
brauche keinen Vormund, der mir sagt, wann ich mich freiwillig für
etwas zu melden habe."
„Sie wissen ja nie, was Sie wollen, Captain",
entgegnete
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