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PR TB 169 Der Purpurne Drache

PR TB 169 Der Purpurne Drache

Titel: PR TB 169 Der Purpurne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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direkt über ihnen stand und die
Schatten die geringste Größe erreicht hatten,
    erreichten sie den letzten Ausläufer des bewaldeten Geländes.
Hier, an dieser Quelle, rasteten sie immer. Bisher waren sie
schweigend und langsam geritten; eine kleine, geschlagene Armee ohne
Waffen, verwundet, hungrig und müde. Der Rausch des Kampfes war
vergangen, die letzten Spuren des gemischten Sandweins verflogen.
    Hetman Jara ließ sich aus dem Sattel rutschen, faßte
den Zügel und sagte kurz zu Siklun:
    »Komm.«
    Ihr Weltbild war zerstört. Atlan war nicht der unbarmherzige
Sieger, der seine Opfer verstümmelte. Die Leute von Gäa
waren ganz anders, und sie, selbst die wilden Söhne der Dünen,
waren nichts anderes als Züchtungen. Die Laren würden den
Pyrarchos nicht kennenlernen und fürchten. Karthago blieb in der
Hand der Leute vom NEI. Sie würde niemals neben Hotrenor-Taak
sitzen und Macht besitzen. Ihre Unruhe stieg, als sie sich neben der
Echse zu Boden warf und durstig, mit langen Zügen, trank.
    Es war, als ob in ihrem Innern leise summend eine Uhr ablief.
Innerlich fieberte Jara Schabaph. Vor langer Zeit hatte sie einen
Befehl erhalten, den sie ausführen mußte. Wer ihr diesen
Befehl gab, wie er lautete, das wußte sie nicht. Es war, als
jucke ihre Haut, aber nicht dort, wo man kratzen konnte, sondern nach
innen. Fehlgeleitete Nervenströme begannen sie zunächst zu
irritieren, dann aufzuregen, schließlich riß sie stöhnend
den Kopf hoch und wischte sich Staub und Wasser aus dem Gesicht. Sie
richtete sich auf den Knien auf und sah sich um.
    Überall entlang des schmalen Rinnsals lagen Männer und
knieten Echsen. Sie tranken schmatzend und schlürfend das
kristallklare, eisige Wasser. Magerer Schatten lag auf dem Sand und
den dürren Gräsern.
    Jara stand wie betäubt auf. Sie begriff überhaupt
nichts. Sie reagierte wie eine gesteuerte Maschine.
    Aber niemand steuerte sie. Die posthypnotischen Befehlsgruppen und
die Kodebildfolgen, die durch ein kompliziertes System von
Reizerlebnissen, Auslöse-wortgruppen und Verhaltensmustern
ausgelöst wurden, gerieten völlig durcheinander. Sie
schlangen sich zu einem unentwirrbaren Knoten.
    »Bisher wußte ich immer, was ich zu tun hatte«,
flüsterte sie und lehnte sich schweiß überströmt
an den Rücken der Echse. »Jetzt weiß ich nichts
mehr. Oben ist unten, falsch ist richtig.«
    Sie schüttelte sich in einem plötzlichen Frost. Ihr
Körper war äußerlich eiskalt, innerlich schien er zu
verglühen. Ihr Schädel drohte zu zerspringen. Ein nicht
mehr aufzuhaltender Drang, etwas zu tun, packte sie. Aber sie kannte
keine Aufgabe und kein Ziel. Mit einem ächzenden Schrei sprang
sie los, rannte um die Echse herum und lief hinaus in die Halbwüste.
Hier begann eine mehrere

    Kilometer tiefe, annähernd ringförmige Zone aus Sand,
Kies, stachligen Büschen und völlig flach, ohne jeden
Schatten. Die Bewegungen erleichterten Jaras Zustand ein wenig, also
reagierte ihr Körper mit einer weiteren Steigerung der
Anstrengungen. Sie begann wieder zu schwitzen, ihre Lungen hoben und
senkten sich, sie fing zu keuchen an. Das Bild der Wüste und der
fernen, im Sonnenlicht wie Schnee schimmernden Dünenkämme
verschwamm vor ihren Augen. Sie sprang über einige dornige
Büsche hinweg und wurde noch schneller.
    Die Mucys standen auf und sahen verständnislos der rennenden
Frau nach. Sie verstanden nicht, was vor sich ging. Endlich, nach
einer reichlichen Weile, kletterte Siklun in den Sattel und zog die
Echse mit Gewalt vom Wasser weg.
    Jetzt war Hetman Jara nur noch ein kleiner Punkt, der sich ständig
weiter entfernte und einen winzigen Sandwirbel unter den Füßen
hochschleuderte. In bedächtigem Tempo ritt Siklun ihr nach; auch
er verstand nicht, was geschehen war, und außerdem bedeutete
ihm Leben oder Tod nicht viel.
    Jara war noch immer kräftig und rannte. Das Brennen in ihrem
Körper ließ nicht nach, und sie verlor die Kontrolle über
sich selbst. Zufällig lief sie nicht im Zickzack. Ihre Spuren
bildeten eine fast mathematisch exakte Gerade. Der Drang, etwas zu
zerstören, auseinanderzureißen oder zu vernichten, wurde
übermächtig. Aber es gab nichts anderes als Sand und einen
winzigen Schatten, der mit ihr mitlief. Wo war ihr Ziel? Wie sah das
Ende aus? Welcher Inkubus steuerte sie und machte sie besessen von
diesen Mordgedanken? So schnell diese Fragen aufgetaucht waren, so
schnell verschwanden sie wieder. Ihr Körper bedeckte sich mit
dem feinen Sand. Zuerst die

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