PR TB 171 Das Erbe Der Pehrtus
hin. Sie faßte den Mann am Arm und gab ihm zu
verstehen, daß er mitkommen sollte. Gemeinsam verließ das
ungleiche Paar den Raum.
Rosy spürte, daß die restliche Müdigkeit von ihr
abfiel, wenn sie nahe bei Rurik war. Als sie sich auf dem Weg zum
Hauptschacht einmal mehr als zwei Meter von Rurik entfernte, überfiel
sie sofort wieder das Schlafbedürfnis.
Auf der Suche nach anderen Menschen fand Rosy nur Schlafende. Ihre
Angst und Verwirrung steigerte sich immer mehr. Schließlich
rief sie die Zentrale der SZ-1. Irgendwo mußte es doch noch
waches Leben geben. Es dauerte eine Weile, bis sich der Bildschirm
erhellte. Rosy blickte auf einen breiten Schädel mit vier Augen.
Sie war zu verwirrt, um den Kelosker sofort zu erkennen, denn sie
hatte die Lebewesen aus der
Kleingalaxis Balayndagar nur einmal von Angesicht zu Angesicht
gesehen.
»Erschrecken Sie bitte nicht«, sagte der Kopf auf dem
Bildschirm. »Ich bin Dobrak, ein Kelosker. Und ich bin ein
Freund. Wer sind Sie und warum schlafen Sie nicht?«
»Muß ich das denn?« fragte Rosy trotzig zurück.
Unwillkürlich war sie mißtrauisch geworden.
»Nein, nein«, beeilte sich der Kelosker. »Sie
haben mich falsch verstanden. Ich bin sehr froh, einen wachen
Menschen zu sehen, denn alle an Bord sind in den Schlaf der Grünen
Null gefallen. Nur ich bin noch bei wachem Bewußtsein.«
»Ich bin Rosy Breuer, Ortungstechnikerin von der SZ-1-16,
der JAYMADAHR. Auch ich habe bis vor kurzem fest geschlafen. Es muß
wohl an meinem Freund Rurik liegen, daß ich wieder erwacht bin,
denn in seiner unmittelbaren Nähe werde ich nicht müde.«
Sie schob Rurik vor die Aufnahmeoptik, so daß Dobrak den
kugeligen, haarlosen Schädel des gestörten Manns sehen
konnte. Die Augen des Keloskers verengten sich und begannen zu
zucken. Auch die Höcker auf dem Schädel des Rechners
gerieten in Bewegung.
»Bitte kommen Sie sofort mit diesem Mann in den
Kommandostand der SZ-1«, sagte Dobrak.
Rosy nickte und schaltete ab.
Die Bezeichnung Rechner und Computer war für das Shetanmargt
ebenso falsch wie für SENECA. Während die den Menschen
unverständliche keloskische Einheit mit Energieebenen arbeitete,
in sich aber einen einheitlichen Aufbau hatte, besaß SENECA
zwei grundverschiedene Bestandteile. Ein Teil SENECAs war eine
Positronik herkömmlicher Art. Der größte Teil dieser
Postitronik bestand aus Speicherkristallen, in denen alle
Informationen und Programme abgelegt waren. In
den Recheneinheiten konnten diese Programme mit aktuellen Daten
verarbeitet werden. Die Staffelung der Recheneinheiten war so
ausgelegt, daß SENECA gleichzeitig eine Vielzahl von Problemen
lösen konnte. Das alles machte SENECA aber noch nicht zu dem,
was er war. Eingebettet in die Positronikteile waren riesige Tanks
mit Bioplasma. Die gehirnartige Substanz stammte von dem
Zentralplasma der Hundertsonnenwelt. Sie stellte echtes Leben dar,
allerdings in einer Form ohne Körper. Sie war nur Gehirn.
Die organischen Nervenbahnen des Plasmas erzeugten Impulse, die
über Bioponblocks in technisch nutzbare Steuerimpulse
umgewandelt wurden. Umgekehrt konnte auch jeder Impuls der Positronik
über diese Verzahnung in Informationen verwandelt werden, die
für das Plasma verständlich waren. Der Impulsaustausch
geschah aber nicht nur auf elektronischer oder positronischer Basis.
Das Phänomen SENECA bestand vielmehr darin, daß der
Austausch auf hyperphysikalischer Ebene vollzogen wurde. Durch die
Verbindung von biologischer und technischer Einheit wurde die
Kapazität des Rechners so gewaltig, daß sie mit einer
meßbaren Größe nicht mehr auszudrücken war.
Diese Kapazität war aber auch erforderlich, um ein Raumschiff
von der Größe der SOL zu steuern und gleichzeitig den
Menschen als Hilfe in allen Situationen zur Verfügung zu stehen.
Neben SENECA gab es an Bord eine Unzahl leistungsfähiger Rechner
für spezielle Anwendungsfälle. Für die Lenkung des
Raumschiffs war deren Kapazität von untergeordneter Bedeutung.
Das gleichmäßige Grün, das die ganze SOL erfüllte,
war als immaterieller Ausläufer aus einer höheren Dimension
eingesickert. Es durchdrang jeder Art von Materie und kannte keine
Hindernisse durch Energieschirme. Es war in der SOL entstanden.
Und es erfüllte auch jede Zelle des Rechnerverbunds
SENECA-Shetanmargt.
Dobrak war äußerst erregt. Das Auftauchen von zwei
Menschen, die nicht in den Schlaf der Grünen Null gefallen
waren, bedeutete neue Hoffnung. Ungeduldig erwartete er
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