PR TB 173 Im Bann Des Schwarzen Dämons
durchsetzt, die
wir im "Schlaf gelernt" hatten, gut benutzen.
Das Schiff war mit Proviant bestens ausgerüstet. Horus flog
uns voraus und erkundete den sichersten Weg entlang der steuerbords
liegenden Küste.
Zwei der Jäger hingen auf der windabgewandten Seite des
Schiffes halb über Bord und spieen sich die Seele aus dem Leib.
"Ich habe das sichere Gefühl", sagte Asyrta gegen
das Pfeifen des Windes, "daß viele von uns dem sicheren
Tod entgegensegeln."
Auch die Luft schien kühler geworden zu sein; wir nahmen die
erste der ozeanischen Wellen und sausten aufdem Wellenhang abwärts.
Die lange Rah ächzte, das Schiff erzitterte in allen Verbänden.
Wir standen auf unserem Lieblingsplatz neben dem Steuermann.
"Mag sein", erwiderte ich. "Aber ein guterAspekt
des Zukünftigen ist, daß es keine Sicherheiten gibt.
NurWahrscheinlichkeiten."
Cheper lachte in seinen kurzen Bart hinein.
"Die Wahrscheinlichkeit, daß des Krückenmachers
Schiffdie Reise aushält, ist groß. Ich sage es, Atlan."
Wir segelten einen Kurs, der uns ungefährlich erschien. In
Sichtweite des Ufers, abersichervor Untiefen und plötzlich
auftauchenden Felsen. Fürdie weitere Fahrt war es ausgemacht,
daß wir uns immer die Möglichkeit freihielten, die Nacht
an Land zu verbringen. In den mondhellen Nächten konnten wir
eine Nacht lang durchsegeln; da wir niemals so sehr lange
ununterbrochen segelten, bedeutete dies fürden
Unterwasserrumpfder ZEDER, daß es keinen Bewuchs gab. Das Holz
wurde immer wieder der warmen Luft ausgesetzt; außerdem hatten
wir bronzene Beschläge angebracht und die Planken mit dem Öl
des Erdpechs getränkt.
"Das Schiff wird es aushalten, und wir halten es ebenfalls
aus", sagte ich entschieden. "Zuerst einmal ist die weitere
Fahrt wichtig."
Jeder von uns war unruhig und gespannt. Keiner kannte diesen neuen
Ozean und seine Eigenschaften. Und auch die Küsten waren uns
unbekannt - bis auf Bilder, die uns derVogel übermittelte. . "Du
sagst es, Atlan. Noch niemals war ein Kapitän so kühn und
wagemutig, in diese unbekannten Fernen vorzustoßen!" rief
Cheper begeistert. Bisher kannte ich ihn als einen Mann, der das
Risiko ganz exakt abschätzte und sich sagte, daß eine
gewisse Portion Angst der bessere Teil der Kühnheit war. Aber je
mehr wir uns von Gubal und der Küste entfernten, desto
selbstsicherer wurde Cheper. Offensichtlich waren zwei Erlebnisse
seines Lebens entscheidend für diese
Einstellung gewesen: die lange Fahrt mit der LOB DES PHARAO vom
Nildelta bis nach Keftiu, mit unbekannter Mannschaft, unbekanntem
Ziel und einem geradezu verbrecherisch seeuntüchtigen Nilboot -
und die Reise, die wir mit dem ersten Schiff des Krückenmachers
und dem GROSSEN SCHIFF jetzt machten. Beides war ohne Unfall
abgegangen, obwohl wir manche Abenteuer siegreich bestanden hatten.
Jetzt und hier forderte Cheper, der geborene Ägypter, der schon
längst geistig über die Grenzen seines Vaterlandes
herausgewachsen war, das Schicksal und das Abenteuer in die
Schranken.
"Wir alle sind viel zu kühn", rief Asyrta. "Und
gerade deshalb werden wir alle überleben."
Dies war eines derwichtigen Probleme meiner kurzzeitigen Existenz
auf diesem Planeten. Asyrta-Maraye. Das Mädchen ausÄgypten,
klug, selbstsicher und gewandt wie eine Katze, groß und schlank
und die bezaubernde Gefährtin vielerAbenteuer. Ich erinnerte
mich nuran einen Bruchteil der Zeit, die wir miteinander verbracht
hatten - in Wirklichkeit mußte sie viel länger sein, denn
sonst hätte ich nicht diesen hohen Grad der Vertrautheit
erreicht. Ich war sicher, daß viele meiner blockierten
Erinnerungen sich mitAsyrta beschäftigten. Wir kannten einen
gehörigen Teil dieserWelt, aberwirwußten es nicht.
Und was geschah, wenn wir diesen Kampf überstanden? Würde
ich wieder allein zurückgebrachtwerden in mein stählernes
Schlafgefängnis am Grund des Meeres? Wo blieb die junge Frau?
Würde sie auf dieser Welt zurückgelassen werden und ebenso
altern, wie alle anderen Menschen -außer mir?
Wirwußten es beide, ohne es ausgesprochen zu haben: wir
kannten einander sehr gut. Aber dies würde voraussetzen, daß
auch Asyrta-Maraye gleichzeitig mit mir und an meiner Seite die Zeit
zwischen zwei Phasen der Abenteuer geschlafen hatte, ohne daß
ich etwas davon wußte.
ES manipuliert sehr geschickt und meisterhaft, erinnerte mich mein
Extrasinn. ES ist nicht nur der Hüter der Menschheit, sondern
auch dein Herr. Die Dinge geschehen so, wie ES es für richtig
findet.
Aber:
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