PR TB 174 Die Verlorene Kolonie
das abstürzende Schiff der Menakkos
ausgelösten Blitzkrieg vergangen. Es war vorauszusehen, daß
auch die Pufferzone wenige Monate später bereits unbewohnbar
sein würde. Dann mußte der Strahlentod auch nach den
wenigen Überlebenden greifen.
Darüber machte sich Gran Turmack aber kaum Gedanken.
Er fragte sich auch nie, weshalb man in dieser Gegend keine
anderen Menschen mehr zu Gesicht bekam. Seit langem hatte man weder
Marodeure noch Zivilisten getroffen, obwohl der Hauptmann immer
wieder Spähtrupps in alle Richtungen ausschickte.
Im Grunde tat er das nur, um seine Männer zu beschäftigen.
Sie kamen dann wenigstens nicht auf den Gedanken, nach seinen
Invasionsplänen zu fragen, die es in Wirklichkeit gar nicht gab.
Turmack hatte seinen Haß gegen die Talos gewissermaßen
auf Eis gelegt. Er wollte es dem Zufall überlassen, wann es zu
einer Generalabrechnung kam.
Kamen die Talos von selbst, dann sollten sie ihr blaues Wunder
erleben. Irgendwann mußten sie kommen, das stand für ihn
fest. In ihrem Bereich der neutralen Zone mußte die Strahlung
inzwischen viel stärker angestiegen sein und sie
ihm schließlich direkt in die Hände treiben. Dann
wollte er sie schlagen.
Allerdings war das vergangene Jahr auch an seinen Soldaten nicht
spurlos vorübergegangen.
Nach außen hin demonstrierte sich das allerdings nur durch
den Zustand ihrer Uniformen. Jeder hatte nur eine Garnitur besessen,
sie waren nun bereits verschlissen und ausgebleicht. So sah Turmacks
Kriegerschar jetzt bereits mehr wie eine verkleidete Räuberbande
aus.
Die Waffen waren dagegen noch in Ordnung und wurden tadellos
gepflegt, und nur das zählte für den Hauptmann. Auch zu
essen gab es genug, denn auf der Straße verkehrten immer noch
regelmäßig die silberblitzenden Fahrzeuge. Sie wurden bei
Bedarf angehalten und nach bewährtem Rezept aufgebrochen und
ausgeplündert.
Doch auch über sie machte sich der Despot der Höhlen
keine Gedanken. Er fragte sich nicht, woher sie kamen und wohin sie
fahren mochten. Er dachte auch nicht an die Möglichkeit, daß
sie eines Tages ausbleiben konnten. Dabei mußte das
unweigerlich das Ende der Überlebenden bedeuten, die ganz auf
die aus ihnen geraubten Lebensmittel angewiesen waren.
Die anderen dachten auch nicht weiter. Sie verließen sich
ganz auf Gran Turmack und lebten einfach in den Tag hinein. Nur einer
machte sich ernstlich Sorgen: Rask Colman.
Es kann mit uns doch nicht auf die Dauer so weitergehen! überlegte
er.
Die für Menschen noch bewohnbare Zone des Kontinents konnte
jetzt kaum noch breiter als hundert Kilometer sein. Demnach wäre
die logische Folge gewesen, daß nun alle Überlebenden in
dieses Gebiet strömten, vom Norden und vom Süden, Talos wie
Yangs. Wenn es nur noch ums nackte Überleben ging, mußten
alle früheren Gegensätze ihre Bedeutung verlieren. Warum
kamen sie nicht...?
Rask schätzte, daß auch im- ungünstigsten Fall
etwa hunderttausend Menschen das Inferno überstanden hatten.
Selbst dann, wenn inzwischen ein Teil von ihnen infolge von
Strahlenschäden umgekommen war, blieben immer noch viele
Tausende übrig. Hier in der Umgebung des
Hochplateaus war die fruchtbarste Gegend des Kontinents, sie bot
auch jetzt noch die meisten Überlebenschancen. Es war für
Colman einfach unbegreiflich, daß niemand kam, um sie
aufzusuchen.
Nur die Transporter auf der neuen Straße zeugten noch davon,
daß Trigon nicht ganz entvölkert war. Noch - denn wenn
erst die Radioaktivität überhand nahm, mußten auch
sie ausbleiben. Was sollte dann aber aus den Bewohnern der Höhlen
werden? Ihre Zahl war inzwischen auf dreihundertzwanzig gestiegen,
denn immer wieder kamen Kinder zur Welt. Die Natur forderte ihr
Recht.
Rask Colman kannte die Probleme, aber es gab niemand, mit dem er
sie erörtern konnte. Auch die älteren Leute mochten sie
sehen, aber es war zwecklos, sie darauf ansprechen zu wollen. Turmack
hatte sie so eingeschüchtert, daß sie froh waren, wenn man
sie überhaupt noch am Leben ließ. Daß sie im Grunde
nichts als unnütze Esser waren, hatte der Hauptmann oft genug
betont.
Die Lebensmittel gingen wieder einmal zur Neige. Ein neuer
Überfall auf den fälligen Transportwagen wurde angesetzt.
Wie üblich wurden zwanzig Männer dazu eingeteilt. Zur
allgemeinen Überraschung wollte auch Gran Turmack selbst daran
teilnehmen. Er bestimmte Colman als seinen Unterführer. Das
gefiel diesem gar nicht, aber es war zwecklos, etwas dagegen sagen zu
wollen.
Der inzwischen
Weitere Kostenlose Bücher