PR TB 174 Die Verlorene Kolonie
Gefangenen
Aussagen herauszupressen.
Gab es einen Weg, ihn daran zu hindern?
Colman gestand sich ein, daß das nicht leicht war. Der
Hauptmann hörte zwar oft auf ihn, aber sein Haß auf die
Talos war zu groß. Jetzt gab es ein greifbares Objekt für
ihn, und daran würde er ihn auslassen.
Ich werde trotzdem versuchen, das Schlimmste zu verhindern! nahm
sich der junge Mann vor.
7.
Etwa eine halbe Stunde später erwachte das Mädchen
„offiziell“. Nun blieb Colman nichts weiter übrig,
als Turmack davon zu verständigen. Er schickte einen seiner
Männer los, der schon nach wenigen Minuten zurückkam.
„Wir sollen die Talo zur Wohnung des Hauptmanns bringen,
Unteroffizier“, meldete er. Rask nickte und schloß die
Gittertür auf. Die Gefangene kam heraus und bedachte ihn im
Vorbeigehen mit einem kurzen Blick, der ihn seltsam verwirrte. Es lag
etwas darin, das er nicht zu deuten verstand.
Er hatte aber auch keine Zeit, sich lange Gedanken darüber zu
machen. Der Weg führte durch gewundene natürliche Gänge
mit zahlreichen Unebenheiten, die seine Aufmerksamkeit erforderten.
Sie benutzten eine Abkürzung, die sie direkt zu der Wohnhöhle
des Hauptmanns führte, ohne daß sie unterwegs noch andere
Menschen zu Gesicht bekamen.
Gran Turmack erwartete sie in Feldherrnpose. Er hatte seine
Geliebte hinausgeschickt, auf seinem groben Gesicht lag ein breites
Grinsen. Seine Augen dagegen funkelten haßerfüllt, als er
das Mädchen zu Gesicht bekam.
„Sie halten vor dem Eingang Wache“, befahl er den
Soldaten. „Sie bleiben hier, Colman, um mir zu assistieren. Wir
werden diesem Weib schon die Würmer aus der Nase ziehen, mein
Wort als Offizier darauf.“
Seine großen Worte schienen auf die Gefangene jedoch keinen
Eindruck zu machen. Ihre Augen durchforschten das Innere der
Wohnhöhle des Diktators, in der es auch wirklich einiges zu
sehen gab. Turmack hatte selbstverständlich das Beste für
sich requiriert, das aufzutreiben war. Nur er besaß ein
bequemes, weich gepolstertes Bett und anständige Möbel,
dazu zahlreiche selten gewordene Gebrauchsgegenstände. Die
gesamte Höhle war mit den
Decken verkleidet, die man bei den Überfällen auf die
Transportwagen erbeutet hatte. Drei starke Batterielampen spendeten
helles Licht.
„Wie heißen Sie?“ herrschte Turmack die Talo an.
„Mein Name ist Myra Frecoli“, erwiderte sie. Sie
sprach mit dem weichen, singenden Akzent der Leute aus dem Süden,
gegen den die harte Artikulation der Yangs fast barbarisch klang. Was
sie sagte, schien fest und selbstsicher, als ob sie sich keine Sorgen
über ihre Zukunft machte. Das mißfiel dem Hauptmann
natürlich gründlich.
Er hatte erwartet, die Gefangene zitternd und kleinlaut vor sich
stehen zu sehen. Daß das genaue Gegenteil der Fall war,
verbesserte seine Laune nicht gerade.
„Jch warne Sie!“ sagte er mit gefährlich leiser
Stimme. „„Sie sind in meiner Hand, und ich kann mit Ihnen
anfangen, was ich will, denken Sie immer daran. Wenn es nach mir
gegangen wäre, wären Sie gleich auf der Straße
erschossen worden.“
Myra Frecoli nickte gleichmütig. „„Jetzt erkenne
ich Sie wieder - Hauptmann. Sie waren es, der mich niedergeschlagen
hat, als wir zu entkommen drohten. Eine gute Leistung, denn gegen den
,Heuler’ kommt so leicht niemand an. Doch jetzt eine Frage:
Wissen Sie wirklich nicht...“
„Mund halten!“ brüllte Turmack sie an. „Wenn
hier jemand Fragen stellt, dann bin ich es, verstanden? Haben Sie
wirklich noch nicht begriffen, wie ernst Ihre Lage ist?“
„Jrrtum, Hauptmann“, verbesserte sie kühl. „Ihre
Lage ist ernst, Sie wissen es nur noch nicht. Vielleicht werden Sie
es begreifen, wenn Sie alles erfahren haben. Also los, fragen Sie
schon.“
Gran Turmack ballte die Hände zu Fäusten und schien auf
sie losgehen zu wollen. Dann entspannte er sich plötzlich
wieder, und ein belustigtes Lächeln flog über seine Züge.
„„Sie wollen mich provozieren, damit ich Sie umbringe,
ehe Sie etwas gesagt haben - aber diesen Gefallen tue ich Ihnen
nicht. Doch jetzt zur Sache: Wohin bringen die Transporter die
Versorgungsgüter? Wo stehen die Truppen der Talo-Invasoren, und
wie stark sind sie?“
„Jnvasoren?“ wiederholte das Mädchen verblüfft.
„„Nun ja, ein Mann wie Sie kann wohl an nichts anderes
denken. Es
gibt keine Invasoren, Hauptmann! Die letzten Überreste
unserer Streitkräfte haben sich schon wenige Wochen nach der
Katastrophe aufgelöst, als die Menakkos kamen. Diese
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