PR TB 176 Spion Der Sternenmacht
aufmerksam geworden. Das störte die
Aras nicht, denn sie standen unter suggestivem Einfluß. Aber es
bewegte den Roboter, seinen Widerstand allmählich aufzugeben.
Sanssouqs Vermutung, daß er gehalten war, kein Aufsehen zu
erregen, erwies sich als richtig. Er sah neugierige Blicke auf sich
gerichtet und hörte auf, sich zu wehren. In ihrer Mitte führten
ihn die Aras mit sich fort.
Sanssouq hatte es eilig. Vom Tunnelausgang waren es nur ein paar
Schritte bis zu der sanft geschwungenen Straßenbucht, an der
die Rufsäulen für die Mietwagen standen. Sanssouq rief
einen Wagen herbei und hatte Glück: das Fahrzeug glitt binnen
weniger Sekunden heran. Er stieg ein und nannte aufs Geratewohl ein
Ziel in der Nordstadt. Er erwähnte dazu, er habe es eilig. Der
Autopilot antwortete darauf mit freundlicher Stimme:
„Ich nehme die schnellste Fahrbahn. Aber die vom Funknetz
festgelegte Höchstgeschwindigkeit kann ich nicht überschreiten."
Sanssouq wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Szene zu, die er
längst hinter sich gelassen hatte. Die sechs Aras waren mit
ihrem Opfer inzwischen am gegenüberliegenden Ausgang der
Fußgängerunterführung angelangt. An dieser Stelle
entließ sie Sanssouq aus seiner Kontrolle. Er versuchte, sich
auszumalen, wie sie einander verblüfft anstarrten, weil sie sich
nicht erklären konnten, was geschehen war. Und der Roboter würde
die Gelegenheit benützen, sich so rasch wie möglich aus dem
Staub zu machen.
Sanssouq amüsierte sich. Gleichzeitig aber bedauerte er, daß
seine Begabung es ihm nicht erlaubte, noch eine Zeitlang mit
dabeizusein, nachdem er ein fremdes Bewußtsein aus dem
suggestiven Zwang entlassen hatte.
Er lehnte sich bequem in das Polster zurück und beobachtete
den nächtlichen Verkehr und die Lichterflut des Stadtinnern,
während der Mietgleiter ihn in rascher Fahrt nach Norden trug.
*
Am Stadtrand wurde der Verkehr geringer. Aber auch hier sah man
dem Funkeln der schwebenden Reklamen an, daß Sappho, die größte
Stadt auf Pindar, seit dem Untergang des Solaren Imperiums nur noch
dem Tourismus diente, den Vergnügungssuchenden, die hierher
kamen, um alle Sorgen zu vergessen, die sie irgendwo draußen in
den Wirren dieser Ungewissen Zeitläufe angesammelt hatten.
Sanssouq änderte sein Fahrtziel. Der Gleiter brachte ihn zum
Haupteingang eines barackenähnlichen Gebäudes, über
dem eine riesige, entsetzlich bunte Reklameschrift schwebte, die in
Interkosmo-Slang die „wildesten aller exotischen Tänze"
verkündete und darunter, weniger bunt und viel weniger riesig,
zu verstehen gab, daß während der Vorstellung ein
geringfügiger Aufschlag auf Speisen und Getränke erhoben
werde. Sanssouq störte sich nicht daran. Er war zuerst von
Julian Tifflor und dann von Halge von Tarrkoll mit ausreichenden
Mitteln versehen worden. Er entlohnte den Mietwagen und stieg aus.
Drinnen ließ er sich von dem Pförtnerrobot ein Billet
aushändigen, das ihm einen bestimmten Tisch zuwies. Er suchte
den Tisch und fand ihn, da er unmittelbar neben der ebenerdigen Bühne
lag, nicht zufriedenstellend. Er sah sich um, nachdem die Augen sich
an das Halbdunkel innerhalb der großen Halle gewöhnt
hatten, und fand, daß es im Hintergrund eine Empore mit einer
Reihe kleiner, leerer Tische gab. Er wandte sich dorthin. Auf die
Empore gelangte man mit Hilfe eines lächerlich kurzen
Antigravschachts. Er suchte sich einen Platz, von dem aus er einen
Großteil der Halle ohne Mühe überblicken konnte, und
ließ sich dort nieder. Sein Tisch war mit einer kleinen Konsole
ausgestattet, mit deren Hilfe er Speisen und Getränke wählen
konnte. Er suchte sich eine kleine Mahlzeit und einen Krug Bier aus.
Kurze Zeit später kam ein niedriger Servierwagen geräuschlos
herangeglitten und brachte beides. Sanssouq aß und trank und
nahm kaum wahr, was um ihn herum vorging.
Er wußte noch immer nicht, wer er war. Der erste Eindruck,
der sich in seinem Gedächtnis festgesetzt hatte, stammte von
jenem sonnigen Morgen, als er am Rande von Gäa in einem
Verschlag hinter Makkos Kaschemme aufwachte. Von Makko erfuhr er
seinen Namen: Sanssouq. Er wußte nicht, woher er kam. Er wußte
nur eines: er war auf der Suche nach dem „Punkt der Umkehr".
Im Innern von Olymp schließlich hatte er- so glaubte er- die
galaktischen Koordinaten des Punktes der Umkehr gefunden. Sie lagen
in einer sternarmen, bislang kaum erforschten Gegend jenseits des
Zentrums der Milchstraße, von Olymp aus gesehen. Jetzt war er
auf dem Weg
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