PR TB 176 Spion Der Sternenmacht
Konzils
nicht mehr besaß und daß seine einzigen Verbündeten
in dieser fremden Galaxis, die Überschweren, ihrer Rolle als
Beherrscher der Unterdrückten nicht ganz gewachsen waren.
Was immer aber die Gründe für Hotrenor-Taaks Bitterkeit
sein mochten - die Bitterkeit selbst kam mit ungewöhnlicher
Deutlichkeit zum Ausdruck, als der Verkünder seine beiden
engsten Berater an diesem Tag zu sich rief und erklärte:
„Es scheint, das Schicksal hat sich aufs neue gegen uns
verschworen. Wenn meine Vermutungen richtig sind, dann nähert
sich unsere Expedition in diese Galaxis, die ursprünglich zur
größeren Herrlichkeit des Konzils beitragen sollte, einem
raschen und unrühmlichen Ende."
Sessana-Taal und Vajdira-Noom blickten bestürzt zu Boden. Es
geschah nicht oft, daß Hotrenor-Taak in den Mantel des
Propheten schlüpfte. Wenn er es dennoch tat, mußte er eine
Erfahrung von ungewöhnlicher Eindringlichkeit gemacht haben.
„Ihr wundert euch", fuhr er fort, „was mich dazu
bringt, die Zukunft in derart düsteren Farben zu sehen. Ich habe
euch zu mir gerufen, um es euch mitzuteilen. Ich glaube, zu wissen,
wer die Hintermänner des Terraners Sanssouq sind."
Vajdira-Noom sah ruckartig auf.
„Du hast das Rätsel gelöst?" rief er
überrascht. „Ich habe einen ganzen Rechner mit Beschlag
belegt, um durch Simulation..."
Hotrenor-Taak winkte ihm zu schweigen.
„Ich weiß", sagte der Verkünder. „Du
bist ein aktiver und ehrgeiziger junger Mann. Aber was nützen
dir alle Simulationen, wenn du dich weigerst, die wichtigste Einfluß
große in Betracht zu ziehen?"
Vajdira-Noom reagierte betroffen.
„Ich bin mir nicht bewußt, Erhabener..."
„Wessen bist du dir nicht bewußt?" fiel
Hotrenor-Taak ihm mit ungewöhnlicher Schärfe ins Wort. „Daß
dein Lehrer, Sessana-Taal, bei unserer letzten Zusammenkunft eine
Hypothese in die Diskussion brachte, die den einzigen Schlüssel
zu Sanssouqs Geheimnis darstellt? Daß du diese Hypothese für
lächerlich hieltest und dich darüber lustig machtest? Ist
es das, woran du dich nicht mehr erinnerst?"
Vajdira-Noom erkannte, daß es an der Zeit war
zurückzustehen. Seine Miene wirkte schuldbewußt.
„Ich bitte um deine Nachsicht, Erhabener, wenn ich wirklich
etwas übersehen haben sollte", sagte er bedrückt.
„Meine Nachsicht ist dir gewiß, sobald ich deine Reue
erkenne", antwortete der Verkünder kühl. „Sitz
still und schweig, während ich darüber berichte, was meine
Fachleute ermittelt haben."
Er nahm ein kleines Sichtgerät in Betrieb, das auf seinem
Arbeitstisch stand. Dann begann er mit seinem Bericht. Während
er sprach, blickte er des öfteren auf die Bildfläche.
Anscheinend waren in dem Gerät die Daten gespeichert, die ihm
seine Experten beschafft hatten.
„Wir haben Nachricht von Selengi", begann der Bericht.
„Ihr erinnert euch, daß die Überschweren dort an
einem Projekt arbeiten, das zum Ziel hat, das Versteck der
terranischen Menschheit zu finden. Wir selbst haben Maylpancer eine
ungeheure Datenmenge zur Verfügung gestellt, die nach unserer
Ansicht genügend Hinweise enthielt, daß die Aufgabe gelöst
werden konnte. Wir rechneten mit einem positiven Resultat binnen
weniger Monate. Inzwischen ist fast ein Jahr vergangen. Maylpancer
hat sein Hauptquartier nicht mehr auf Selengi, und seine Mathematiker
lassen weiter nichts von sich hören, als daß sie weiterhin
an der Arbeit sind. Selengi gehört den Überschweren. Wir
haben dort nichts verloren. Ich schickte zwei meiner besten
Spezialisten. Sie mußten sich einschleichen und arbeiteten mit
Biomasken. Aber sie fanden, wonach ich suchte. Die Daten, mit denen
Maylpancers Mathematiker arbeiten, sind nicht diejenigen, die ihnen
von uns übergeben wurden. Der Austausch wurde so geschickt
durchgeführt, daß selbst die Spezialisten Mühe
hatten, ihn zu entdecken. Aber es gibt inzwischen keinen Zweifel mehr
daran, daß ein Austausch in der Tat stattgefunden hat.
Maylpancers Fachleute arbeiten mit falschen Daten. Es ist kein
Wunder, daß sie das Versteck der Terraner noch nicht gefunden
haben. Sie werden es niemals finden! Der Zeitpunkt, an dem der
Austausch vorgenommen wurde, konnte ebenfalls ermittelt werden. Es
geschah an dem Tag, als Sanssouq von Selengi verschwand und unser
Verbindungsmann Senghor-Laa den Tod fand."
Er machte eine kurze Pause, um die Worte auf seine beiden Zuhörer
einwirken zu lassen. Dann fuhr er fort:
„Wir kennen die terranische Technik. Sie ist der unseren
unterlegen.
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