PR TB 178 Der Sonnentoter

er kurz geprüft
hatte, was die Diener auf den Tisch gestellt hatten.
    Einer der Diener setzte eine Schale mit Früchten ungeschickt
neben Arta-Ota ab. Eine Frucht fiel heraus und rollte neben den
Teller des Politikers, ohne das weiße Tuch zu beschmutzen, mit
dem der Tisch bedeckt wurde. Arta-Ota reagierte unerwartet heftig auf
dieses kleine Mißgeschick. Er fuhr schnaubend herum und hieb
dem Diener die Faust in die Seite. Der Schlag war so heftig, daß
der Diener aufschreiend zu Boden stürzte und sich nicht wieder
erheben konnte. Die anderen Bediensteten packten ihn eilig an den
Ärmeln seiner blauen Stoffkleidung und schleiften ihn aus dem
Raum.
    „Verzeihen Sie die Ungeschicklichkeit", sagte
Arta-Otamitbebender Stimme. „Natürlich hätte das
nicht passieren dürfen."
    Rhodan wußte nicht, ob der Sankaner das Mißgeschick
meinte, das dem Diener unterlaufen war, oder ob er auf seine
Unbeherrschtheit anspielte.
    „Essen Sie", forderte der Sankaner ihn auf, bevor er
antworten konnte. „Es wird Ihnen munden."
    Eine eigentümliche Atmosphäre der Spannung war
entstanden, die Rhodan sich nicht erklären konnte. Voller
Unbehagen begann er zu essen. Auch Ronald Tekener, Preyn Davis und
Hernan Aaron füllten sich die Teller. Ihr Verhalten zeigte
Rhodan, daß auch sie empfanden wie er.
    Unwillkürlich senkte er die Blicke. Er fühlte sich nicht
frei. Und dann plötzlich wurde ihm bewußt, was anders war
als gewohnt. Keine der Früchte wies eine ovale Form auf. Sie
waren geformt wie Hände, gekrümmt wie Bananen, stab- oder
blumenförmig. Nichts auf dem Tisch aber erinnerte an Augen.

    War es das, was die Sankaner verunsicherte und aggressiv machte?
Rhodan war sich dessen bewußt, welch außerordentliche
Rolle die Augen in der terranischen Kultur spielten.
    Das Auge, von dessen Drohfunktion ein unheilvoller Zauber ausgehen
kann, blickt abwehrend vom Schiffsbug, von Krügen, von Masken,
von Torbögen, von Gebäuden, vonjedem Instrumentenpult
selbst im modernsten Raumschiff. Es findet sich überall in der
Tierwelt Terras als Attrappe wieder, beim Schmetterling ebenso wie
beim Pfau. Zahllose Pflanzen tragen Augenattrappen als Abwehr oder
als Lockmittel.
    Rhodan hatte auf zahlreichen Planeten in der Galaxis eine ähnliche
Anhäufung von Augensymbolen und -attrappen vorgefunden.
Nirgendwo aber waren sie nach Meinung der terranischen
Wissenschaftler so aggressiv wie auf der Erde.
    Rhodan erinnerte sich daran, daß in Terrania die Pfauen
wegen ihres äugelnden Gefieders von den Rasenflächen des
Regierungsviertels entfernt worden waren, weil nichtterrestrische
Delegierte eine allzu große Furcht vor allem Augenähnlichen
gezeigt hatten. Sollten auch die Sankaner so empfinden? War die Angst
vor dem menschlichen Auge bei ihnen vielleicht noch wesentlich
größer?
    Rhodan bedauerte, daß keiner der Mutanten an Bord der
FREEDOM war. Ein Telepath wie Gucky hätte alle Fragen leicht
beantworten können.
    Als sich ein Gespräch zwischen Tekener und Arta-Ota
entwickelte, wandte sich Rhodan Hernan Aaron zu.
    „Sie sind Kosmopsychologe und Ethologe, nicht wahr?"
fragte er. Als Aaron nickte, fuhr er fort: „Ich habe das
Gefühl, daß die Sankaner sich von unseren Augen allzu sehr
beeindrucken lassen. Später möchte ich mit Ihnen darüber
sprechen."
    Aaron verstand, was Rhodan meinte. Er sollte bei dieser Begegnung
mit den Sankanern nur auf diese Frage achten, ganz gleich, ob er in
dieser Hinsicht schon etwas herausgefunden hatte oder nicht.
    Arta-Ota beugte sich über den Tisch. Er hatte die
geflüsterten Worte Rhodans nicht verstanden.
    „Alle Mächtigen lieben die Jagd", sagte er mit
tiefer Stimme. „Ich bin überzeugt davon, daß auch
Sie sich gern mit den Kräften der Natur messen. Deshalb habe ich
eine Jagd vorbereiten lassen. Werden Sie mich begleiten?"
    „Es ist mir eine Ehre", erwiderte Rhodan. Die Einladung
des Sankaners überraschte ihn nicht. Er wurde auf den meisten
Planeten zu solchen Jagdausflügen eingeladen. „Ich würde
es allerdings begrüßen, wenn ich dazu die bei Ihnen
üblichen Waffen benutzen könnte."
    Er warfRonald Tekener einen flüchtigen Blick zu. Er wußte,
daß der Narbengesichtige geradezu danach fieberte, die von den
Sankanern entwickelten Waffen zu studieren.
    „Steigen Sie ein", bat Arta-Ota. „Wir fahren nach
Westen. Dort steht uns das beste Jagdgebiet zur Verfügung, das
es auf Sanka gibt."
    Die vier Terraner standen mit fünfzehn Sankanern vor zwei
großen Propellerwagen, in denen genügend