PR TB 178 Der Sonnentoter
Platz auch für
vierzig Personen vorhanden gewesen wäre.
„Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen", sagte
Arta-Ota. „Wir sind bei Einbruch der Dunkelheit wieder zurück,
so daß Sie noch zu Ihrer Station fahren können."
„Ich bin nicht besorgt", erwiderte Rhodan. „Ich
bewundere lediglich die Konstruktion dieser Fahrzeuge."
Er stieg in den ungefähr fünfzehn Meter langen Wagen und
nahm im vorderen Teil Platz. Hier waren mehrere Sessel um einen
runden Tisch formiert, auf dem Waffen lagen. Tekener setzte sich
neben ihn. Fasziniert griff er nach den Waffen und betrachtete sie.
Sie glichen terranischen Gewehren, warenjedoch wesentlich leichter
gebaut. Der Lauf bestand nicht aus Metall, sondern aus einem harten
Holz. Es war nicht glatt geschliffen, sondern knorrig und uneben. An
der Seite des Rohres ragte ein kleiner Hebel heraus, der sich leicht
bewegen ließ. „Wie funktioniert diese Waffe?" fragte
der Lächler, als Arta-Otaneben ihm erschien.
Der Sankaner nahm sie in die Hand. Er griff nach dem Hebel.
„Daran hängt die Sehne eines Tieres, das über eine
absolut ungewöhnliche Sprungkraft verfügt. Sie läßt
sich mühelos dehnen, verhärtet dannjedoch rasch und gewinnt
an Spannkraft. Löst man sie, dann schießt sie mit großer
Geschwindigkeit nach vorn und reißt einen Pfeil mit sich.
„Wie groß ist die Reichweite?"
Arta-Ota nannte ihm einen Wert, der einer Strecke von fast
zweitausend Metern entsprach. Ronald Tekener pfiff anerkennend durch
die Zähne.
„Welch ein phantastisches Gerät", sagte er
überrascht. „Ich vermute, daß diese Waffe lautlos
arbeitet."
„So gut wie lautlos", bestätigte der Sankaner. Aus
einem Fach unter dem Tisch holte er die Pfeile, die als Munition
dienten. Es waren handlange Stifte, die vorn mit Widerhaken und
hinten mit Stabilisatoren versehen waren. Diese offenbarten, daß
die Sankaner doch mehr über Aerodynamik wußten, als ihre
Technik erkennen ließ.
„Sie werden bald damit schießen können",
sagte Arta-Ota. Der Soyta hatte inzwischen eine Geschwindigkeit von
ungefähr zweihundertfünfzig Stundenkilometern erreicht. Er
raste über eine völlig ebene Straße dahin, die durch
bewaldetes Gebiet führte.
Ronald Tekener hob die Schußwaffe an die Schulter und
blickte am Lauf entlang. Eine Zielvorrichtung konnte er nicht
erkennen, doch er zweifelte nicht daran, daß er auch mit diesem
Pfeilgewehr sein Ziel treffen würde.
Unwillkürlich fragte er sich, warum die Sankaner so versessen
auf terranische Waffen waren, wenn sie selbst über so
hervorragende Kampfgeräte verfügten. Energiestrahler waren
bisher nicht geliefert worden, immerhin aber Gewehre und Revolver,
mit denen Stahlprojektile verschossen werden konnten. Der Vorteil lag
bei der größeren Reichweite und der besseren
Durchschlagskraft. Wog das aber den Vorteil der Lautlosigkeit der
sankanischen Waffe auf? Tekener konnte es sich nicht vorstellen.
Ein kalter Schauer lief ihm bei dem Gedanken über den Rücken,
daß er eines Tages vielleicht mit einem Sankaner kämpfen
mußte, der über tausend Meter von ihm entfernt war und
sich irgendwo in der Wildnis verbarg. Wenn er diese lautlose Waffe
benutzte, war er vor einer Entdeckung sicher, sofern er sich nicht
gegen Individualtaster oder Infrarotortungsgeräte behaupten
mußte. Diese aber schleppte normalerweise kein Terraner ständig
mit sich herum. Tekener blickte Rhodan an.
Der Großadministrator gab ihm mit einer unauffälligen
Handbewegung zu verstehen, daß seine Gedanken in ähnliche
Richtung gingen.
Gegen einen Attentäter, der eine solche Waffe hatte, gab es
so gut wie keine Abwehrmöglichkeit.
4.
Sopal lehnte sich geräuschlos gegen einen Baumstamm und hob
langsam die Schußwaffe, die er aus dem Kofferraum des Soytas
genommen hatte. Sie lag gut in der Hand. Er drückte mit beiden
Fingern seitlich gegen den Lauf, und ein spitzer Holzdorn klappte
nach oben heraus. Über ihn hinweg konnte er das Ziel anpeilen.
Etwa zweihundert Meter von ihm entfernt stand ein zierliches Tier,
das etwas kleiner als sein Kopf war, an einem Gewässer. Es sah
aus wie ein Federball. Vorsichtig sichernd wedelte es seine Federn
hin und her und fächelte seinen Geruchsorganen auf diese Weise
Luft zu.
Sopal zählte leise und voller Ungeduld. Als er sicher war,
daß die Sehne sich genügend gehärtet und gespannt
hatte, gab er sie frei. Leise zischend verließ der Pfeil den
Lauf. Das Tier fuhr auf und setzte zur Flucht an. Doch zu spät.
Der Pfeil durchbohrte den
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