PR TB 178 Der Sonnentoter
antwortete der
Sonnentöter. „Er ist der wichtigste Terraner, derje auf
unserer Welt gewesen ist. Die Terraner sind für die
Veränderungen verantwortlich, denen wir unterworfen sind. Ich
werde sie dafür bestrafen."
Der Graue ließ seine Waffe sinken.
„Ein vernünftiger Entschluß", sagte er
anerkennend. „Ich beobachte die Terraner schon lange. Ich werde
das Leben in der Einsamkeit aufgeben und dich begleiten."
Sopals Atem beschleunigte sich vor Erregung. Damit hatte er nicht
gerechnet. Schadane waren Sankaner, die besonders groß waren
und die über magische Kräfte verfügten. Sie lebten
ausschließlich in der Einsamkeit. Nur selten einmal kamen sie
in die Dörfer und Städte, um dort an den religiösen
Festen teilzunehmen, oder um ihre Macht zu demonstrieren. Sopal
erinnerte sich an einen Schadan, der in ein Dorf gekommen war, um ein
Mädchen zu heilen, das von den Ärzten bereits aufgegeben
worden war. Die Ärzte hatten festgestellt, daß sich im
Gehirn der Kranken ein Geschwür gebildet hatte, das nicht zu
entfernen war, ohne das Mädchen zu töten. Der Schadan war
im Dorf erschienen, ohne daß irgendjemand ihn benachrichtigt
hätte. Eine Stunde lang war er mit dem kranken Mädchen
allein gewesen. Man hatte nur seinen seltsamen und unbegreiflichen
Gesang gehört. Danach war er Wieder gegangen. Zwei Tage später
war das Mädchen wieder gesund gewesen. Das Geschwür war
verschwunden, obwohl der Schadan nicht operiert hatte.
Seitdem hatte er sich vor den Schadanen gefürchtet.
Dochjetzt hatte er keine Angst. Er erkannte, daß seine
Erfolgschancen durch den grauen Riesen wesentlich stiegen. Den Ruhm,
den er bei seiner Tat erringen würde, brauchte er sich jedoch
nicht mit ihm zu teilen. Der Schadan würde sich wieder in seine
Einsamkeit zurückziehen und nichts über seine Beteiligung
verlauten lassen.
„Ich bin einverstanden", sagte Sopal.
„Du kannst hier bleiben", erklärte der Schadan.
„Morgen brechen wir auf."
Sopal fand während der Nacht, die er in einer einfachen
Lehmhütte verbrachte, keine Ruhe. Ständig dachte er darüber
nach, welch unverhofftes Glück die Begegnung mit dem Schadan für
ihn bedeutete.
Er machte sich keine Gedanken darüber, welche Folgen ein
Anschlag aufRhodan für Sanka haben würde. Er war fest davon
überzeugt, daß er sich richtig entschieden hatte und daß
er Sanka und die Sankaner vor einem endgültigen Verfall der
Sitten und einem irreparablen Verlust der guten
Charaktereigenschaften retten würde.
Er glaubte weiterhin fest daran, daß die beginnenden
Verhandlungen zwischen Rhodan und den führenden Sankaner, zu
denen auch Arta-Ota gehörte, zu Feindseligkeiten zwischen beiden
Völkern führen würden.
Daran, daß die Terraner sich rächen würden, mochte
er nicht denken. Rache paßte seiner Ansicht nach nicht zu
ihnen. Sie hatten sich niemals für irgend etwas gerächt,
sondern hatten sich stets in ihr Areal zurückgezogen, wenn es
Unstimmigkeiten gegeben hatte.
So würde es auch dieses Mal sein. Mit einem kleinen
Unterschied allerdings. Die Terraner würden Sanka den Rücken
kehren. Das aber bedeutete für Sankaner keine Katastrophe. Es
war nicht das Ende ihrer Existenz. Sie hatten vorher Jahrzehntausende
ohne die Terraner gelebt, und das würden siejetzt auch können.
Erst gegen Morgen verfiel der Sonnentöter in einen unruhigen
Schlaf, aus dem ihn der Schadanjedoch bald wieder aufschreckte. Er
gab ihm einige Stücke gebratenes Fleisch und etwas Wasser.
„Du kannst es unterwegs zu dir nehmen", sagte der
Graue. „Wir wollen keine Zeit verlieren." Der Morgen war
kalt und feucht. Nebel lag über der Ebene, so daß Sopal
nicht wußte, wohin er sich wenden sollte. Der Schadan aber
kannte sich hier aus. Ohne zu zögern, machte er sich
auf den Weg. Sopal blieb dicht hinter ihm, weil er fürchtete,
ihn aus den Augen zu verlieren, wenn der Abstand zwischen ihnen zu
groß wurde.
„Bald wird es gefährlich", sagte der Riese nach
einiger Zeit. „Wir kommen an die Grenze meines Gebiets. Dort
ist nur ein schmaler Durchgang. Zu beiden Seiten erstreckt sich ein
Moor, das unpassierbar ist. Am Durchgang lauert eine Hornkatze. Sie
schnappt sich alles, was ihr über den Weg läuft. Allein kam
ich nie an ihr vorbei. Dochjetzt sind wir zu zweit."
Sopal legte seine Hände fester um das Pfeilgewehr. Der Magen
krampfte sich ihm zusammen. Er hatte noch nie in seinem Leben eine
Hornkatze gesehen. Aber er wußte, daß es das
gefährlichste Raubtier war, das auf Sanka
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