PR TB 178 Der Sonnentoter
lebte. Es gab nur
wenige davon. Noch weniger Sankaner gab es, die sich rühmen
konnten,je eine Hornkatze erlegt zu haben.
Jetzt mußte sich zeigen, wie gut die Zusammenarbeit zwischen
ihm und dem Schadan war. Der Soyta, in dem Rhodan saß, hielt in
einem Urwald unter riesigen Bäumen. Schlingpflanzen
überwucherten die Stämme und bildeten ein undurchdringlich
erscheinendes Dickicht. Ein schmaler Pfad führte in die grüne
Wand hinein, die sich vor Rhodan erhob. Er sah ihn, als er aus dem
Wagen stieg. Libellenähnliche Insektenjagten wie kleine Jets
zwischen den Blättern hin und her. Sie bildeten mal farbige
Streifen, deren Konturen bei der hohen Geschwindigkeit verschwammen,
mal leuchtende Punkte, die sich träge hin und her bewegten.
Farbenprächtige Vögel flatterten zwischen den Zweigen
der Bäume hinter den Libellen her, ohneje mal eine zu fangen, so
daß ihre Jagd auf die Insekten sinnlos erschien. Die Lock- und
Drohrufe hallten durch den Urwald. Die Laute schienen sich unter den
Bäumen wie in einem gewaltigen Dom zu fangen und von überall
her widerzuhallen. Ameisenähnliche Tiere bewegten sich über
den Boden. Rhodan sah, daß die Sankaner ihnen vorsichtig
auswichen, obwohl sie feste Schuhe trugen. Deshalb achtete er selbst
auch darauf, daß er nicht mit diesen Tieren in Berührung
kam.
Einer der Sankaner reichte ihm ein Pfeilgewehr. Er zeigte ihm noch
einmal, wie es geladen war und wie sich die Kammer im Kolben öffnen
ließ, so daß er weitere Pfeile nachladen konnte.
„Wir bleiben zusammen", sagte er zu Tekener, Kommandant
Preyn Davis und Hernan Aaron. „Kann mirjemand sagen, was wir
eigentlich jagen werden?"
Der Kommandant und der Ethologe blickten ihn verblüfft an.
Ihnen war nicht aufgefallen, daß man darüber noch gar
nicht gesprochen hatte. Während sich die Jagdgesellschaft
formierte, schilderte Davis das Wild, dem die Pirsch galt.
„Es sind Vögel. Die Sankaner nennen sie Pitriks. Sie
sind die schnellsten Tiere, die es auf Sanka gibt. Sie fliegen so
schnell, daß man schon ein sehr guter Schütze sein muß,
wenn man sie erwischen will." Der Kommandant lächelte. Er
ging neben Rhodan über den Urwaldpfad. Vor und hinter ihnen
bewegten sich zwei Gruppen von Sankanern. „Bisher ist es noch
keinem Terraner gelungen, einen Pitrik zu treffen, geschweige denn zu
erlegen. Das ist ein Grund dafür, daß man uns für
ziemlich schlechte Jäger hält."
„Vielleicht ist dieses Mal jemand dabei, der die Ehre der
Terraner retten kann", sagte Rhodan und deutete aufTekener. „Ich
kenne keinen besseren Schützen als ihn."
„Hoffentlich", erwiderte Preyn Davis in einem Tonfall,
der erkennen ließ, daß er nicht an einen Erfolg glaubte.
„Bitte, seien Sie vorsichtig. Die Pitriks reagieren in
verblüffender Weise, wenn sie getroffen worden sind. Sie
erstarren im Todesschock und sind dann äußerst gefährliche
Geschosse. Mit lang ausgestrecktem Hals fliegen sie zu Boden. Ich
habe schon Sankaner gesehen, die dabei von dem spitzen Schnabel
durchbohrt und getötet worden sind." „Dann scheint
diese Art von Jagd ein ziemlich gefährliches Spiel zu sein",
bemerkte Tekener. „Die Jagd aufPitriks ist der männlichste
Sport, den es auf Sanka gibt. Er darf nur von den ranghöchsten
Persönlichkeiten der sankanischen Gesellschaft ausgeübt
werden - und von den Gästen dieser Persönlichkeiten",
erläuterte der Kommandant. Dann gab er Rhodan mit einem
Handzeichen zu verstehen, daß sie ruhig sein mußten. Sie
hatten eine steil abfallende Schlucht erreicht. Das Unterholz war an
dieser Stelle so licht, daß sie plötzlich mehrere
Kilometer weit
über den Wald hinwegsehen konnten.
„Die roten Flecken", flüsterte Preyn Davis. „Das
sind sie."
Auf den Baumwipfeln leuchteten rote Punkte. Rhodan hatte sie
zunächst für Blumen gehalten. Dochjetzt sah er, daß
einige von ihnen aufstiegen und sich mit unfaßbarer
Geschwindigkeit über dem Blätterdach bewegten. Er hatte die
Schilderung der Pitriks für übertrieben gehalten. Jetzt sah
er, daß Davis die Wahrheit gesagt hatte. Die Vögel waren
tatsächlich außerordentlich schnell.
Vorsichtig bewegte sich die Jagdgesellschaft weiter. Die Sankaner
drangen in die Schlucht ein, und bald hörte Rhodan die
eigenartig sirrenden Rufe der Pitriks.
Arta-Ota, den Rhodan an seiner blauen Jacke erkannte, winkte ihn
zu sich heran. Er deutete zum Astwerk eines fast dreißig Meter
hohen Baumes hinauf.
„Dort oben", sagte er leise. Er hatte eine helle,
zwitschernde Stimme.
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