PR TB 178 Der Sonnentoter
auf die beiden toten Sankaner.
„Zunächst werde ich versuchen, auf dem normalen Wege
Verhandlungen mit den Sankanern aufzunehmen", sagte er. „Ich
binjedoch recht skeptisch, was den Erfolg dieser Verhandlungen
betrifft. Deshalb hatte ich Sie gebeten, in Zusammenarbeit mit den
Maskenspezialisten sankanische Masken für mich herzustellen. Wie
sieht es damit aus?"
„Sie können diese Masken haben", antwortete
Chefarzt Emmerton. „In etwa acht Tagen." Ronald Tekener
lächelte. Er zeigte das drohende Lächeln, das ihm seinen
Namen eingetragen hatte. Zugleich schüttelte er den Kopf.
„Sie haben mich mißverstanden", sagte er. „Ich
benötige die Masken schnellstens. Mehr als zwei Tage kann ich
Ihnen für die Arbeit nicht geben."
„Dann müssen Sie ganz darauf verzichten",
erwiderte Emmerton kühl. „Die Arbeiten für eine gute
Maske dauern nun einmal acht Tage, selbst wenn wir rund um die Uhr
arbeiten. Die Sankaner haben nur rote, blaue und gelbe Federn, aber
diese Farben kommen in allen nur denkbaren Nuancen vor. Jeder
Sankaner hat ein anderes Federfarbbild, so wie bei uns alle andere
Fingerabdrücke, Stimmbilder oder Knochenproportionen haben."
„Sie sollenja nicht die Maske eines ganz bestimmten
Sankaners anfertigen, sondern eine Maske, die überzeugend und
echt wirkt."
„Dennoch müssen wir den beiden Totenjede Feder einzeln
abnehmen und auf eine
vorbereitete Kunsthaut übertragen, auf der sie wieder
eingepflanzt wird. Dabei mußjede Feder präpariert werden,
weil sonstjeder Sankaner sieht, daß sie nicht mehr lebt. Machen
Sie sich also keine Hoffnungen. Von den acht Tagen können wir
unter den günstigsten Umständen höchstens zwei
einsparen. Mehr aufkeinen Fall."
„Dann darf ich Sie bitten, sofort mit der Arbeit
anzufangen", sagte der Narbengesichtige. „Ich schicke
Ihnen sämtliche Spezialisten der FREEDOM, die Sie unterstützen
können." „Bedenken Sie dabei, daß nicht mehr
als zehn Mann gleichzeitig an den Masken arbeiten können",
wandte der Chefarzt ein. „Jeder weitere würde den anderen
nur im Weg stehen und sie aufhalten."
Tekener nickte nur und verließ die beiden Pathologen. Er
glaubte ihnen. Gewisse Dinge ließen sich nun mal nicht mit
Gewalt und Masseneinsätzen bewältigen. Während er im
Antigrav wieder nach oben schwebte, beorderte er einige Spezialisten
der FREEDOM zu Emmerton. Er benutzte sein Armbandfunkgerät und
stellte den Maskenbildnern der USO alles zur Verfügung, was sie
für ihre Arbeit benötigten. Dann kehrte er zu Preyn Davis
und Hernan Aaron zurück.
„Auf welchem Wege nehmen Sie normalerweise Verhandlungen mit
den Sankanern auf?" fragte er, als sich die Tür hinter ihm
geschlossen hatte.
„Am Rand der Stadt...", begann der Standortkommandant.
Tekener unterbrach ihn.
„Wie heißt diese verdammte Stadt eigentlich?"
fragte er.
„Das wissen wir auch nicht", antwortete Davis. „Alle
Warenlieferungen gehen zu dieser Stadt. Deshalb hat sich für uns
niemals die Notwendigkeit ergeben, sie zu benennen. Für andere
Städte auf Sanka haben wir Namen. Für diese nicht. Wir
wollten ..."
Tekener befürchtete, daß Preyn Davis sich wieder in
endlosen Beschreibungen und Schilderungen ergehen würde. Er
unterbrach ihn abermals.
„Zur Sache, bitte", sagte er ungeduldig.
„Am Rand der Stadt liegt ein großes Warenlager.
Dorthin gehen unsere sämtlichen Lieferungen. Wenn wir einen
bestimmten Sankaner sprechen wollen, rufen wir dort an."
„Es gibt also eine Videoverbindung?" fragte Tekener.
„Allerdings", erwiderte der Kommandant verblüfft.
„Hatte ich das noch nicht gesagt?"
Ronald Tekener preßte die Lippen zusammen. Er zeigte auf das
Videogerät neben dem Eingangsschott. Preyn Davis verstand. Er
erhob sich und tippte einige Zahlen in die Tastatur unter dem Gerät.
Einige Minuten verstrichen, in denen er wieder und wieder die
Zahlenkombination eingab. Dann wandte er sich resignierend um.
„Sie melden sich nicht, Sir."
„Mr. Aaron", sagte der Aktivatorträger. „Wir
beide sehen uns dort um. Wir nehmen Deflektoren mit."
7.
Sopal zitterte vor Schwäche, als er einen Felsvorsprung
erklommen hatte. Er blickte in die Tiefe. Fast zweihundert Meter hoch
war er an einer senkrechten Wand emporgeklettert.
Dem Schadan machte ein derartiger Aufstieg nichts aus. Er hatte
keine Pause gemacht und befand sich nun schon etwa fünfzig Meter
über dem Sonnentöter. Er hatte das Ende der Steilwand fast
erreicht.
Ein dumpfes Grollen und Dröhnen ließ
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