PR TB 178 Der Sonnentoter
Gefangenen die Injektionen zu
geben. Als der
Mediziner die Nadel an den Arm des ersten Sankaners setzte,
richtete dieser sich plötzlich auf.
„Ich werde sprechen", erklärte er.
Tekener gab dem Arzt ein Zeichen. Der Mediziner trat zur Seite.
„Ich werde alles sagen", wiederholte der Sankaner,
„aber nur, wenn ich nicht das magische Wasser bekomme."
„Sprich", bat Tekener. Der positronische Translator
ermöglichte eine mühelose Verständigung.
„Wir haben euren Mann entführt, damit wir die Lagoden
damit erpressen können".
Tekener blickte Hernan Aaron verblüfft an.
„Was sind die Lagoden?" fragte er.
„Das ist ein schwer zu übersetzendes Wort",
antwortete Aaron. „Der Translator hat auch kein entsprechendes
Wort dafür. Mit Lagoden sind, soweit ich weiß, allejene
Sankaner gemeint, die nicht arm und ohne Einfluß sind,
diejenigen, die nicht Eigentum eines anderen Sankaners sind."
„Also, die Sankaner, die wir gefangengenommen haben",
sagte derNarbengesichtige. „Abgesehen von diesen Armen hier."
„Richtig", bestätigte der Ethologe. „Wir
haben uns die Sankaner der führenden Gesellschaftsschicht
geschnappt. Die meisten von ihnen dürften Lagoden sein."
Tekener wandte sich den Sankanern wieder zu.
„Ihr habt also Rhodan entführt, um damit die Lagoden zu
erpressen", wiederholte er. „Mein Gott,jetzt verstehe ich.
Das war es, was die ganze Zeit über irgendwo in mir war, ohne
daß ich es fassen konnte. Die Entführung Rhodans richtete
sich nicht gegen uns. Wenn ich richtig verstanden habe, dann sind wir
in eine soziale Revolution hineingeraten, in einen Aufstand der armen
Massen gegen die Reichen. Die Armen haben sich Rhodan geschnappt,
weil sie hofften, daß sie damit die Lagoden in die Knie zwingen
können. Sie glaubten, daß man ihre Forderungen erfüllen
würde, wenn die Mächtigen dieser Welt von den noch
Mächtigeren, nämlich von uns, in die Mangel genommen
werden."
„Leider haben sie sich getäuscht", fügte
Hernan Aaron hinzu. „Die Lagoden haben ihre Forderung ignoriert
und dafür versucht, uns von Sanka zu vertreiben. Sie werden mit
den versklavten Massen fertig, aber nur, wenn wir ihnen nicht im
Nacken sitzen."
Tekener fuhr herum.
„Davis", sagte er. „Holen Sie mir sofort die
Bilder der Stadt. Ich meine die Luftaufnahmen, auf denen wir die
wichtigsten Gebäude markiert haben."
Der Kommandant eilte aus dem Raum. Tekener wandte sich den
Gefangenen zu und setzte das Verhör fort. Dabei bestätigte
sich Punkt für Punkt, was er vermutet hatte. Sanka befand sich
in Aufruhr,jedoch nicht wegen der Terraner, sondern allein aufgrund
der unerträglichen sozialen Umstände, um die sich
vereinbarungsgemäß kein Terraner gekümmert hatte.
Preyn Davis kehrte mit den Bildern zurück. Tekener nahm sie
entgegen und breitete sie auf einem Tisch aus.
„Ich habe es geahnt", sagte er. „Sehen Sie sich
das an. Fällt Ihnen etwas auf?"
„Die Stadt ist von den Bomben ziemlich verwüstet
worden", antwortete Preyn Davis. Er stutzte. „Moment mal.
Jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Die Gebäude, die wir nach
dem Angriff markiert haben, sind fast alle unbeschädigt."
„Genau das ist es", bestätigte
derNarbengesichtige. „Vornehmlich die Wohngebiete der Armen
sind bombardiert worden, die Wohnungen der Lagoden aber blieben
unangetastet, von kleinen Ausnahmen abgesehen."
„Das sieht nach einem bestellten Angriff der Lagoden auf die
Armen aus", sagte Hernan Aaron erschüttert.
„Nach einem Angriff auf die Aufständischen",
korrigierte Tekener. „Jetzt begreife ich auch, was im Hause von
Arta-Ota geschehen ist. Er ist das Opfer der Rache geworden. Nur so
kann
es gewesen sein."
„Warum wissen denn die Lagoden, die wir verhört haben,
nichts?" fragte Preyn Davis. „Sie haben uns erklärt,
daß sie nicht wüßten, warum Krieg ist."
„Wahrscheinlich sind nur wenige informiert", entgegnete
Tekener. „Vielleicht sind es diejenigen, mit denen Rhodan
eigentlich sprechen sollte, die aber aus der Stadt verschwunden sind.
Es sind die wirklich mächtigen Sankaner. Arta-Ota war nur ihr
Vertreter."
„Die Ärzte haben bei der Entführung Rhodans
geholfen", sagte Davis. „Wieso denn? Ärzte dürften
doch zu den Lagoden gehören - oder nicht?"
„Vermutlichja", antwortete Hernan Aaron. „Warum
sollte es aber unter ihnen nicht auch Vernünftige geben, die für
die Rechte der Versklavten eintreten und endlich soziales Unrecht
beseitigen wollen?"
„Wir werden das alles noch klären,
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