PR TB 179 Unsterblichkeit X 20
solchen Lagen
kannte Bully sich aus, aber dem Einfallsreichtum und der
Quengeligkeit eines achtjährigen Mädchens war er nicht
gewachsen.
Als die Space-Jet aus dem Linearraum fiel und in den Normalraum
eintauchte, war Reginald Bull mehr erschöpft, als er nach einem
zehnstündigen Flug hätte sein dürfen. Gwendolin hatte
ihm nicht eine Minute Ruhe gelassen. In ununterbrochener Folge hatte
sie Wünsche geäußert, Spiele angeregt oder
eingeleitet und Bully derartig in Atem gehalten, daß er
förmlich nach einer Raumschlacht lechzte, um sich einmal
ausruhen zu können.
„Warum heißt dieser Planet Veevee, Onkel Bully?"
„Seine Bewohner haben ihn so genannt", versuchte Bully
zu erklären, während er den Landeanflug programmierte.
„Und warum haben seine Bewohner ihn so genannt?"
„Frag sie, sobald wir gelandet sind", knurrte Bully.
„Undjetzt gönne mir wenigstens einige Minuten Ruhe. Wenn
nicht, werden wir dort unten nämlich eine Bruchlandung machen."
„Kannst du mit einer Space-Jet nicht umgehen?" erkundigte
sich Gwen verwundert. „Das da ist der Steuer...!"
„Finger weg!" brüllte Reginald Bull, aber es war
schon zu spät.
Bei einem Raumhafen des Typs, den Veevee aufweisen konnte, wurde
die Landung zwischen
Haf enpo-sitronik und Bordpositronik abgestimmt und vom
Autopiloten durchgeführt. Ins Steuer griff der Pilot nur dann,
wenn es bei der Landung unerwartete Schwierigkeiten gab. Gwens
Handgriff nach dem Steuerknüppel hatte zur Folge, daß der
Autopilot der Space-Jet ausgeschaltet wurde und die Positronik einen
Notfall annahm. Während die Notautomatik die Sicherheitsgurte um
die Leiber der Passagiere legte und alle Vorbereitungen für
einen Absturz traf, folgerte der Automat auf dem Boden des Planeten
aus der ruckhaften Bewegung der Space-Jet auf einen heimtückischen
Angriff und gab Bodenalarm.
Entsetzt sah Bully, wie sich der Himmel rings um die
Panoramakuppel der Space-Jet zu überschlagen schien. Zischend
schössen die Sicherheitsgurte an Gwens Sessel aus ihren
Halterungen, aber auf einen so kleinen, zierlichen Körper waren
sie nicht eingestellt; innerhalb einer Zehntelsekunde verbanden sie
sich zu einem Knoten, der selbst dem Großen Alexander
Schwierigkeiten gemacht hätte. Aus dem Lautsprecher kam das
entsetzte Schreien eines Hafenbeamten, der glauben mußte, die
Space-Jet rase auf seinen Kontrollturm zu. Dazwischen erklangen die
Flüche eines Springerpatriarchen, der seinen Walzenraumer nur
durch gewagte Ausweichmanöver in Sicherheit zu bringen
vermochte. Die Forts in der Nähe des Raumhafens gaben eine Salve
Warnschüsse ab; das Durcheinander wurde dadurch nicht geringer.
Auf dem Raumhafen stoben Gleiter wie aufgescheuchte Vögel
auseinander, um sich in Sicherheit zu bringen. Piloten retteten sich
und ihre Schiffe mit Alarmstarts; die Besatzung des Kontrollturms
brachte sich schleunigst in Sicherheit.
Endlich gelang es Bully, den Steuerknüppel zu fassen zu
bekommen, und eine Minute später war der Flug der Space-Jet
wieder stabilisiert. In den Lautsprechern wurde Bully von mindestens
einem Dutzend verschiedener Personen beschimpft und mit Flüchen
bedacht, zum größten Teil in unverständlichen
Sprachen, aber am Tonfall eindeutig interpretierbar. Bully hörte
gar nicht zu. Nach seinem Empfinden galten die Beschimpfungen ohnehin
seiner unschuldsvoll dreinsehenden Begleiterin.
Erst als die Space-Jet ruhig auf dem Landefeld stand, wurde es im
Äther wieder ruhiger. Nur der Springer wollte sich nicht
beruhigen.
„Terranischer Luftkutscher", tobte er. „Wo hast
du deinen Pilotenschein gemacht, du Winzling? Ich werde mich
beschweren, das garantiere ich dir! Ich werde nicht rasten und ruhen,
bis du deine Lizenz los bist, und wenn ich mich bis zur
Administration durchboxen muß! Ich werde Himmel und Hölle
in Bewegung setzen, ich werde Reginald Bull höchstpersönlich
bemühen. !"
Offenbar hatte der Patriarch mehr Entrüstung entwickelt, als
er in Worte kleiden konnte. Jedenfalls verstummte er schlagartig.
Statt dessen kam eine Verbindung mit der Hafenbehörde zustande.
„Ich hoffe, Erdmensch", begann der Beamte das Gespräch,
„daß deine Versicherungspolice gültig ist. Dieser
Spaß wird dich eine Menge kosten, Terraner - fürs
erstejedenfalls die Freiheit."
Reginald Bull bedachte Gwendolin Nuthar mit einem Blick, der
offene Mordlust verriet, aber an Gwens lückenhaftem Grinsen
wirkungslos abprallte. Dann erst drehte sich Bully so um, daß
die Kamera seinem Gesprächspartner
Weitere Kostenlose Bücher