PR TB 179 Unsterblichkeit X 20
fehlte der wichtigste Faktor. War er selbst
in der Lage, einen solchen Marsch durchzustehen? Wichtig dabei war
nicht die Frage nach der körperlichen Ausdauer -fraglich war, ob
er sich selbst dazu überwinden konnte, einen derartigen
Gewaltmarsch auf sich zu nehmen. Es gab Tausende von Ausreden, selbst
ein so wichtiges Problem wie das der Aktivatoren zu vertragen. Unter
Umständen reichten dazu bereits schmerzende Füße.
Bully prüfte sich kurz und kam zu dem Ergebnis, daß das
Problem Zellaktivatoren von der Art war, bei der Leben und Gesundheit
aufs Spiel gesetzt werden mußten.
Wer Reginald Bull nicht näher kannte, ließ sich sehr
leicht von Äußerlichkeiten täuschen.
Bull war nicht der vor Lebenslust strahlende Optimist, der Hans
Dampf-in-allen-Gassen, als der er auftrat. Auch die unbeirrbare
Zähigkeit, mit der er seine Ziele verfolgte, war kein
Zufallsprodukt. Einen oberflächlichen Polterer und
Schönwetterpolitiker hätte Rhodan in seiner engsten
Umgebung niemals geduldet. Reginald Bull pflegte oft und intensiv
nachzudenken, und dieses Nachdenken hatte nicht selten auch ihn
selbst zum Gegenstand.
Nur so war er in der Lage,jederzeit zu kontrollieren, wieviel er
von seinen geheimen Wünschen und Ängsten in die
Wirklichkeit einfließen ließ.
Der Marsch war eintönig. Ein Fuß wurde vor den anderen
gesetzt, zu Unterhaltungen fehlten Lust und Atemluft. Die bedrückte
Stimmung, die Reginald Bull beherrschte, hatte sich auch Gwendolin
mitgeteilt. Das Mädchen war ebenfalls still geworden, trug seine
Last und wischte sich ab und zu den Schweiß von der Stirn. Ihre
Kleidung war völlig verdreckt. Blattreste, kleine Steine und
Zweige klebten daran fest. Der eingetrocknete Pfirsichsaft konnte es
mit einem modernen Alleskleber durchaus aufnehmen. Die dünnen
Schuhe des Mädchens hatten während des Marsches durch den
SumpfFarbe und Form eingebüßt, und Bully kannte kein
Mittel, zu verhindern, daß das Leder am nächsten Tag
beinhart wurde. Er selbst trug Raumfahrerstiefel, bei denen solche
Probleme nicht auftraten.
Eine Stunde nach der anderen verging. Längst war die Sonne
untergegangen, und von dem Licht des Mondes drang nur wenig durch das
Blätterdach. Der Wind ließ die Blätter rauschen und
brachte erschreckende Bewegungen in die beängstigenden
Nebelschleier, die die Nacht in den Bäumen wob. Vögel
schrien und kreischten, und ab und zu machten auch die nachtkundigen
Räuber Arcomurths ein Geräusch, das die beiden Wanderer
zusammenzucken ließ. Reginald Bull spürte die Hand des
Mädchens in der seinen, und in ihm stieg ein Gefühl der
Hochachtung für Gwendolin auf. Gwen hatte Phantasie genug, um
sich zu dieser Zeit und in dieser Umgebung zu Tode ängstigen zu
können. Und sie hatte Angst, das bewies das Zucken ihrer Hand,
wenn immer das Knacken eines brechenden Zweiges das eintönige
Schrittgeräusch durchbrach. Aber Gwen gab keinen Laut von sich.
Sie hatte Angst, aber sie kämpfte sie nieder.
„Sollen wir eine Pause machen, Kleines?"
Bully wunderte sich, wie zärtlich seine eigene Stimme klingen
konnte.
„Ja", kam Gwens Antwort, mehr gehaucht als gesprochen.
Als Bully ihre Hand losließ, fiel sie vor Erschöpfung
beinahe um. Reginald Bull preßte die Kiefer zusammen. Es ging
nicht mehr weiter, nicht in dieser Nacht. Gwen war zu erschöpft,
um den Marsch fortsetzen zu können.
Theoretisch hätte Bully das Mädchen schleppen können,
aber er hatte sich längst ausgerechnet, daß er in den
Pausen, die Gwen zur Wiedergewinnung ihrer Kräfte brauchte,
weniger Zeit verlor als bei dem Verfahren, bei dem er Gwen trug,
sobald sie erschöpft war, und dadurch selbst wesentlich
langsamer vorwärtskam.
„Brr ...", murmelte Bully Minuten später. Das
Feuerzeug funktionierte nicht.
Gwen lag auf dem Boden und grinste ihn an.
„Warst du nie Pfadfinder, Onkel Bully?" erkundigte sie
sich.
„Nein", gab Bully gereizt zurück. Ein Glück,
dachte er, daß Pounderjetzt nicht hier ist, sein alter
Vorgesetzter von der Space-Academy. Pounder hatte den Oberbefehl über
Perry Rhodan und Reginald Bull und die anderen Teilnehmer der ersten
Mondlandungsexpedition gehabt, bei der die Crew auf den notgelandeten
Arkonidenkreuzer gestoßen war. Damals hatte Bully seinen Kurs
in Überlebenstraining mit Auszeichnung absolviert.
„Ein Glück, daß ich bei den Girl Scouts bin",
kommentierte Gwen. Sie brachte in zwei Minuten fertig, wozu Bully
nach eigenem Eingeständnis mehr als eine Stunde gebraucht hätte.
Mit sicherem
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