PR TB 181 Flammende Welten
unsere Lage nicht gerade rosig.« Er räusperte sich.
»Entschuldige meine Schroffheit, aber.«
»Schon geschehen, Guy. Ihre Nerven sind in letzter Zeit
mehrfach gefährlich überlastet worden. Eigentlich müßten
Sie den Verstand
verloren haben, aber Ihre Konstitution.«
Blitzartig zuckte eine Idee durch Guys Hirn.
Er ließ sich zusammensacken und stöhnte, dann flüsterte
er mit »ersterbender« Stimme:
»Meine Konstitution taugt auch nichts mehr, seit ich keinen
Bourbon mehr habe.«
»Bourbon?« erkundigte sich das Semor-Gehirn. »Sie
meinen dieses Gemisch aus gesättigten Kohlenwasserstoffen,
teerähnlichen Nebenprodukten von Röstverfahren und Wasser,
das im menschlichen Körper über Acetyldehyd zu Kohlendioxid
und Wasser verbrannt wird und als Folge einer neurophysiologischen
Enthemmung zu rauschartigen Erregungszuständen führt?«
»Was?« entfuhr es Guy. »Ach, du schnelles
Proton! Du hast eben noch nie Bourbon getrunken, sonst würdest
du nicht solchen Unsinn verzapfen, der zwar wissenschaftlich exakt
sein mag, aber überhaupt nichts darüber aussagt, wie echter
Bourbon schmeckt und wie wohltuend er sich auf das Seelenleben
auswirkt. Übrigens habe ich nach dem Genuß von Bourbon
noch nie einen Rausch gehabt.«
»Ich verstehe, Guy. Sie haben den Bourbon lediglich in
positiv stimulierenden Mengen zu sich genommen. Ich werde
veranlassen, daß die Produktionsabteilung fünfzig
Milliliter bourbonartiges Getränk herstellt und durch
Gammabestrahlung altert.«
»Fünfzig Milliliter?« sagte Guy entsetzt. »Das
bißchen würde doch unterwegs im Mund und in der
Speiseröhre hängenbleiben. Wie wäre es mit tausend?«
»Hundert«, erwiderte das Semor-Gehirn.
Guy seufzte.
»Ich schlage vor, du läßt eine Literflasche
herstellen, und ich trinke immer nur hundert Milliliter.
Einverstanden?«
»Das ist akzeptabel«, antwortete das Semor-Gehirn.
»Aber gedulden Sie sich bitte einige Zeit, Guy. Das Schiff
befindet sich noch nicht außer Gefahr, so daß alle
Systeme ihre Arbeit weitgehend auf die Erhaltung und die Fortbewegung
konzentrieren.«
»Also steht es schlecht um uns«, meinte Guy. »Dann
verlange ich, daß du mir zeigst, wie es draußen
aussieht!«
»Wer so anmaßend ist, der sollte auch einiges
vertragen«, erwiderte das Semor-Gehirn.
Im nächsten Augenblick schrie Guy auf, denn die Memozentrale
hatte sich vollständig auf Bildübertragung geschaltet, und
das bedeutete, daß jemand, der sich in ihr befand, den Eindruck
erhielt, als schwebte er mit seinem Sitzmöbel frei im Raum.
Für einen erfahrenen Raumkapitän wie Guy Nelson wäre
das nicht weiter schlimm gewesen, wenn der Raum außerhalb des
Energieschirms, der das dreißig Kilometer durchmessende
Ewigkeitsschiffs umhüllte, nicht eine einzige Gluthölle
wäre.
Ohne die phototrope Abschirmung wäre Guy sofort erblindet. So
aber starrte er einige Sekunden lang in die wabernde Glut, dann
fragte er:
»Was ist das?«
»Das ist der Sonnenofen, der aus der Galaxis Nyunberge
geworden ist«, antwortete das Semor-Gehirn.
»Und wir fliegen mitten hindurch?«
»Dann wären wir schon in alle Sternenwinde geblasen
worden, Guy. Wir befinden uns außerhalb der flammenden Galaxis
und sehen Nyunberge deshalb nur schräg hinter uns. Aber der
Energiesturm, der unablässig von ihr ausgeht, greift viele
Tausende von Lichtjahren in den intergalaktischen Raum hinaus.«
»Wir befinden uns außerhalb«, wiederholte Guy
bedrückt und blickte hinaus in die Hölle - und er versuchte
sich vorzustellen, was sich wohl innerhalb von Nyunberge abspielte.
Es gelang ihm nicht.
Während der Intermitter die restlichen Energievorräte
des Ewigkeitsschiffs verschlang, erwachte Mabel Nelson.
Guy eilte zu ihr und erkundigte sich danach, wie sie sich fühlte.
»Recht gut«, antwortete Mabel. »Ich begreife nur
nicht, warum ich bewußtlos war. Ich war doch bewußtlos,
oder?«
»Sogar sehr lange«, sagte Guy. »Unser >Freund<
Ikroth hatte dich betäubt und kopiert. Durch die ganzen
Aufregungen merkte ich zu spät, was gespielt wurde.«
»Was hat Ikroth mit dir gemacht, Guy?«
»Er hat meinen Körper in kataleptische Starre versetzt
und mein Bewußtsein in eine von ihm geschaffene Traumwelt
versetzt.« Er schüttelte den Kopf und lächelte
geistesabwesend. »Bis auf den Schluß war der Traum gar
nicht so schlecht.«
»Ikroth wollte uns nicht umbringen, nicht wahr?«
»Nein, sicher nicht, Mabel. Aber es wäre auf das
gleiche hinausgelaufen, wenn ich seinen Traum nicht
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