PR TB 183 Der Fall Oberon
oder
fünfzehn Milliarden Rückkehrer zu verteilen, schien ihnen
unbewältigbar.
Inzwischen aber war die Liga das atemberaubende Problem mit
frischem Mut, viel Gottvertrauen und geballter Computerunterstützung
angegangen. Fünfundzwanzig Prozent alles zur Verfügung
stehenden Gutes wurde einstweilen in Regierungsbesitz überführt.
In dem entsprechenden Gesetz war die Einstweiligkeit besonders
hervorgehoben. Diese 25 Prozent stellten eine Reserve dar, die zu
garantieren hatte, daß auch der noch einen gerechten
Güterausgleich erhielt, der erst in zehn oder zwanzig Jahren
nach Terra zurückkehrte.
Der Rest der Gütermasse wurde zur Verteilung freigegeben.
Rückwanderer - die in Wirklichkeit Zuwanderer waren, weil kaum
einer von ihnen die Erde je zuvor mit eigenen Augen gesehen hatte -
erhielten an Gütern genau das zugewiesen, was sie in ihrer
bisherigen Heimat zurückgelassen hatten. Es lag an dem einzelnen
Zuwanderer, der Verteilungsbehörde zu beweisen, wieviel er
wirklich besessen hatte. Aber die Behörde war nicht kleinlich:
wo Urkunden und Dokumente nicht zur Verfügung standen, da
glaubte sie unter Umständen auch den ehemaligen Nachbarn des
Antragstellers, die bereit waren zu bezeugen, daß sein Antrag
wirklich seinen früheren Besitzverhältnissen entsprach.
Natürlich gab es Schwierigkeiten. Es gab Betrüger, die
hier auf leichte Art und Weise zu Wohlstand kommen wollten. Die
allermeisten von ihnen wurden ohne Mühe entlarvt. Schwieriger
waren Gruppen zu behandeln, deren Mitglieder einander im Vortäuschen
falscher Besitzverhältnisse unterstützten. Der
fulminanteste Fall war wohl der jener knapp fünfzig Männer,
Frauen und Kinder, die von einer Siedlerwelt mit dem klanglosen Namen
Exo-10 kamen und nicht nur die gesamte Bevölkerung von Exo-10
darstellten, sondern obendrein noch einstimmig Stein und Bein
schworen, daß dort jeder von ihnen wie ein Feudalfürst
gelebt habe, so daß sie sich mit einer Entschädigung unter
zehn Millionen Solar pro Person auf keinen Fall würden abfinden
können. Die Sache flog schließlich auf, als auf Geheiß
der Behörde eine der Sucher-Einheiten einen Abstecher nach
Exo-10 machte und feststellte, daß sämtliche fünfzig
Siedler dort in bitterster Armut gelebt hatten.
Solche Fälle wurden selbstverständlich publiziert und
trugen ihren Teil dazu bei, andere, die ähnliche Absichten im
Schilde führen, rechtzeitig abzuschrecken.
Trotzdem gab es Schwindler, die sich durchsetzten. Die Liga
rechnete, daß es rund ein Jahrhundert dauern würde, bis
die Anträge sämtlicher Rückkehrer auf ihre Richtigkeit
überprüft worden waren. In der Zwischenzeit teilte die
Behörde Güter aus, wo immer sie von der Plausibilität
eines gestellten Antrages überzeugt war. Aber der Gesetzgeber
behielt sich die Möglichkeit vor, bis zum Jahr 3700 noch
Änderungen an der Güterverteilung vorzunehmen. Die Art, wie
das zu geschehen hatte, war im Gesetz genau vorgeschrieben. Dem, den
man verdächtigte, daß er oder sein Vorfahr sich durch
falsche Angaben ein zu großes Stück des Verteilungskuchens
abgeschnitten hatten, mußte der Prozeß gemacht werden. Es
oblag dem Staat, den Nachweis darüber zu führen, daß
dem Antrag bewußt falsche Daten zugrunde gelegt worden waren.
Die Rückwanderer erkannten an, daß die Behörde
sich so fair wie möglich zu walten bemühte. Man erkannte
das an, und die Güterverteilung ließ sich im großen
und ganzen wesentlich reibungsloser an, als die Pessimisten
ursprünglich erwartet hatten.
Nun aber schien es, als käme auf den Gesetzeskomplex, der
sich mit der Güterverteilung befaßte, die erste wirkliche
Feuerprobe zu. Auf dem Raumhafen Terrania City landete mit einem
großen Stab von sogenannten Fachleuten ein Mann
namens Mardoun och Vlaas, der springerischer Herkunft war und sich
als Bevollmächtigter ausgab, der die Interessen des märchenhaft
reichen Saphyrillenkönigs VanMaaghem zu vertreten hatte.
VanMaaghem hatte Antrag auf Rückführung zur Erde gestellt.
Während er selbst noch verhindert war, persönlich zur Erde
zu reisen, wollte er seine Besitzverhältnisse im voraus geklärt
sehen. So wenigstens äußerte sich Mardoun och Vlaas. Und
daß er tatsächlich im Auftrag des Saphyrillenkönigs
sprach, bewies er dadurch, daß er VanMaaghems Logo vorzeigte.
Die Liga war von diesem Vorstoß nicht sonderlich angetan.
Sie mißtraute Mardoun och Vlaas, besonders im Licht der
jüngsten Ereignisse, die sich im Raum Maaghem abgespielt
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