PR TB 183 Der Fall Oberon
er von vornherein alle Hoffnung aufgab, sich in
diesem Gewirr jemals zurechtzufinden.
„Du meine Güte!" staunte Kochern Ahab, während
Sem Dohenny den Gleiter in etwa fünfzig Meter Höhe
bewegungslos hielt. „Wie lange werde ich brauchen, um mir das
alles anzusehen?"
„Ungefähr zwei Jahre", antwortete der Alte
ungerührt. „Wollen Sie wirklich dort hinein?"
Ahab nickte.
„Unbedingt", erklärte er. „Ich gehe hier
nicht unverrichteter Dinge fort."
„Dann viel Glück", brummte Dohenny. „Und
rechnen Sie nicht auf mich. Ich bin gern bereit, hier draußen
einen Tag lang zu warten. Aber dort hinein bekommen Sie mich nicht,
und wenn der Tag um ist, mache ich mich wieder auf die Beine. Am
besten, Sie bezahlen mich jetzt gleich."
„Für den Wartetag?"
„Ja."
„Wenn Sie warten, fahren Sie nicht. Ihre Gebühr richtet
sich nach gefahrenen Kilometern. Für einen Wartetag bekommen Sie
also nichts."
Sem Dohenny starrte seinen Fahrgast verblüfft an.
„Das ist Ausbeutung!" protestierte er.
Kochern Ahab winkte ab.
„Kommen Sie mir nicht mit großen Worten! Sie haben die
Preise schon so angesetzt, daß Sie sich einen fahrtlosen Tag
getrost leisten können."
Sem Dohenny widersprach nicht. Er setzte den Gleiter ab und
öffnete das Luk. Kochern Ahab stieg aus.
Kochern Ahab wußte nicht, wonach er eigentlich suchte. Er
war so gut wie sicher, daß VanMaaghem nicht mehr hier war. Das
riesige Gebäude wirkte verlassen. Er betrat es durch den
Haupteingang, den man vergessen hatte zu verriegeln. Er gelangte in
eine mächtige Halle und blieb dort eine Zeitlang stehen, um zu
horchen. Es war totenstill.
Er fragte sich, was Ronald Tekener denken würde, wenn er von
diesem Vorstoß erfuhr. Kochern Ahabs Auftrag hatte mit
VanMaaghem nichts zu tun. Er war hier, um den zu fassen, der die
OBERON vernichtet hatte. Ahab aber glaubte, daß der Untergang
der OBERON irgendwie mit dem Verschwinden VanMaaghems in Zusammenhang
stand. Er hoffte, in diesem monströsen Haus einen ersten Hinweis
zu finden.
Langsam und umsichtig bahnte er sich einen Weg durch lange
Zimmerfluchten. Er hatte ein annähernd photographisches
Gedächtnis und war sicher, daß er den Weg
zurück ohne Mühe wiederfinden werde. Er kam durch Räume,
die offensichtlich schon seit Jahren nicht mehr in Benutzung gewesen
waren. Die VanMaaghems waren einst eine zahlreiche Familie gewesen.
Jetzt aber gab es nur noch den Großen Mann und seine Tochter
Zheerika.
Falls es die beiden wirklich noch gab, schoß es Ahab durch
den Kopf.
Um in die höher gelegenen Teile des Gebäudes zu kommen,
probierte er zunächst einen Antigravschacht, der jedoch außer
Betrieb war, und nahm dann die Treppe -ein altmodisches Gebilde mit
breiten, flachen Stufen, das sich einmal um sich selbst drehte, bevor
es das nächsthöhere Stockwerk erreichte.
Hier befand er sich offenbar in einer Region, die erst vor kurzem
noch bewohnt oder benutzt worden war. Er schritt einen Gang entlang,
der mehrere Fenster aufwies. Ahab blickte hinaus und sah Sem Dohennys
Gleiter am Fuß des Hügels ruhen, auf dem sich das Gebäude
erhob. Er öffnete mehrere Türen und erkannte, daß er
sich in einem Teil des Gebäudes befand, der geschäftlichen
Zwecken gedient hatte.
Schließlich gelangte er an eine Tür, die sich nicht
öffnen ließ. Sämtliche Türen, mit denen er es
bisher zu tun gehabt hatte, besaßen den üblichen
Öffnungsmechanismus, der selbsttätig aktiv wurde, wenn man
sich der Tür bis auf zwei Schritte näherte. Diese Tür
jedoch rührte sich nicht.
Ahab untersuchte sie sorgfältig. Er überzeugte sich, daß
die Hartnäckigkeit der Tür nicht etwa das Resultat eines
schadhaften Öffnungsmechanismus sei. Dann förderte er aus
einer seiner Taschen einen kleinen Strahler zu Tage. Er trat ein paar
Schritte zurück und richtete einen nadelfeinen Energiestrahl auf
die Türfüllung.
Die Reaktion war etwas heftiger, als er erwartet hatte. Aber da er
ohnehin schon ein paar Schritte entfernt stand und ihn obendrein im
entscheidenden Moment eine Art sechster Sinn warnte, blieb er vor
ernsthaftem Schaden verschont. Die Tür explodierte mit lautem
Krach. Ein greller Blitz stach in den Korridor heraus. Trümmerstücke
pfiffen über Kochern Ahab hinweg, der sich blitzschnell zu Boden
geworfen hatte.
Er wartete, bis das Getöse sich gelegt hatte. Dann richtete
er sich vorsichtig auf. Die Tür war völlig verschwunden.
Vor Ahab lag ein nicht allzu großer Raum, in dessen Hintergrund
ein
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