PR TB 187 Duell Der Unsterblichen
Unternehmungen dieser
Art bereits eingebüßt. Er sah recht kriegerisch aus, sein
Gesichtsausdruck allerdings strafte ihn Lügen. Der Blick verriet
fassungsloses Entsetzen. Die Männer unseres Lagers standen um
die Gefangenen herum und amüsierten sich damit, ihnen die
Spitzen der Schwerter in die Bäuche zu stoßen - nicht
ernsthaft, aber doch fühlbar. Andere tauschten im Flüsterton
Vorschläge aus, wie sie die Räuber bestrafen würden.
Dazu noch die Aufmachung unserer Leute, die an Dämonen denken
ließ - kein Wunder, daß der Anführer der
Wüstenplünderer um Gnade bat.
„Herr", sägte Tochtu. „Befiehl uns nicht,
sie zu töten, ich bitte dich!"
Jetzt war die Reihe an mir, verwundert dreinzublicken.
„Du bittest für deine Feinde?"
Der Alte breitete die Hände aus, zuckte mit den Schultern.
„Sieh, Herr. Es gibt die Wüste, und es gibt Menschen,
die von der Wüste leben. Wir, die Tochtu-Sippe, leben davon,
Karawanen sicher durch das Meer aus Sand zu geleiten. Diese dort
leben davon, solche Karawanen zu überfallen. Gäbe es uns
nicht, müßte die da verhungern. Gäbe es keine Räuber,
wer würde unsere Dienste bezahlen?"
Ich begann zu lachen. Diese Logik war einsichtig, in der Tat. Ich
begann zu ahnen, daß es mit der Blutgier der Wüstenräuber
vielleicht nicht so weit her war, wie allgemein angenommen wurde.
„Was schlägst du vor, Tochtu? Ich gebe sie in deine
Hände."
Tochtu sah den Anführer der Räuber an und grinste
boshaft.
„Erstens einmal", sagte er und gab seiner Stimme einen
genießerischen Unterton, „erst einmal werden wir ihnen
abnehmen, was sie besitzen. Das wollten sie auch mit uns tun. Und
dann, dann werden wir ihnen die Nasen abschneiden - als Zeichen für
alle, daß sie geschlagen wurden!"
„Wer von euch hat seine Nase eingebüßt durch die
Hand eines Gefangenen?" fragte ich.
Ich wollte es nicht zu Grausamkeiten kommen lassen.
„Du hast dich den Bräuchen der Terraner mehr angepaßt,
als du glauben magst", kommentierte der Logiksektor trocken.
„Was hätte der Arkonadmiral früherer Jahrtausende
getan?"
Ich verzichtete darauf, diese Frage zu beantworten. Natürlich
war ich früher härter, vielleicht sogar grausam gewesen.
Die Zeiten waren anders, der Gegner grausamer und unbarmherziger
gewesen. Es war ein Unterschied, ob man gegen Wüstenräuber
oder gegen Methanatmer kämpfte.
„Keiner", beantwortete Tochtu meine Frage.
„Dann schont auch sie. Nehmt, was ihr brauchen könnt.
Wir lassen sie morgen gebunden zurück. Sie werden sich allein
befreien können."
Damit war diese Angelegenheit erledigt.
Ich stieg wieder die Sanddüne hinauf. Eine seltsame Stimmung
hatte mich ergriffen. Irgendwo dort oben in dem Gewirr der Sterne war
Arkon zu finden.
Arkon.
Das große Arkon, das herrliche Arkon, mein Arkon. Vor zehn
Jahrtausenden war ich auf die Erde verschlagen worden, und während
dieser zehn Jahrtausende hatte ich immer wieder das eine versucht -
eine Möglichkeit zu finden, in meine Heimat zurückzukehren,
nach Arkon.
Arkon I - die Kristallwelt. Dort wohnten die Arkoniden, die
Beherrscher des Großen Imperiums. Dort ragten die
unverkennbaren Trichterbauten in den klaren Himmel. Für die
Völker, die von den Arkoniden befriedet worden waren - so
lautete der offizielle Begriff -, stellte Arkon I den Inbegriff der
Herrlichkeit dar. Es war kein Zufall, daß selbst Arkoniden, vom
Glück verwöhnte Lebewesen, diese Welt die kristallene
nannten. Arkon I, die schöne Welt, prächtig und prunkvoll.
Selbst einfache Arkoniden hatten dort in einem Luxus gelebt, der für
andere Völker unvorstellbar war. Ich dachte an den
Kristallpalast, der mein Wohnsitz hatte werden sollen. Denn ich war
Kristallprinz, Erbe und Nachfolger eines Imperators des Großen
Imperiums der Arkoniden.
„Vorbei", sagte der Logiksektor.
Arkon II - die Welt des Handels. Unvorstellbare Gütermengen
waren dort umgeschlagen worden. An einem Tag wurden dort mehr Waren
verkauft, als manche Planeten in einem Jahr zu erzeugen in der Lage
waren. Vermögen waren auf dieser
Welt verdient und verloren worden. Tausende von Schiffen waren
dort gelandet und landeten dort noch immer. Sie brachten alles, von
überall her. Die Grundstoffe für den unappetitlichen
Synthobrei, aber auch Perlen, Pelze, edle Dufthölzer, erlesene
Delikatessen, Kunstwerke - und nicht selten auch die Künstler.
Auf Arkon II war auch mit Sklaven gehandelt worden.
„Vergangenheit", kommentierte der Logiksektor
lakonisch.
Arkon III -
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