PR TB 191 Geisterschiff Crest IV
Sprungweiten geben uns einige Sicherheit, daß
wir nicht unversehens in eine Falle laufen."
Lennox Hatt erhob sich ebenfalls.
„Wann wollen Sie starten?" fragte er.
„Sind die Vorbereitungen abgeschlossen?"
„Ja."
„In einer Stunde!"
Am 21. Oktober 3437 allgemeiner Zeitrechnung hob die HAMPTON T.
von dem Plateau in der Südpolarregion des Planeten Homeside ab
und stieß in den Weltraum vor. Nach menschlichem Ermessen war
damit der Kontakt zwischen Terranern und den pseudointelligenten
Elstern abgebrochen. Gleichgültig, ob das Unternehmen der
HAMPTON T. erfolgreich war oder nicht: es würde in Zukunft nur
einen einzigen Grund geben, warum ein terranisches Raumschiff jemals
wieder Homeside anlief.
Wenn die HAMPTON T. von der Suche nach den Rrhaal nicht
zurückkehrte.
Kevan Duryeah war sich darüber im klaren, daß er dieses
Risiko einging. Er war jedoch ebenso fest entschlossen, es so gering
wie möglich zu halten. Als das Schiff nach einer kurzen
Linearflugetappe zum erstenmal wieder im Einstein-Raum
materialisierte, waren sämtliche Beobachtungs- und Meßstationen
besetzt, und die Instrumente liefen auf Hochtouren.
Nadim Abouzir hatte die Koordination der Messungen übernommen.
Nach einer überschlägigen Analyse berichtete sie an Oberst
Duryeah:
„Es gibt einige undeutliche Anzeichen, daß wir auf dem
Weg in die Gegend eines Schwarzen Loches sind. Mit Sicherheit kann
jedoch in diesem Augenblick noch nichts gesagt werden. Man muß
weitere Meßergebnisse abwarten."
Die HAMPTON T. ging aufs neue zum Linearflug über. Etappe auf
Etappe wurde zurückgelegt, und jedesmal zwischen zwei Etappen
entfaltete sich an Bord hektische Meß- und Analysetätigkeit.
Nadim Abouzir gab sich Mühe, den Kommandanten über ihre
Fortschritte auf dem laufenden zu halten. In ihrem Eifer bediente sie
sich eines wissenschaftlichen Jargons, der für Kevan Duryeah
immer unverständlicher wurde, je weiter die HAMPTON T. vordrang.
Schließlich rief er Nadim zu sich.
„Was ist das jetzt mit dem Schwarzen Loch?" fragte er.
„Erzählen Sie mir nichts von Krümmungsradien,
Gravitationsgradienten und Massedivergenzen. Sagen Sie mir ganz
einfach, ob Anlaß zur Sorge besteht!"
Eine Sekunde lang sah es so aus, als wolle Nadim ihr bekanntes
Lächeln aufsetzen - ein überlegenes Lächeln, über
das sich schon mancher geärgert hatte. Doch sie überlegte
es sich anders - sie blieb ernst.
„Ein Schwarzes Loch, Sir, ist eine Stelle ungewöhnlich
hoher Materiekonzentration. In der Umgebung eines Schwarzen Lochs
sind die Umrisse des vierdimensionalen Kontinuums verzerrt. Es kommt
zu Unregelmäßigkeiten in der Krümmung des
Einstein-Raums. In der Nähe eines Schwarzen Lochs existieren
daher enorm starke Schwerefelder. Anlaß zur Besorgnis ist dann
gegeben, wenn sich ein Raumfahrzeug so nahe an ein Schwarzes Loch
heranwagt, daß sein Beschleunigungsvermögen nicht mehr
ausreicht, dem Sog der Schwerkraft zu widerstehen. So weit sind wir
noch lange nicht, Sir."
Duryeah lächelte.
„Schwarzes Loch ist ein übergeordneter Begriff",
sagte er. „Er beschreibt eine Reihe verschiedenartiger
Phänomene. Manche nennen schon einen Stern, der in die Phase
rapider Verdichtung tritt, ein Schwarzes Loch. Andere möchten
den Namen erst angewendet sehen, wenn sich die Raumkrümmung
rings um den kollabierenden Stern geschlossen hat. Mit welchem Typ
von Schwarzem Loch haben wir es nach Ihrer Ansicht zu tun?"
„Mit der geschlossenen Raumkrümmung, ohne Zweifel",
antwortete Nadim. „Alle Anzeichen weisen darauf hin - unter
anderem der Umstand, daß wir aus der Gegend des Schwarzen
Loches keinerlei elektromagnetische Strahlung empfangen. Es handelt
sich ganz sicher um ein Objekt, das so massiv ist, daß die
Fluchtgeschwindigkeit an seiner Oberfläche die des Lichtes
übersteigt. Ein Schwarzes Loch dieser Art repräsentiert
nach neueren Erkenntnissen eine Öffnung
in der Wand des Hyperraums. Wenn wir dem kritischen Punkt zu nahe
kommen, wird die HAMPTON T. in ein anderes Universum versetzt. Die
Frage ist allerdings, ob Schiff und Besatzung diese Versetzung
überleben."
„Wir haben nicht die Absicht, es darauf ankommen zu lassen",
erklärte Kevan Duryeah sarkastisch. „Halten Sie mich
weiterhin auf dem laufenden. Ich muß wissen, wann wir der
gefährlichen Zone nahe kommen!"
8.
Bei ihrer vorsichtigen Vorgehensweise brauchte die HAMPTON T. mehr
als zehn Tage, bis sie in die Nähe des Zielorts gelangte, den
die von den Rrhaal übermittelten Koordinaten
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