PR TB 191 Geisterschiff Crest IV
bedenklich
ähnlich zu sehen begann.
Da hörte er plötzlich ein Geräusch. Es wurde durch
die Außenmikrophone seines Helms übertragen und klang wie
ein helles Zischen, das gleichzeitig von mehreren Punkten innerhalb
des Gangabschnitts zu kommen schien.
„Jetzt hört alles auf!" murmelte der Major. „Eine
Schleuse...!"
Binnen einer Minute füllte sich der fünfzehn Meter lange
Stollenabschnitt mit einem Gasgemisch, das bei einem Druck von 0,95
Atmosphären auspegelte. Stepnicka mit seiner komplexen
technischen Ausstattung analysierte das Gas innerhalb weniger
Augenblicke.
„Achtzig Prozent Stickstoff, neunzehn Prozent Sauerstoff,
ein Prozent Beimengungen. Atembar!" erklärte er. „Die
Temperatur beträgt dreiundzwanzig Grad Celsius."
Kevan Duryeah war der erste, der reagierte. E. griff nach dem
Helmverschluß, löste ihn und schob den Helm wie eine
Kapuze in den Nacken. Er holte tief Atem und sah seine Begleiter an.
„Frisch!" bemerkte er lakonisch.
Hatt, Shah und Nadim taten es ihm nach. Die Luft, die sie atmeten,
war geruchlos. Sie wirkte angenehm kühl. In der allgemeinen
Aufregung hatten sie alle vergessen, auf das Schott zu achten, an
dessen Schaltknöpfen Duryeah hantiert hatte. Die Metallplatte
öffnete sich in diesem Augenblick auf die bereits zuvor
beobachtete Weise.
Ein hell erleuchteter Gang wurde sichtbar. Boden und Wände
waren geebnet, stellenweise sogar poliert worden. Beleuchtungskörper
waren in regelmäßigen Abständen in die Decke
eingelassen. Der Stollen führte mit mäßiger Neigung
in die Tiefe.
Kevan Duryeah rührte sich nicht von der Stelle.
„Welchen Eindruck haben Sie?" fragte er seine
Begleiter. „Gehen wir ein Risiko ein, wenn wir uns weiter
vorwärts wagen?"
„Kaum anzunehmen", antwortete Lennox Hatt ohne Zögern.
„Wer auch immer hier zu Werke ist, hätte uns vor ein paar
Minuten, als wir zwischen den beiden Schotten eingesperrt waren,
mühelos ausschalten können. Er hat es nicht getan, folglich
sollte man annehmen dürfen, daß er keine feindlichen
Absichten verfolgt."
„Ihr Wort in Gottes Ohr!" seufzte Duryeah. „Ich
höre es gerne, weil ich vor Neugierde kaum mehr an mich halten
kann. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß wir es mit den
Rrhaal zu tun haben. Und wie die Rrhaal denken, das hat menschliche
Logik bis jetzt noch nicht entschlüsselt."
Trotzdem setzte er sich in Bewegung. Er schritt den Stollen hinab.
Lennox Hatt und Nadim Abouzir folgten ihm dichtauf. Remo Shah und der
Robot namens Stepnicka bildeten den Abschluß.
Der Stollen verlief etwa einen Kilometer weit geradlinig und stets
mit derselben Neigung. Dann wurde er plötzlich eben. Er führte
zu einer hohen, torbogenförmigen Öffnung, hinter der es
finster war. Luftdruck und Temperatur hatten sich seit jenem
Augenblick, da sich die Schleuse mit atembarer Atmosphäre
gefüllt hatte, nicht geändert.
Vor dem finsteren Torbogen blieb Kevan Duryeah stehen. Er zog den
Helm über, ohne ihn jedoch zu schließen. Der Lichtkegel
seiner Helmlampe stach dünn durch die
staubfrei Luft und verlor sich im Nichts. Richtete Duryeah die
Lampe zu Boden, so sah man eine etwa drei Meter breite, glatte
Felsleiste, die sich nach rechts ebenso wie nach links hinzog und
gegen den finsteren Raum hin durch eine etwa einen Meter hohe
Brüstung begrenzt wurde. Jenseits der Brüstung aber war -
nichts.
Zögernd trat Kevan Duryeah vorwärts. Er schritt bis zu
dem niedrigen Gemäuer, das die Brüstung darstellte, und
beugte sich ein wenig nach vorn, um mit der Helmlampe nach unten zu
leuchten.
In diesem Augenblick wurde es schlagartig hell. Ein halbes Dutzend
Leuchtkörper, jeder mit der Intensität einer nicht allzu
weit entfernten Sonne ausgestattet, rissen den Raum, an dessen Rand
die Terraner standen, aus der Finsternis hervor und präsentierten
ihn den Blicken der überraschten Beobachter.
Zuerst konnte niemand etwas sehen. Die Augen mußten sich an
soviel Helligkeit erst gewöhnen. Das erste, was der noch
schmerzende Blick erfaßte, war die gewaltige Größe
des Raumes. Er hatte in etwa die Form einer Kugel, deren Durchmesser
mehr als einen Kilometer betrug. Die Leiste, auf der die Terraner
standen, umfaßte den kugelförmigen Hohlraum längs des
Äquators. Von dort, wo Kevan Duryeah stand, ging der Blick mehr
als fünfhundert Meter weit in die Tiefe und ebenso weit in die
Höhe. Die Sonnenlampen schwebten an verschiedenen Punkten
innerhalb der gewaltigen Höhlung, anscheinend von künstlichen
Schwerefeldern
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