PR TB 193 Das Ende Der Duplos
daß
er nur widerstrebend gehorchte.
„Wo ist der Abstieg?" fragte Gaelyn. „Haben Sie
eine Treppe oder so etwas sehen können?" Templin deutete
auf eine Stelle am Rand des Loches, knapp sechzig Meter entfernt.
„Dort gibt es einen Lift", erklärte er. „Der
wird uns schnell ans Ziel bringen."
Er versuchte, seiner Stimme einen Klang von Zuversicht zu geben,
obwohl ihm ganz anders zumute war. Er war sich absolut sicher, daß
an dieser Sache etwas faul war, oberfaul sogar. Den letzten,
eindringlichen Hinweis hatte ihm Dippers Verhalten gegeben. Templin
wußte, wie ungeheuer instinktsicher das seltsame
Tier-Maschinen-Wesen war. Wenn Dipper die Gruppe erst zu dem Loch
führte und nachher die Flucht ergreifen wollte, dann gab es
gewichtige Gründe für dieses Verhalten.
Templin wußte aber auch, daß er nur mit vorgehaltener
Waffe es fertiggebracht hätte, die anderen davon zurückzuhalten,
in das Loch hinabzusteigen. Vielleicht wäre ihm nicht einmal das
gelungen.
Er hatte keine andere Wahl - es sei denn, er hätte sich von
der Gruppe getrennt. Seine Begleiter hatten schon zu viele Monate in
der Wildnis verbracht, als daß sie der Verlockung hätten
widerstehen können, die von dem Schiff und seiner Besatzung
ausging. Daß sowohl Schiff als auch Besatzung eine deutliche
Warnung darstellten, dafür hatten die Teilnehmer der
fehlgeschlagenen Carruthers-Expedition kein Empfinden mehr.
Templin war auf alles gefaßt, als er den Lift erreichte. Es
handelte sich um eine einfache Antigravröhre. Templin schwang
sich als erster in die Öffnung, und er hatte die Hand am Kolben
der Waffe, während er in die Tiefe schwebte.
Er erreichte die Sohle des Riesenschachts und verließ die
Antigravröhre. Rasch nacheinander folgten die anderen. Cardon
landete als letzter auf dem Boden.
„Nanu?" sagte eine tiefe Männerstimme. „Besuch?
In dieser Wildnis?"
Templin fuhr herum, zückte die Waffe.
Ihm stand der Sergeant gegenüber, den er vor wenigen Minuten
im Fernglas gesehen hatte. „Langsam, junger Freund", sagte
der Sergeant. Er nahm die Hände ein wenig in die Höhe, ließ
sie aber wieder sinken, als Templin seine Waffe zurücksteckte.
„Ein bißchen nervös, wie?"
Andere Soldaten sahen die Ankömmlinge und kamen näher.
Nach kurzer Zeit war die Gruppe von fünfzig Männern
umgeben, die vor allem die Frau bestaunten, das Kind und den
seltsamen Roboter.
„Platz da, Leute!"
Ein Leutnant drängte sich durch die Menge. Er reichte Templin
die Hand.
„Bender", stellte er sich vor. „Leutnant auf der
CALCUTTA. Da haben Sieja ein Riesenglück gehabt, daß Sie
uns gefunden haben. Oder suchen Sie etwa nach uns?"
„Suchen? Wir haben nicht einmal gewußt, daß es
Sie gibt", antwortete Cardon hastig. „Sie glauben nicht,
wie froh wir sind, Sie zu finden. Wir irren schon seit mehr als zwei
Jahren in dieser Wildnis herum."
„Alle Wetter", staunte der Leutnant. Er war knapp
dreißig, jung, sonnenverbrannt und sah beneidenswert gut aus.
Templin fand ihn sehr sympathisch, aber irgendwie ...
„Kommen Sie, ich werde Sie dem Kommandanten vorstellen. Sie
brauchen dringend frische Kleidung."
„Und ein Bad", sagte Templin sehnsuchtsvoll.
„Ach ja, haben Sie zufällig Windeln an Bord?"
fragte Gaelyn. Der Leutnant zuckte zusammen, starrte sie aus
weitgeöffneten Augen an und begann dann laut zu lachen.
„Beim besten Willen, Madam, aber da bin ich überfragt",
sagte er amüsiert. „Aber ich bin sicher, daß wir
auch für ihre Kleine das Richtige finden werden."
Es gab nichts, was Templins Gefühle hätte begründen
können, nicht den kleinsten Hinweis auf irgendetwas Falsches,
Schiefes, Verdächtiges. Und doch kam sich Cassiddu Templin vor,
als spiele er eine Statistenrolle in einem irrealen Drama. Er bewegte
sich in einer Szenerie, die absolut unwirklich war. Er kam sich vor,
als gehöre er gar nicht dazu, als sei er sein eigenes Gespenst,
als werde er im nächsten Augenblick erwachen und befriedigt
feststellen, daß er die ganze Zeit über gewußt
hatte, daß dies alles ein Traum war.
Templin folgte dem Leutnant wie ein Automat. Er konnte hören,
wie jemand hinter Gaelyn herpfiff - und woran waren Männer von
der Erde leichter zu erkennen als an diesem Pfeifen? Er konnte sehen,
daß Gaelyn lächelte.
„Was machen Sie hier eigentlich?" wollte Frank
Carruthers wissen.
„Geheim", sagte der Leutnant freundlich, „Streng
geheim sogar. Ich darf kein Sterbenswörtchen verraten. Das
müssen Sie mit dem Kommandanten
Weitere Kostenlose Bücher