PR TB 196 Invasion Der Fliegenden Monde
abgedeckt, aber
nicht verbrannt war. Wir sprangen aus dem Wagenkorb und rannten durch
das weit offene Tor auf das Haus zu oder vielmehr auf die Ansammlung
verschieden großer Häuserteile. Die Knechte und Mägde
rannten hin und her und gössen Wasser aus dem Kanal in die
letzten Flammen. Sie bildeten eine Kette bis zum Wasser, und als wir
vor den ersten Trümmern standen, ergossen sich gerade die
letzten Eimer in die aufzischende und dampfende Glut. Mikaylu
schüttelte den Kopf.
„Die Wohnräume und ein Kornlager - vernichtet. Aber das
Magazin...?"
Wir gingen näher heran. Die Trümmer strahlten eine
mörderische Hitze aus. Sicher war hier ein Meteorit
eingeschlagen, vermutlich nur ein winziges Geschoß, denn sonst
hätten wir nichts anderes als einen rauchenden Krater gefunden.
Ich bückte mich, hob eine Fackel auf und steckte sie an einem
Bündel weißglühendem Binsenstroh an. Einige Mauern
waren glatt umgeworfen worden, überall lagen Reste von Hausrat,
zerbrochene Tonkrüge von erheblicher Größe,
verstreutes Getreide und
zerbrochene Möbel. Es stank nach nasser Asche. Wieder zischte
ein letztes Glutnest und verwandelte das Wasser in weißen
Dampf.
„Was ist passiert, du hinkendes Unheil?" fuhr der
Händler einen Knecht an, der fast nackt, mit angesengtem Haar
und völlig mit Ruß verschmiert einen vollen Ledereimer
heranschleppte. Der Mann wandte sich ab, schüttete das Wasser
auf einen Strohhaufen und ließ den Eimer fallen.
„Herr", sagte er keuchend und erschöpft, „wir
schliefen fast alle. Einige arbeiteten in der Küche. Plötzlich
fielen Mauern um, wir waren taub und voller Wunden. Überall gab
es Staub, und plötzlich brannte es. Mehr kann ich nicht sagen,
Herr!"
Ich packte Mikaylu an den Schultern und sagte eindringlich:
„Ein Wort noch! Wir sehen nach unserem Gepäck und nach
den Pferden. Wir helfen dir, sobald wir wissen, wo wir stehen.
Einverstanden?"
„Mein Leben ist zerstört", sagte der Händler
dumpf. „Geht nur, Freunde."
Wir rannten auseinander. Als Zakanza den Vorhang zu unserem
Häuschen wegriß, das nur noch aus geschwärzten und
lockeren Mauern bestand, leuchtete wieder in großer Entfernung
die Bahn eines Meteoriten auf. Der zeitliche Abstand zum zuletzt
erschienenen Schrecken war groß gewesen. Vielleicht hörte
der vernichtende Hagel der Geschosse auf, die zuerst zerstörten
und dann erst zu hören waren.
Ich lief voraus, Zakanza und Ptah kamen mit unserer energetisch
betriebenen Lichtkugel hinter mir her. Ich schwenkte die Fackel um
meinen Kopf, um sie zu hellerem Leuchten zu bringen, und hoffte, daß
sich unsere unersetzlichen Pferde nicht in alle Richtungen zerstreut
hatten. Mit einem Satz sprang ich über den schmalen Kanal und
sah auf dem rechteckigen Stück Land eine Masse von Körpern,
die sich dicht zusammendrängten. Links von mir lag im
abgeweideten Gras ein weiterer Tierkörper. Ich rannte hin - war
es der Hengst, den ich so lange zugeritten hatte? Nein! Es war eines
der Tiere, die wir auf alle Fälle hiergelassen hätten. Das
Licht hinter mir wurde heller, langsam gingen wir auf den Haufen der
Pferde zu. Einige keilten aus, die Körper waren dunkel von
Schweiß, und rollende weiße Augen starrten uns an.
„Sie haben sich beruhigt", murmelte Zakanza und hob die
Lichtkugel hoch. „Keine hastigen Bewegungen!"
„Vielleicht ist die Nacht doch noch zu retten",
murmelte ich. Wir schoben uns, leise murmelnd und unaufhörlich
im körperlichen Kontakt mit den heißen Körpern,
zwischen das Rudel der Pferde. Sie hatten während des
unbegreiflichen Schreckens instinktiv beieinander Schutz gesucht.
Pferde waren Fluchttiere, die begreiflicherweise versuchten, sich
durch ihre Schnelligkeit in Sicherheit zu bringen. Aus irgendeinem
Grund hatten sie sich zusammengedrängt. Langsam brachten wir die
Pferde auseinander und beruhigten sie, ließen sie Wasser aus
dem Kanal saufen, streichelten sie und zausten ihre Mähnen.
Keines der vierundzwanzig übrigen Pferde war verletzt.
Hinter Zakanza und mir dröhnte ein dumpfer Schuß auf.
Ptah hatte das Tier getötet; ich konnte sicher sein, daß
es keine andere Möglichkeit mehr gab. Wir lehnten uns gegen die
zuckenden, zitternden Körper, deren hochgesteigerte Erregung
noch deutlich zu spüren war, und sahen hinüber nach Assur.
„Es waren etwa zwanzig Steinbrocken, die wie überschnelle
Pfeile aus dem Himmel kamen", sagte ich leise und sah der
auseinanderfasernden Rauchwolke nach, die von Mikaylus Hof aus
langsam in die
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