PR TB 197 Lenkzentrale CONDOS VASAC
Einfacher war es
schon vorzutäuschen, per Transmitter von der Erde geflohen zu
sein, um dann auf dem Mars noch drei Agenten der SolAb auszuschalten,
um etwaigen CV-Spionen zu beweisen, wer ich war und woher ich kam. Um
das Maß voll zu machen, würde zur gleichen Zeit auf der
Erde ein Roboter mit meinem Aussehen in einen Transmitter springen,
für den keine Empfangsstation geschaltet war. Der
Maschinenmensch würde eine hübsche Gaswolke im Hyperraum
ergeben, dabei aber gleichzeitig zu meinem Alibi werden. Wir hatten
mehr als Grund zu der Vermutung, daß die Beobachter der CV sich
überall befanden. Wenn die Lenkzentrale recherchierte, würden
diese Spione meine Behauptungen bestätigen müssen. Der
Kalup-Wissenschaftler hatte sich demnach tatsächlich mit seinem
Teamchef verkracht und war von der Erde geflohen, um einer Verhaftung
zu entgehen. Geheimnisträger erster Klasse konnten eben nicht so
einfach den Hut nehmen ...
Lepso war längst über unser Kommen orientiert. Ein
gewisser Barniter namens Haahl-A 1 würde bereits jetzt Blut und
Wasser schwitzen, dabei aber alles vorbereiten. Wahrscheinlich kamen
wir noch am Tage unserer Ankunft mit der CONDOS VASAC in Kontakt.
Haahl-A 1 war alles zuzutrauen. Er war einer unserer besten
„passiven“ Agenten und hatte sein Können schon mehr
als einmal unter Beweis gestellt.
Doch noch war es nicht soweit. Ich sah auf mein
Chrono. Die Digitalziffern leuchteten mir ein mattes 14:30 Uhr
entgegen, Erdzeit natürlich. Auch solche Kleinigkeiten konnten
entscheidend sein. Wenn ich von der Erde kam, hatte auch meine Uhr
Erdzeit anzuzeigen. Ich winkte dem Schalttechniker in der grünen
Montur zu und ging auf den flammenden Transmitterbogen zu.
Lemy tat mir leid. Er würde stark unter dem Transmitterschock
zu leiden haben. Aber es ging nicht anders. Erstens standen wir unter
erheblichem Zeitdruck, und zweitens wollte Atlan es nicht riskieren,
daß wir etwa beim Verlassen eines Raumers gesehen wurden.
Mein Kampfanzug sah aus wie jene Monturen, die die Techniker und
Ingenieure des Kalup-Teams trugen. Einerseits für einen
Fliehenden reichlich verräterisch, andererseits verschaffte sie
ihm aber auch gegenüber Personen, die von der Fahndung noch
nichts wußten, erhebliche Privilegien. Die Frauen und Männer
des Kalup-Teams waren samt und sonders kleine Genies und genossen
überall Vorrang. Nach außen hin war zu jener
Berufskleidung kein Unterschied festzustellen, aber sah man genauer
hin, entdeckte man ein ganzes Arsenal an Waffen und ähnlichen
scheußschönlichen Dingen, um einen Ausdruck aus Mausbiber
Guckys Produktion zu verwenden. Lemy würde sich bei diesem
verdrehten Wort natürlich wieder furchtbar darüber
aufregen, daß man eine Kultursprache so verhunze. Aber man
versuche einmal, das Gucky beizubringen!
Ich trat in den Flammenbogen und wurde augenblicklich
entstofflicht. Im gleichen Moment ging auf Terra jener humanoide
Roboter mit meinem Aussehen auf seine Reise ohne Wiederkehr. Ich
vernahm noch den piepsenden Schrei des Kurzen aus meiner Brusttasche,
dann hatten wir in Form einer Impulsspirale be
reits die Entfernung QUINTO-CENTER - Mars zurückgelegt und
wurden wieder rematerialisiert. Ein greller Schmerz raste durch
meinen Rückenmarkskanal bis zum Gehirn und vermittelte mir die
Illusion, von innen heraus zu verglühen. Es war, als beständen
Wirbelsäule und Gehirn aus flüssigem Eisen. Dann flaute der
Transmitterschock ebenso rasch wieder ab, wie er entstanden war.
Ich tastete zu meiner Brusttasche. Lemy bewegte sich nicht. Er war
bewußtlos, hatte den Transport nicht ausgehalten. Seine
miniaturisierten Nervenbahnen waren um ein Vielfaches empfindlicher
als meine Stahltrossen.
Ich sah mich um. Die schwarzen Flecken, die während der
Wiederverstofflichung vor meinen Augen getanzt hatten, schwanden. Die
Leute, die uns verschickt hatten, besaßen wahrlich einen
absonderlichen Humor. Wir befanden uns vor dem Abstrahlfeld eines
Materietransmitters, der normalerweise Schrott zu befördern
hatte und nur zur Feier des Tages auf Empfang geschaltet worden war.
Flüchtlinge von Terra benutzen eben keine normalen
Transmitterstraßen! Jetzt legte ein Roboter einen Schalter um,
und der Transmitter wurde wieder zurückgepolt. Auf einem
Förderband raste ein Schrotthaufen auf mich zu. Er war früher
einmal ein Gleiter gewesen, den sein Fahrer im Vollrausch um einen
Hyperfunkmast gewickelt hatte; Reste der Sendeanlage waren noch in
den Trümmern verkeilt.
Ich konnte gerade
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