PR TB 198 Das Tor Zur Tiefe
Dieses
Urteil mußte erjetzt revidieren. Graner Indacochea war durch
die Wirren gewachsen und hatte seinen Komplex, auf einem Planeten zu
sein, rasch überwunden.
„Warum aber rebelliert mein Cappin-Fragment?" fragte er
den BiogenDiagnostiker.
„Ich weiß es nicht." Indacocheas Stimme verlor
mehr und mehr die schrillen Töne. „Es gibt eigentlich nur
einen vernünftigen Hinweis, aber der ist in sich
widersprüchlich."
„Sie meinen die Tatsache, daß die Unruhe des
Cap-pin-Fragments nach Sonnenuntergang nachließ? Natürlich.
Das könnte bedeuten, daß die auslösende Strahlung von
einer der neun Sonnen, oder von mehreren oder allen, kommen würde.
Der Planet Rozon schirmt sie etwas ab. Wo aber ist der Widerspruch?"
„Der Widerspruch?" Indacochea schien es sichtlich Freude
zu bereiten, dem Maskenträger behilflich zu sein. „Auf
Tardell verhielt sich das Fragment ruhig, abgesehen von der Situation
in der Nähe des Tores zur Tiefe. Wenn die Sonnen strahlen, dann
strahlen sie doch wohl in alle Richtungen gleichmäßig,
oder?" „Noch ein ungeklärter Punkt", sagte
Saedelaere. „Aber er hindert mich nicht daran, die
entscheidende Schlußfolgerung aus allen Beobachtungen zu
ziehen." „Und die wäre?" Rosy war sehr
interessiert.
„Irgendjemand muß die Anlagen installiert haben.
Irgendjemand muß eine bestimmte Absicht damit verfolgt haben,
die Tardellianer und die Hurozons in diesen unsinnigen Lebensrhythmus
zu zwingen, und irgendjemand muß ein Interesse daran haben, daß
sich beide Völker bis aufs Messer bekämpfen, obwohl sie
sich widersinnigerweise dadurch nicht ausrotten, sondern zu ständig
neuem Leben verhelfen."
„Vielleicht klingt das nur für uns widersinnig",
meinte Indacochea, „und in Wirklichkeit ist es gar nicht."
„Wie dem auch sei", fuhr Alaska fort. „All das
weist daraufhin, daß es noch
jemand anders gibt. Ich möchte ihn die Macht im Hintergrund
nennen. Und ich habe das dunkle Gefühl, daß wir aus diesem
Teufelskreis nur herauskommen, wenn wir diese Macht aufspüren.
Wir sollten alle weiteren Aktionen darauf beschränken, denn mit
diesen vorprogrammierten Zwergen oder mit den Hurozons ist eine
Verständigung nicht möglich. Einverstanden?"
Rosy und Indacochea nickten, obwohl sie sich beide nicht
vorstellen konnten, wie Alaska konkret vorzugehen gedachte.
„Zur SOL können wir im Augenblick sowieso nicht",
erläuterte der Transmittergeschädigte seinen Plan. „Es
sei denn, man findet uns und haut uns heraus. Die Chancen dafür
beurteile ichjedoch als sehr gering. Wir müssen uns also selbst
helfen. Wir müssen den oder die Drahtzieher im Hintergrund
ausfindig machen. Es ist jetzt Nacht auf Rozon. Der
Chaffieprestobrunnen ist zwar ständig bewacht, aber wir sollten
doch unerkannt entkommen können. Dann kapern wir uns einen oder
zwei Hurozons und quetschen sie aus. Es muß ja zumindest
irgendwelche Gerüchte oder Sagen in diesem Volk geben, die uns
zu dem möglichen Aufenthaltsort der Macht im Hintergrund führen.
Die ständige Prügelei zwischen den Völkern und ihre
gegenseitige Wiedergeburt muß doch einen Sinn haben."
„Ich bin die Kleinste von uns", sagte Rosy Dewitte und
ging zu dem Rand des Wasserdoms. Sie zwängte sich vorsichtig
durch die Energiefelder, die schwach leuchteten und den gleichmäßigen
Fluß des Wassers garantierten.
Nach einigen Minuten kam sie triefnaß zurück, aber das
schien ihr nichts auszumachen, denn sie lächelte spitzbübisch,
während sie sich die langen Haare aus dem Gesicht strich.
„Man hat mich nicht bemerkt. Die Gelegenheit ist günstig.
Es laufen nicht einmal ein Dutzend Hurozons draußen herum. Das
Podest von unserer Verurteilung steht noch am Brunnen. Unter ihm
könnten wir uns zunächst verbergen und dann irgendwo in der
Dunkelheit untertauchen. Ich schlage vor, ich gehe vor und gebe Ihnen
ein Zeichen, wenn die Luft rein ist."
Die beiden Männer hatten keine Einwände.
Wenige Minuten später saßen die drei, vor Wasser
triefend, unter dem Podest. Saedelaere deutete auf den Tempel, der im
Halbdunkeln lag.
„Dorthin!" flüsterte er. „Vielleicht können
wir da einen kompetenten Hurozon auftreiben."
Als für einen Moment keiner der Planetenbewohner sichtbar
war, krochen sie unter dem Podest hervor und schritten ohne Eile über
den weiten Platz. Rosy blickte sich einigemal unauffällig um,
aber tatsächlich nahm niemand Notiz von ihnen. Die Hurozons
wanderten in Gruppen zu drei oder vier Personen um die Wasserfontäne
herum. Sie
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