PR TB 198 Das Tor Zur Tiefe
schienen eine Art Wachmannschaft zu sein. Zwischen dem
Tempel und dem angrenzenden Hochhaus lag eine dunkle Straßenschlucht.
Als die drei näher kamen, wies Alaska auf den Durchgang.
In dem Tempelgebäude glomm nur ein einzelnes, schwaches
Licht. Der Transmittergeschädigte drückte seine Begleiter
in den Schatten des anliegenden Gebäudes.
Zwei Gestalten kamen seitlich aus dem Tempel, durchquerten die
hohen Säulen und blieben kurz auf der Straße stehen. Sie
sprachen ein paar Worte miteinander, die aber so leise waren, daß
man nur wenige Wortfetzen verstand.
Dann gingen die beiden Hurozons in getrennten Richtungen davon.
Saedelaere wartete, bis der eine, der sich in Richtung des
Zentralplatzes gewandt hatte, verschwunden war. Er gab den
Solgeborenen ein Zeichen und spurtete los.
Der Hurozon ließ sich leicht überwältigen.
Saedelaere preßte ihm eine Hand auf den Mund und hielt ihn mit
der anderen fest. Dann rief er nach seinen Begleitern.
Als Rosy und Indacochea bei ihm waren, schleppte er den Hurozon,
es handelte sich um einen älteren Mann, in das Gelände
hinter dem Tempelbau. Hier gab es Büsche und niedrige Bäume,
zwischen denen man sich gut verbergen konnte.
Er drückte den Hurozon zu Boden und kniete sich vor ihm hin.
Erst dann nahm er die Hand von seinem Mund. In der Dunkelheit konnte
Alaska den Gesichtsausdruck des Mannes nicht erkennen.
„Wenn du schreist", sagte er als erstes, „ist es
aus mit dir."
Als er sah, wie der Hurozon nickte, fuhr er fort: „Es wird
dir nichts geschehen, wenn du gehorchst. Wir brauchen nur ein paar
Auskünfte von dir."
„Ihr seid doch die drei Tardellianer", sagte der
Hurozon ängstlich, „die wir heute in die Feuergrube
gestoßen haben. Wieso seid ihr wieder hier?"
„Das spieltjetzt keine Rolle. Stell dir einmal vor, wir sind
keine Tardellianer." „Das ist Unsinn", sagte der
Hurozon abweisend.
„In Ordnung." Saedelaere sah ein, daß so nichts
in Erfahrung zu bringen war. „Beantworte mir eine andere Frage.
Wer hat den Brunnen des Chaffiepresto und die Feuergrube gebaut?"
Der Hurozon schwieg eine Weile, und Saedelaere mußte ihn
energisch auffordern, endlich zu antworten.
„Ich weiß es nicht", sagte der Alte schließlich.
„Sie waren schon immer da."
„Du bist ein alter Mann", bohrte der Maskenträger
weiter. „Du hast sicher von irgendwelchen Sagen oder Gerüchten
gehört, die davon erzählen, wo der Brunnen herkam, wo ihr
Hurozons früher gelebt habt oder wer die Tardellianer sind."
„Es ist verboten, darüber zu reden", antwortete
der Hurozon mit dumpfer Stimme.
„Du mußtjetzt darüber sprechen." Alaska
legte einen drohenden Klang in seine Stimme. „Oder ..." Er
packte den Alten mit festem Griff an der Gurgel.
„Also gut", murmelte der kaum hörbar. „Es
gibt da eine Mär, die besagt, daß vor urdenklichen Zeiten
alles ganz anders war. Die wahren Herrn oder Götter zeigen sich
uns aber nicht. Sie haben den Brunnen gebaut."
„Wo finde ich diese Götter? Sprich!"
Der Alte breitete seine Arme aus und dokumentierte damit seine
Unwissenheit. „Eine Sage erzählt, die neun Götter der
Hurozons seien die neun Sonnen. Die neun Sonnen kamen in ferner
Vergangenheit und vernichteten die alte Sonne Chaffiepresto. Aber
Chaffiepresto schlug den neuen Göttern ein Schnippchen
und verbarg sich im Brunnen, wo er bis heute für die
Erhaltung der Hurozons sorgt."
„Ich höre Schritte", sagte Rosy Dewitte Alaska
stand auf und ließ den Alten los.
Irgendwo in der Nähe erklangen leise Rufe. Dann hastete dort
eine Gruppe vorbei in Richtung des Zentralplatzes.
„Tardellianer!" entfuhr es dem alten Hurozon. Er mußte
über eine gute Nachtsehfähigkeit verfügen, denn
Saedelaere hatte die Gestalten nicht identifizieren können.
Ohne sich um die drei Menschen zu kümmern, rannte der Hurozon
los. Im Laufen zog er eine Waffe aus der Brusttasche und begann wild
zu schreien. Alaska hielt Indacochea fest, der dem Alten folgen
wollte. Die drei verbargen sich im Schatten eines hohen Busches.
Der Hurozon stürmte auf die Twinzwerge zu und begann ohne
Warnung zu schießen. Plötzlich waren noch andere Hurozons
zu sehen, die ebenfalls in den Kampf eingriffen.
Der alte Hurozon wurde von einem Feuerstrahl getroffen. Dazu
gellte ein doppelter Jubelschrei aus den Mündern von zwei
Twinzwergen.
In dem Halbdunkel konnten die drei Menschen etwas Seltsames
beobachten. Noch bevor der alte Hurozon zu Boden gesunken war, löste
sich sein Körper in Nichts auf. Diese
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