PR TB 200 Raumschiff Der Katastrophen
Ohr“, sagte Klackton, der die Dunkelheit vergeblich zu
durchdringen versuchte, um den Sprecher zu sehen.
„Bemühe dich nicht“, sagte die Stimme, als könne
sie seine Absichten durchschauen. „Deine Sinnesorgane reichen
nicht aus, um mich wahrzunehmen. Auch bin ich körperlich gar
nicht bei dir. Du würdest sagen, daß ich immateriell bin.“
„Wieso kannst du dessen so sicher sein?“
„Ich weiß einiges über dich, aber noch nicht
alles“, sagte die Stimme. „Als du durch den Filter
gingst, wurdest du analysiert und gesiebt und auf alle möglichen
Arten geprüft. Nur weil die Tests positiv ausgefallen sind,
konntest du den Filter passieren. Die anderen Mikroben sind noch
nicht durch den Filter gekommen. Irgend etwas stimmt mit ihnen nicht.
Obwohl sie von der gleichen Art sind wie du, scheinen sie einen
entscheidenden Störfaktor zu haben... oder ihnen fehlt etwas,
das du hast.“
„Mikroben?“ wiederholte Klackton. „Du hältst
uns für Mikroben? Was stellt dieser Taucher eigentlich dar?“
„Wie soll ich dir das verständlich machen? Nun, der
Taucher ist ein Präzisionsinstrument, ein Diagnosegerät,
vergleichbar mit einem Mikroskop, das milliardenfache Vergrößerungen
erlaubt, aber mehr noch die Aufgabe hat, die Vorgänge in bislang
unerforschten Bereichen und in den kleinsten Bausteinen des Kosmos
begreiflich zu machen. Allein daß ich mich mit dir unterhalten
kann, der du im Vergleich zu mir eine Mikrobe bist und eine ganz
andere Existenzgrundlage hast, sollte deutlich machen, welches
Wunderwerk der Taucher ist. Es wäre dasselbe, als könntest
du dich mit einem Grippe-Virus unterhalten und von ihm verlangen, daß
er es gefälligst lassen soll, deine Gesundheit anzugreifen. In
diesem Fall sind nur die Rollen vertauscht. Denn du bist ein Virus
und ich der Arzt, der einen Krankheitsherd untersucht.“
11.
Man stelle sich vor:
Das Universum, der gesamte Makrokosmos, ist ein Metabolismus, ein
einziges Lebewesen. Die unzähligen Galaxien darin sind die
Zellen. Und jedes Sonnensystem ist ein Atom. Aber welchen Stellenwert
hatten dann die Wesen, die diese Atome bewohnten?
Der Vergleich mit einer Mikrobe oder einem Virus wäre dann
natürlich verfehlt, aber vielleicht war die Größenordnung
in dem Metabolismus „Universum“ ganz anders, als Klackton
es sich vorstellte. Und wie sich herausgestellt hatte, war das Atom
als der kleinste Baustein des Universums ja auch wiederum in sich
teilbar.
Der Gedanke, daß jedes Atom ein eigener Kosmos für sich
sei, und die Atome dieses Kosmos wiederum Universen für sich
waren, war nicht neu. Die Reihe ließ sich in der Theorie nach
unten beliebig weiterführen, genauso wie man sie nach oben
unendlich erweitern konnte.
Vielleicht saß irgendwo in Klackton ein so winziger Teil,
der sich nicht einmal mit den stärksten Positronenmikroskopen
erfassen ließ und fühlte sich ebenfalls als „Klackton“,
dachte und fühlte wie er - war tolpatschig wie er, der „große
Klackton“, und trat ebensooft ins Fettnäpfchen. Und wenn
es ihn, den großen Klackton, irgendwo juckte, dann trat der
kleine Klackton vielleicht gerade mit dem Fuß aus, oder er
brachte ein Raumschiff zur Explosion - oder ließ eine Sonne zur
Supernova werden. Wer wußte das schon...?
Und umgekehrt, wenn der große Klackton solche Dinge
anstellte, dann bekam der Super-Klackton einen Juckreiz, Migräne
oder einen nervösen Ausschlag. Wer konnte das mit Bestimmtheit
verneinen?
Aber die Sache war diffiziler. Sie betraf nicht die „Mikrobe“
Klackton allein, sondern alle Lebewesen der Milchstraße. Die
Milchstraße als Zelle, deren Bewohner als Krebsgeschwür!
Der Diagnostiker aus dem Über-Universum, in dem das
Einstein-Universum nur einen Metabolismus darstellte, hatte von einem
Krankheitsherd gesprochen. Er hatte den Taucher in den Metabolismus
eingeführt und ließ ihn den Krankheitsherd abtasten. Bis
jetzt schien er die Ursache für die
Krankheit noch nicht gefunden zu haben. Aber es war ihm gelungen,
etwa zwei Dutzend dieser Erreger mit dem Taucher einzufangen und sie
zu untersuchen. Jedoch nur einer hatte positiv darauf angesprochen:
Er, Walty Klackton.
Sollte er stolz darauf sein, sich als besser als die anderen zu
fühlen? Oder das „Positiv“ so verstehen, wie es im
Ärztejargon angewandt wurde: Diagnose positiv, wenn man jemanden
auf Verdacht untersuchte und eine Krankheit feststellte. Sollte er
sich also als Krebsgeschwür in der Milchstraßen-Zelle
sehen? Er neigte eher
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