PR TB 201 Der Verräter Mutant
Preis“, sagte er. „Ich kann mir ein
Leben ohne Sie gar nicht mehr vorstellen.“
Vanessa lächelte zurück.
„Mir geht es ähnlich“, drohte sie.
Der Dialog begann abzugleiten. Seccar wechselte zum Interkosmo,
damit die Eingeborenen ihn verstehen konnten.
„Und ihr wollt uns begleiten?“ vergewisserte er sich.
Er sah die drei Eingeborenen an. Sie sahen mutig und entschlossen
aus, aber sie kannten nicht die Gefahren, die sie auf sich nahmen,
wenn sie dem selbstmörderischen Plan der Fremden folgten.
„Wir wollten ohnehin ins Gebirge“, sagte die Frau.
„Und nun wissen wir, daß die Berggötzen keine Götter
sind, sondern sterbliche Wesen. Ich will wissen, warum sie wie ein
Alpdruck auf uns lasten,''
„Wir alle können sehr leicht das Leben verlieren“,
sagte Hardan Seccar.
Die Eingeborenen zuckten lediglich mit den Schultern.
„So viel ist es nicht, was wir aufs Spiel setzen“,
sagte der Bezopfte, der Jeller hieß. „Es scheint mir
besser, im Kampf mit den Berggötzen oder Springern zu sterben,
als früher oder später in der Wildnis einen elenden Tod zu
sterben.“
„Worauf warten wir dann noch?“ fragte Vanessa und
stand auf.
Die beiden Frauen lächelten sich zu.
Seccar sah es mit Grausen. Er ahnte, daß hier ein rasches
Bündnis geschlossen worden war, gegen das er sich schwerlich
würde auflehnen können.
Resignierend machte er sich auf den Weg, den anderen nach.
„Wer kann hier gegangen sein?“
Hardan Seccar deutete auf die Spur im Sand.
Sie hatten die Ausläufer des Gebirges erreicht, ohne auf
Spuren gestoßen zu sein, von Tierfährten einmal abgesehen.
Was sich vor Seccars Augen aber im Sand abzeichnete, hatte mit
Wildwechsel nichts zu tun. Es war eindeutig der Abdruck eines
gestiefelten Fußes. Da die Eingeborenen durchweg kein Schuhwerk
besaßen, mußte der Abdruck entweder von einem Berggötzen
stammen - oder aber von einem anderen Mitglied der
ANDROMEDA-STAR-Besatzung.
„Es muß einer von unseren Leuten gewesen sein“,
stellte Seccar fest. „Ich wüßte gerne, von wem.“
Es war zu sehen, daß es ursprünglich eine ganze Reihe
von Abdrücken gegeben hatte. Klar zu erkennen war aber nur diese
eine Fußspur.
„Ein Mann mit langen Beinen“, stellte Nador sachkundig
fest. „Man kann es an der Länge der Schritte erkennen.
Seht ihr? Hier und dort. Man kann den genauen Abdruck zwar nicht mehr
erkennen, wohl aber die grobe Form. Der Mann hat lange Beine gehabt,
und er war auch nicht sehr schwer. Die Abdrücke sind ziemlich
flach.“
Hardan Seccar stieß einen leisen Pfiff aus. Er sah Vanessa
an.
Die Frau nickte.
„Varn Hister“, stellte sie ruhig fest. „Hattest
du mit einem anderen Ergebnis gerechnet?“
„Nein“, gab Hardan Seccar zu. Er wischte sich den
Schweiß aus der Stirn.
Seine Hand war schlanker geworden, stellte er fest. Die Sonne
hatte die Haut tief gebräunt. Es hatte sich vieles verändert,
sogar ziemlich rasch, aber das war Seccar erst spät bewußt
geworden. Er hatte beträchtlich an Gewicht verloren, und aus dem
unrasierten Kinn war ein kleiner Bart geworden, der ihm nicht
schlecht zu Gesicht stand. Seine Bewegungen verrieten Kraft und
Ausdauer, und Seccar hatte - ziemlich entgeistert - festgestellt, daß
er in den letzten Tagen nicht ein einziges Mal an Alkohol gedacht
hatte. Offenbar waren die Veränderungen nicht nur auf das Äußere
beschränkt geblieben.
Geändert hatte sich auch Vanessa Carmichael, und auch das war
Seccar keineswegs entgangen. Sie hatte in ihren Bewegungen viel von
ihrer Befangenheit verloren; sie wirkte nicht mehr steif und
ungelenk. Jetzt drückten ihre Bewegungen gelassene
Selbstzuversicht aus, Ruhe und Energie zugleich.
Ein Planet der Wunder, hatte Seccar gedacht, als er den Gedanken
zum ersten Mal gedacht hatte. Er empfand diese Veränderungen als
angenehm.
„Es muß noch jemand hier gewesen sein“, sagte
Nador. „Ein zweiter Mann, der nicht so groß war wie der
erste - aber mehr kann ich nicht erkennen.“
„Das kann sowohl auf Adams als auch auf Amahura zutreffen“,
erklärte Seccar.
Vanessa nickte zuversichtlich.
„Wir werden die beiden finden, wo immer sie sich auch
verstecken mögen. Weiter, Leute! “
10.
„Ich bin gespannt, was wir finden werden“, murmelte
Seccar.
Dämmerung lag über dem Gebirge, am Horizont glühte
die untergehende Sonne in düsterem Rot.
Der Augenblick der Entscheidung konnte nicht mehr lange auf sich
warten lassen. Zu deutlich waren die Hinweise gewesen, die die Gruppe
in
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